Full text: Dritter Band (3. Band)

582 H. A. Bueck. Centralverband Deutscher Industrieller. 
1. Februar 1898 eingeführten Arbeitskammern. Er berief sich da— 
bei auf eine von dem Privatdozenten Dr. Harms über die Wirk— 
samkeit jener Kammern verfaßte Schrift. Die Darstellungen dieser 
Schrift lauteten im einzelnen eigentlich recht ungünstig. Eigen— 
thümlicherweise glaubte Trimborn dies aber als Beweis für die 
Vortrefflichkeit dieser Organisation anführen zu können, weil man 
in Deutschland alles anders und besser machen würde. Dem Ein— 
wande, daß mit dieser Organisation wieder ein Nest geschaffen 
werde, in welches sich die Sozialdemokratie festsetzen würde, wie 
bei den Gewerbegerichten und bei den Krankenkassen, und daß die 
sozialdemokratische Partei einen neuen Stützpunkt erhalten würde, 
hielt Trimborn entgegen, daß eine Vertretung auch der sozial— 
demokratischen Arbeiterschaft in diesen Arbeitskammern eine segens— 
reiche Thätigkeit derselben doch nicht ohne weiteres ausschließe. Im 
übrigen gab Trimborn zu, daß die Sozialdemokraten bei der 
Verwaltung der Krankenkassen vielerorts terroristisch vorgegangen 
seien; Trimborn meinte aber, daß solche Vorgänge bei den pari— 
tätisch zusammengesetzten Arbeitskammern nicht zu befürchten seien. 
Auch die paritätisch zusammengesetzten Gewerbegerichte hätten sich, 
trotz der häßlichen Begleiterscheinungen bei den Gewerbegerichts— 
wahlen, bewährt. 
Wer die Entwickelung der sozialpolitischen Meinungen der 
letzten Jahre genauer verfolgt habe, werde sich der Beobachtung 
nicht entziehen können, daß der Gedanke der Arbeitskammern im 
Laufe der Jahre immer siegreicher vorgedrungen sei. Bezeichnend 
hierfür sei schon die eine Thatsache, daß in den letzten Jahren in 
verschiedenen Einzellandtagen Anträge auf Errichtung von Arbeits— 
kammern eingebracht worden seien. Hier im Reichstage dürfe man 
wohl auf eine zuverlässige Mehrheit für die Errichtung von Arbeits— 
kammern rechnen. 
„Aber der Bundesrath!“ so fuhr Trimborn fort, „nun wenn 
ich daran denke, daß Baden, Württemberg und Hessen sich durch 
den Mund ihrer Regierungsvertreter in den Einzellandtagen grund— 
sätzlich freundlich zur Sache gestellt haben, so möchte ich fast 
Morgenluft wittern. Wird die Sonne dort endlich aufgehen? 
Werden die Verbündeten Regierungen endlich, um noch einmal mit 
Dr. Hitze zu reden, mit beiden Händen nach der Gelegenheit 
greifen, um mitten in die Arbeiterwelt hineinzutreten und im Verein 
mit den Arbeitgebern den Berg von Irrthümern und Mißtrauen
	        
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