2. Abschnitt: Arbeéit des Centralverbandes. B. Sozialpolitik. 627
3 Fast gleichzeitig mit den Ereignissen auf der Zeche Bruchstraße
ig waren Schwierigkeiten auf der Zeche Herkules, zur Gewerkschaft
Herkules gehörig, ausgebrochen. Dort war ein Bergmann wegen
li einer in öffentlicher Versammlung gegen den Betriebsführer aus—
b gesprochenen Beleidigung abgelegt worden Die Belegschaft ver—
langte die Wiedereinstellung. Sie wurde von der Betriebsführung
entschieden abgelehnt mit dem Hinweise, der entlassene Bergmann
3 möge, wenn er im Recht zu sein glaube, sich an die Gerichte wenden.
Eine Versammlung, in der über die mit der Betriebsführung der
Zeche Herkules gepflogenen Verhandlungen berichtet wurde, zeigte sich
bereits sehr geneigt sofort in den Ausstand zu treten. Den an—
wesenden sozialdemokratischen Führern, den Reichstagsabgeordneten
Hue und Sachse gelang es jedoch die Leidenschaft zu mäßigen
und die Entscheidung auf einige Tage hinauszuschieben. Durch die
ch überstürzenden Ereignisse wurde der Aufschub aber unmöglich gemacht.
Die Bewegung sprang auf bisher ganz unbetheiligte Zechen über.
Am Morgen des 12. Januar hatten bereits über 36 000 Bergleute
die Arbeit niedergelegt.
An diesem Tage fand eine Versammlung von Delegirten der
Arbeiter statt. Wie erfolgreich die langjährige Hetzarbeit gewesen
war ging zunächst aus dem Umstand hervor, daß die Delegirten
8 von vier verschiedenen Arbeiterorganisationen, die bisher keine Be—
ziehungen zu einander gehabt, sich sogar theilweise feindlich gegen—
über gestanden hatten, sich nunmehr zum Kampfe gegen die Arbeit—
geber vereinigten. Es waren der deutsche Bergarbeiterverein, der
Gewerkverein christlicher Bergarbeiter, die polnische Gewerkschaft
und der Hirsch-Dunckersche Gewerkverein.
h Von der Versammlung wurde unter dem Vorsitz des Reichs—
tagsabgeordneten Sachse eine Resolution gefaßt und vierzehn Forde—
rungen wurden zur sofortigen Ueberreichung an den bergbaulichen
g Verein festgestellt. Ferner wurde eine Siebener-Kommission zur
Leitung und zur Verhandlung mit den Arbeitgebern gewählt. Der
u bergbauliche Verein sollte aufgefordert werden bis zum 16. Januar
Mittags Antwort auf die gestellten Forderungen zu ertheilen. Der
erste Absatz der gefaßten Resolution lautete:
„Die am 12 Zanuar 1905 tagende Bergarbeiter—
konferenz sämmtlicher Reviere verurtheilt entschieden
das disziplinlose Vorgehen der Belegschaften, welche
ohne Rücksprache mit der Organisation und ohne Forde—
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