924 Des XVII Jahrhunderts erste Hälfte. 1. Allgem. kriegswissenschaftl. Werke.
fein Weib inn iren Feldtzügen weder hohes noch niedrigs standt3persohnen ge-
stattet, welches: bey vnsren Zeiten, vornemblich bei vnserer nation vnd den '
Wallonen wol zu desiderieren. Weil es aber in so großem Abuß vnd müß-
brauch kommen, daran nit allein die gemeine Soldaten, sondern vil die hohe
ofßicier vnd der kriegö3herr selbst schuldig . . . Wiewol die Teutschen weiber den
Soldaten beuorab in Vngarn mit tragender notturfft sowohl in wartung in
krankheiten denen Soldaten sehr nüßlich sein. Im tragen findet man selten eine, |
die vnder 50 oder 60 Pfund tregt; da etwan der Soldat mit Victualien oder erich
ander dergleichen tragende wahren nit versehen, so ladet er ihr Stroh oder Holz |, emen
daruor auf, zu geschweigen, daß manche ein, zwei oder mehr Kinder uf dem .
Ruckhen tregt; gewohnlich aber tragen sie außer der Kleidung am Leib dem
Mann 1 baar Hosen, 1 baar strimpff, 1 baar schuhe, vor sie auch soviel an schuch
vnd strimpffen, 1 Ro>, 2 Hemmeter, 1 Pfanne, 1 Hafen, 1 oder 2 Schüssel,
1 Leilach, 1 Mantel, 1 Zelt, 3 stengel. Darzu kriegt sie kein Holz vß den
quartieren zu kochen, so lädet sie es doch vnderwegs vff. Vnd damit sie mehre
fagtiga erleiden, so füret sie gewohnlich ein Hündlein an dem Stri>h oder tregt
ihn wol gar in bößem wetter.“
All den in den deutschen Heeren eingerissenen Mißbräuchen aus
einmal entgegenzutreten, erklärt nun der Verfasser freilich für unaus-
führbar. Er begnügt sich damit, unter den Hochdeutschen der erste
gewesen zu sein, der sich bemüht, die Restituierung der guten Ord- M
nung wieder in Gang zu bringen, wobei der Prinz Moriz von <>
Oranien sein Vorbild sei. Sein Buch soll eben diesem Zwecke dienen. sr
-. Der Einleitung folgt ein I. Kapitel Von Exercitiis vnd en
K riegsvbungen. vu fg
E53 bringt nicht viel Interessantes: Das Muster der Römer wird aufgestellt mann
und dann bemerkt, daß die Wiederaufnahme regelmäßiger Exerzitien watt"
im niederländischen Heere vorzugöweise das Verdienst eines englischen Nn
Obersten gewesen sei, eines „Spießgesellen“ des Verfassers. Denn der habe be- nn
merkt, daß das abscheuliche Gesindel, welches er aus England herüber gebracht Ruh
und welches großenteils aus Verbrechern bestanden, nicht anders in Zucht zu
halten sei al8 durch unablässige Beschäftigung. Dazu vornehmlich habe er das
fünstliche Exerzitium eingeführt, damit zugleich aber Erfolge erzielt, welche die
anderen Obersten mit Recht zur Nachahmung gereizt. „So haben wir mehr als
einmal von Sr. Exc. Prinz Morizen gehört, daß er dem Vorstand der Exerzitien
nächst Gott den Sieg in der Schlacht bei Neuport zugemessen.“ Die Komposition
einer geschwinden Schlachtordnung sei zuerst vor Groningen im Schwang ge-
wesen (1594), „wiewol sie vor 18 Jahren in Gualteri Rivii buch, so 1572 wider
vffgelegt [XVI]. 8 82], offtmals gelesen. Wir haben vn3 aber als ein junger
Capitain dazumal anderen vnd elteren nicht vorgreiffen dürffen.“ Mit solcher
geschwinden Sclachtordnung könne man allezeit 2000 Mann in 1% Viertel-
stunden zum Gefecht stellen, während die älteren Manieren für 1000 Mann stets
mehr al3 eine Stunde gebraucht hätten, „wie wir dann selbst anno 96 gesehen . .3