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Des XVII. Jahrhunderts erste Hälfte. Il. Waffenlehre.
II. Kapitel,
Waffenlehre |
1. Gruppe.
Die Zeit vor dem dreißigjährigen Kriege. |
8 38.
Ein großes, zusammenhängendes Bild dessen, was um die Wende is
des 16. und 17. Ihdts. an pyrotechnischem und artilleristischem Wissen teln,
Gemeingut der deutschen Fachgenossen war, bietet ein überreich aus- (mi,
gestattetes, mächtiges Kompendium dar, welches in drei mehr oder eue
minder reichhaltigen Handschriften erhalten ist. Am vollständigsten “
liegt es in der Berner Stadtbibliothek vor, wo es den Titel „Feuer- "
werks- und Büchsenmeisterbuch“ führt und zwei Foliobände
füllt (ms. 7 und 8). Der eine dieser Bände enthält die Feuerwerkerei,
der andere das Geschüß- und Zeugwesen, und im ganzen zählt das u2)
Werk sieben Abschnitte. jan
I. Von Salpeter, Schwefel, Kohle und den Konfortativen des Pulvers- „2
IL Von den Pulvertheylungen (Zusammensezungen) und von Her- aus
stellung de8 Pulvers. (Mühlen, Stampfen u. s. w.) m
III. Sc<himpfliche Feuerwerke. (Lustfeuerwerkerei.) Raketen, Feuer- |
räder, Kolben, Wasserkugeln mit ausfahrenden Ragettchen, Röhrkugeln mit aus- Gs
fahrendem Feuer , Laufende Kugeln, Triumphkugeln u. dgl., „Achsel - Möseln En
(gestielte , auf der Schulter senkrecht aufsigende und abzufeuernde Handmörser), R
daraus die kleinen Sprengkugeln geschossen werden“, Handrohre (köstliche vn
Gewehrzeichnungen), Sprengkasten mit verschiedenen Schlägen und (Feuer-) EN
Schlössern, Hölzerne Mörser, Feuermänner, Feuerburgen, Feuerbrunnen u. dgl. M
Schaugerüste mehr von blühender Phantasie und farbenüppigster Darstellung. 3
IV. Ernstfeuerwerkerei. Säße und Zeuge, so mit Öl, andere so mit Au
Essig, Branntwein oder Leimwasser angefeuchtet werden, „Vergiffte Sätz vnd Zeug 8
zu Rauch vnd Dampff, Trukne Sä zu Feuer- und Wasserkugeln, Geschmeltte 2
Saß (Geschmolzen Zeug) und Klebzeug, auch wie der staall zu schmelten ist,
Austheylung der Schnitt(muster) zu den Seen (Kartuschen) vnd (Feuer-)
Kugeln“. (=- Hierher gehören namentlich die sog. „Carcassen“, d. h. Haufen
von Sprengkugeln und Kunstfeuerwerk in eisernem, eiförmigem Gerippe, das in
einen Zwillich- oder Leinwandsa> genäht, aus Mörsern geworfen wurde. Auch
kleine Geschosse, Bruchstüke von Gewehrläufen und anderen Hagel fügte man
gern hinzu. Ähnlich war die sog. „Trancheekugel“: 16 bis 18 kleine Granaten
auf einem halbrunden Hebespiegel, um eine aus dessen Mitte hervorragende