974 Des XVII. Jahrhunderts erste Hälfte. I1. Waffenlehre.
u. zw. nicht nur dessen, was gültige Praxis war, jondern auch manches
mit Recht oder Unrecht Veralteten. Namentlich in pyrotechnischer Hin-
sicht muß die Arbeit geradezu als klassisch bezeichnet werden, und
diesem Charakter entspricht auch die Ausstattung mit einer unglaublich
großen Zahl schön gezeichneter, goldaufgehöhter, farbenreicher Aquarelle.
-. Das Berner Exemplar nennt keinen Autor, wohl aber ein ent-
sprechender prachtvoller Foliant der königlichen Bibliothek zu Berlin
(ms. germ. fol. 4), der allerdings nur die vier Bücher über Pyro-
technik enthält, doch sonst noch reicher dekoriert ist, als der Berner
Codex. Dieser Foliant führt den Titel: „Etliche schöne Traktate eit
von allerhandt Feuerwerc>en und deren künstlichen Zubereitungen ;
. . . Zusammengebracht durch Johannen den Eltern, Graven zu vw
Nassaw, Catznelnbogen , Vianden vnd Diez, Herren zu Beilstein. 1
Innv 1610.“ [XV1L. 8.38, 95, 98 und 128.] :
Diese Arbeit wurde, wie eine beigegebene Notiz jagt, i. J. 1597 iN
begonnen, i. J. 1610 vollendet und i. IJ. 1597 vom Grafen Moriz u
von Nassau dem Großen Kurfürsten zum Geschenk gemacht. wun
In wie weit der Verfechter volkstümlicher HeereSaufbringung, der Begründer vol, |
der ersten Kriegsschule, tatsächlich als eigentlicher Verfasser oder nur als an- lehre
regender Urheber dieses Werkes zu betrachten ist, und wie das Verhältnis des 'olpet
Berliner Kodex zu der vollständigen Berner Handschrift, sowie zu einem dritten im
Exemplar in der-großherzgl. Bibl. zu Karlö3ruhe (Durlach 246, 251) 1) auf- jänf
zufassen ist, muß ich dahingestellt sein lassen. Daß Graf Johann von Nassau 100
sich sehr eingehend mit artilleristischen Dingen beschäftigte, lehren sowohl sein el
„Dis8cur8 die Artillerie belangend“ [S. 752] als seine hinterlassenen Kollektaneen, :|
welche mehrere interessante Einzelheiten dieser Art enthalten, 3. B.: i
In dem ältesten Konvolut (Alt. Dillbg. Archiv K. 971a): Von Carthaunen;
Instrument pour tirer troict avec le Canon; Vom Beschießen (im Belagerungs-
kriege); Von Mörseln, Feuerkugeln und Pfeilen; Munition und Geschüß, so
die Herren Staaten 1598 aufgewendet ; Vom Groben- Geschütß und Beschießen.
- In K. 923: Nouvelle invention d'an canon du bois pour tirer ton-
neaux; Über Betarden ; „Instrument, mit welhem man etliche 100 Centner
stein gewiß in ein ort werfen kann“ (ein altes Werfzeug). =- In K. 925: 1a
Pyrotechnie militaire (furzer Aufsatz); Orlogsschiffe als schwimmende Minen
(wie Gianibellis Antwerpener Höllenmaschinen) mit Zeichnungen: Forme d'bor-
loge pour donner le feu au bateau gautant; Vom Groben Geschütz ; Was
von den Handwerkern alle Jahr könnte in8 Zeughaus gesteuert werden; Über
Schiffbrücken.
1) Da3 Exemplar ist nicht vollständig, und nur der auf die Lustfeuerwerkerei bezügliche Ab-
sc<nitt ist mit Aquarellen ausgestattet.