Full text: XVII. und XVIII. Jahrhundert bis zum Auftreten Friedrichs des Großen 1740 (21. Band, 2. Abtheilung)

1. Die Zeit vor dem dreißigjährigen Kriege. 281 
brauchen : beneben einer kurßen anleittung zu allerhand beydes zum krieg vnd 
zur frewden gehörigen Feuwerwerden % 
Nicht uninteressant ist das historische Einleitungskapitel, 
auf welches von Späteren oftmals zurückgegriffen worden ist. 
Die Priorität der Erfindung der Feuerwaffen seitens der Chinesen läßt 
Ufano dahingestellt; er will sich an den bekannten „vorwizigen Münch Deutscher 
Nation“ halten, und bringt als älteste Nachricht über den Gebrauch von Feuer- 
waffen eine Chroniknotiz, derzufolge die Venetianer 1366 bei der Belagerung von 
Claudia fossa durch etliche Deutsche unterstüßt worden seien, „so zwei kleiner 
eyseren Stücklein mit gewisser Anzahl pulver3 vnd Bleyhern kugeln der Venedischen 
Herrschafft als etwas seltzames verehrt“. Auch von den Stabeisengeschüßen der 
Frühzeit weiß Ufano zu melden, und nicht minder stellt er ein Elbogengeschütz 
(codado) dar. Daß es indessen mit seinen Geschicht3kenntnissen nicht besonder8 
bestellt war, lehrt die Bemerkung, daß „Fl. Vegetius, ein Römischer Scribent, 
bezeuget, dieses (codado) sei mit zwei Zündpfannen versehen“. Ufano hat offenbar 
ein Exemplar des deutschen Vegez vor Augen gehabt, in dem das dem Valturius 
entlehnte Elbogengeschüß dargestellt war, und hielt daraufhin entweder den 
Vegetius für einen modernen Schriftsteller oder das Winkelhakenstüc>k für ein 
antikes Geschüß. Er beschreibt nun „andere von eysen gegossene stück“ und handelt 
dann „von anfang vnd gestalt der gegossenen Metallen Stück“, inbesondere von 
den Hinterladern (castil. piezas de Camara, portug. piezas de braga, d. i. Hasen- 
stücke, nach der Form der einzuführenden Ladekammer.) 
Hierauf gibt der erste Traktat eine Beschreibung der zur 
Zeit des Verfassers im Gebrauche stehenden Artillerie, welche 
deutlich zeigt, wie wenig die Einheitsbestrebungen Karls V. in Spanien 
gewirkt hatten. 
Statt der klaren Gliederung des Material3, die einst Löffler vorgeschlagen 
[S. 620] und die französischerseit3 zur Aufstellung der berühmten six calibres 
geführt [S. 654], tritt uns eine unübersehbare Menge der verschiedensten Geschüß- 
individualitäten entgegen, von denen allerdings nur ein Teil al38 rechtmäßig 
(»ordinis legitimi«) galt, neben denen aber gerade die Mischarten, die Bastardas 
und die Extraordinarias, sich eigentlich bevorzugter Anwendung erfreuten. Ufano 
teilt die ganze Masse nach der Rohrlänge in 3 Hauptgattungen. Die erste 
derselben umfaßt die Feuerwaffen von 31 bis 40 Kaliberlängen, nämlich an 
legitimas 10 Arten: Drach (dragon), Schlange (ceulebrina), Veldschlange (media 
culebrina), Großer Val> (8acre), Klein Valc> (kalconete), Ribadoquin, Sperber 
(esmeril), Große MuSkete (mosqueton de posta), MuSkete (mosquete di qui- 
jote) und Büchse (arcabuz ordinario). Diese „ordentlichen Stück“ kommen „ge- 
mein, geschwächt oder gestärkt“ an Metall vor; die „gemeine“ Stärke aber ist 
schon recht bedeutend, weil man sie sehr großen Ladungen ausseßzte. Nun gibt 
es in derselben ersten Hauptgattung aber auch noc< 10 Bastarde von relativ 
geringerer Länge als die Normalstücke, nämlich Basilisk , Serpentine, Aspis, 
Pelican, Falcon, Ribadoquin, Esmexil, Moxqueton, MoSquete und Arcabuz, die 
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