1. Die Zeit vor dem dreißigjährigen Kriege. 983
die Sicherung und Versorgung eines belagerten Plaßes, über die Anordnung
„heimlicher Stück“, über Verbreiterung allzu schmaler Wallgänge durch Holzgerüste
zur Aufstellung von Geschüßen, über Batterien aus Wollsä>en, über „versenkte
Batterien“ (erdüberdeckte BelagerungS3batterien), über „heimliche Batterien in
einem Cavallier“ und über „Batterien vor der spißen einer pastheyen“. Nunmehr
wendet sich die Unterhaltung auf technische Einzelheiten: Ob eine ins Pulver
geschossene Kugel dasselbe entzünde; auf welchem Punkte der Quadrant stehen
muß, um die höchste Elevation zu erzielen ; Vergleich der Tragfähigkeit einer
Kolubrine mit der einer halben Kartaune i. J. 1601, . Tran3port des Geschübßes
durch Tagelöhner, da, wo die Pferde nicht angeschirrt werden können; wie ein
versenkt Schiff und Geschüß aus dem Grund zu heben; wie das Gußmetall zu
mischen ; „wie die metallen am Stück auszutheillen , daß es sein rechtes Gewicht
habe vnd im schuß nicht vor sich falle“. Endlich werden verschiedene Nebensragen
erörtert : „Wie ein heer ohne gefahr vber ein wasser zu seßen, wenn jhm der feind
nachfolget“; wie das Material zu Batteriede>kungen („leuchter vnd blinden“) be-
schaffen sein soll; „von vhrsprung, form vnd gebrauch der salsißen“ (8aucisse,
spanisch salchichon), d. h. der Deckwalzen auf dem Dünensande vor Ostende ; wie
eine Mine und ein bedeckter Gang über einen Graben zuwege zu bringen; wie
zu einer empresa eine brücken auff einem schiff zu richten“; wie eine große Brücke
über einen Strom zu schlagen, um ein Heer nebst Geschüß überzuseßen; „Instru:
menta, damit man stacketen, schubgattern, thor, gütter vnd rigel kan zubrechen
und wie eine petart zu laden vnd anzuhencken.z
Der dritte Traktat geht endlich vollends auf das artille-
ristische und pyrotechnische Detail ein, u. zw. handeln 16 Kapitel
von der Einrichtung und Behandlung der verschiedenen Geschüße (Unter-
juchung, Kalibrieren, Gebrauch des Hebezeuges u. |. w.), 15 andere
von der Feuerwerkerei.
In dem Examen, welches ein General mit einem Büchsen-
meister abhält, heißt e8: „E3 hatt ein Stü> 21 gliedt, so alle nach-
einander vnd mit vnderschiedtlichen namen genennet werden; das erste aber vnd
vornembste ist der mundt, nach welchem der vberige ganße leib formieret wirdt ;
die weitte desselbigen wirdt der Caliber genennet, welcher einem Büchsenmeister
1) die gange gelegenheit des Stücks, als die dicke, die lenge, kugel, pulver vnnd
n trieb anzeiget.) Die außwendige Dic vnd glätte des mundt von der sehlen biß
FEE an die frisen wird Orto, d. i. der randt oder saum des mundtloc<s genennet.
u M -0M Die ganße -höle des Lauffs8 wirdt die sehle genennet. Das löchlein, so gar
7% EI hinden am lauff wirdt fogon oder zündtloc< genennet. Die reiff ingemein,
u freed so das Stück vberall beydes zieren vnd stär>en heißt man frisen. Der mittelste
dem bei den naben wirdt der gürtel genant vnd der vorderste vnd höchste am mundt-
110 M3) stücf 1a loya oder das Kleinod. Das hindertheil des Stücks, da die ladung
jam Dehm 1) Da3 Wort Kaliber wird zuweilen von aequilibrium (Gleichgewicht) abgeleitet: gewiß
„vor [9 im free mit Unrecht ; es stammt offenbar vom arab. kalib = Modell, und es entspricht durchaus dem „Modul“,
„eg abet dem unteren Halbmesser der Säulen, der al8 Einheit für. alle Verhältnisse der Säulen dient.