Full text: XVII. und XVIII. Jahrhundert bis zum Auftreten Friedrichs des Großen 1740 (21. Band, 2. Abtheilung)

1. Die Zeit vor dem dreißigjährigen Kriege. 983 
die Sicherung und Versorgung eines belagerten Plaßes, über die Anordnung 
„heimlicher Stück“, über Verbreiterung allzu schmaler Wallgänge durch Holzgerüste 
zur Aufstellung von Geschüßen, über Batterien aus Wollsä>en, über „versenkte 
Batterien“ (erdüberdeckte BelagerungS3batterien), über „heimliche Batterien in 
einem Cavallier“ und über „Batterien vor der spißen einer pastheyen“. Nunmehr 
wendet sich die Unterhaltung auf technische Einzelheiten: Ob eine ins Pulver 
geschossene Kugel dasselbe entzünde; auf welchem Punkte der Quadrant stehen 
muß, um die höchste Elevation zu erzielen ; Vergleich der Tragfähigkeit einer 
Kolubrine mit der einer halben Kartaune i. J. 1601, . Tran3port des Geschübßes 
durch Tagelöhner, da, wo die Pferde nicht angeschirrt werden können; wie ein 
versenkt Schiff und Geschüß aus dem Grund zu heben; wie das Gußmetall zu 
mischen ; „wie die metallen am Stück auszutheillen , daß es sein rechtes Gewicht 
habe vnd im schuß nicht vor sich falle“. Endlich werden verschiedene Nebensragen 
erörtert : „Wie ein heer ohne gefahr vber ein wasser zu seßen, wenn jhm der feind 
nachfolget“; wie das Material zu Batteriede>kungen („leuchter vnd blinden“) be- 
schaffen sein soll; „von vhrsprung, form vnd gebrauch der salsißen“ (8aucisse, 
spanisch salchichon), d. h. der Deckwalzen auf dem Dünensande vor Ostende ; wie 
eine Mine und ein bedeckter Gang über einen Graben zuwege zu bringen; wie 
zu einer empresa eine brücken auff einem schiff zu richten“; wie eine große Brücke 
über einen Strom zu schlagen, um ein Heer nebst Geschüß überzuseßen; „Instru: 
menta, damit man stacketen, schubgattern, thor, gütter vnd rigel kan zubrechen 
und wie eine petart zu laden vnd anzuhencken.z 
Der dritte Traktat geht endlich vollends auf das artille- 
ristische und pyrotechnische Detail ein, u. zw. handeln 16 Kapitel 
von der Einrichtung und Behandlung der verschiedenen Geschüße (Unter- 
juchung, Kalibrieren, Gebrauch des Hebezeuges u. |. w.), 15 andere 
von der Feuerwerkerei. 
In dem Examen, welches ein General mit einem Büchsen- 
meister abhält, heißt e8: „E3 hatt ein Stü> 21 gliedt, so alle nach- 
einander vnd mit vnderschiedtlichen namen genennet werden; das erste aber vnd 
vornembste ist der mundt, nach welchem der vberige ganße leib formieret wirdt ; 
die weitte desselbigen wirdt der Caliber genennet, welcher einem Büchsenmeister 
1) die gange gelegenheit des Stücks, als die dicke, die lenge, kugel, pulver vnnd 
n trieb anzeiget.) Die außwendige Dic vnd glätte des mundt von der sehlen biß 
FEE an die frisen wird Orto, d. i. der randt oder saum des mundtloc<s genennet. 
u M -0M Die ganße -höle des Lauffs8 wirdt die sehle genennet. Das löchlein, so gar 
7% EI hinden am lauff wirdt fogon oder zündtloc< genennet. Die reiff ingemein, 
u freed so das Stück vberall beydes zieren vnd stär>en heißt man frisen. Der mittelste 
dem bei den naben wirdt der gürtel genant vnd der vorderste vnd höchste am mundt- 
110 M3) stücf 1a loya oder das Kleinod. Das hindertheil des Stücks, da die ladung 
jam Dehm 1) Da3 Wort Kaliber wird zuweilen von aequilibrium (Gleichgewicht) abgeleitet: gewiß 
„vor [9 im free mit Unrecht ; es stammt offenbar vom arab. kalib = Modell, und es entspricht durchaus dem „Modul“, 
„eg abet dem unteren Halbmesser der Säulen, der al8 Einheit für. alle Verhältnisse der Säulen dient.
	        
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