1008 Des XVII. Jahrhunderts zweite Hälfte. I1. Waffenlehre.
Instrumente inSbesondere Hartmanns Kaliberstab und den Quadranten
enthält, erschien zu Frankfurt 1603 als: „Gründtlicher Unter-
richt des neuen Büchsen-Quadrants . . . Item des gemeinen
Maßstabs die Kugelschwere zu erkennen, vnd des Visierstabs
zu erfahren, wieviel Centner das Rohr wegt.“!) [S. 977.]
Die Probleme der Flugbahn werden noch ganz im alten Sinne
abgehandelt in Lautensacs „Geometrische Büchsenmeisterey“
(1618), in des Sachsen Ambrosius Rhode Mathesis militaris
(Wittenberg 1630), und in O8 waldi Urugeri, Pruteni: P arallela
Horoscopa Seu de directionae tormentorum. (Wilna 1638.)
8 56.
Wenn man erwägt, wie lange Zeit es gedauert hatte, bevor
Tartaglias ballistische Fortschritte [XVI. 8 42] auch nur zu einiger
Anerkennung bei den Artilleristen gelangten, so wird man sich nicht
wundern, daß es den eminenten Entdeckungen seines großen Lands-
mannes Galileo Galilei kaum besser ergangen ist. Hatte Tartaglia -
festgestellt, daß kein Teil der Kugelbahn eine gerade Linie bilde, so wie
bewies Galilei in seinen Dialoghi delle Nuove Scienze
(Leiden 1638), daß die Bewegung geworfener Körper aus einer gleich-
förmigen und beschleunigten zusammengesetzt sei, und (soweit der Lust-
widerstand nicht in Frage komme) eine Parabel bilde.
Er lehrte, daß eine horizontal abgeschossene Kugel eine halbe Parabel, eine
unter Erhöhung abgeschossene aber eine ganze Parabel beschreibe =- vorausgeseßt,
daß sie in der Ebene der Batterie niederfalle. Wie verschieden auch die Größe des
geworfenen Körper8 oder die Elevation des Geschützes sei = immer bilde die
Jlugbahn jene eine fest bestimmte Kurve.
Dies ist, insofern die Flugbahn lediglich als Ergebnis aus An-
fang8geschwindigkeit und Schwere aufgefaßt wird, tatsächlich richtig.
Dennoch traf die Behauptung vielfach auf Widerspruch ; ein Mann
wie Descartes sogar, Philosoph und Krieger zugleich, bezweifelte die
Richtigkeit der parabolischen Theorie. Ihr lebhaftester Vertreter aber 0
wurde Toricelli, welcher sich in seiner Schrift: »De motu grayium
et naturaliter projectorum« (Florenz 1641) besonders mit
der Frage beschäftigte : wie sich Tragweite und bestrichener Raum bei
wechselnden Elevationen verhielten.
1) Bibl. des Berliner Zeughauses. (A. 265.)