1012 Des XVII. Jahrhunderts erste Hälfte. 11. Waffenlehre.
Siß und das tadelloseste Gleichgewicht vorausseßen. Bei der Capriole, dem mäch-
tigsten dieser Sprünge, muß das Roß sich so ho<h erheben, daß ihm noch Zeit
bleibt, während des Sprunge3, auf ein Berühren mit der Gerte, mit aller Kraft
auszustreichen, [9 daß seine Schienbeine wagerecht und seine Eisen mehr auswärts
als rückwärts stehen. Auch dieser *„Bosprung“ sollte dem Gefechte nußbar
gemacht werden.
Diese Elemente spiegeln sich in der Literatur der Zeit. Als
älteste deutsche Arbeit ist hier zu nennen : Ein Ritterlich vnd vf
Adelich Kunstbuch, darinnen Reiten, Zeumen auch Roßdanz u. ). w. 2741
durch den Ehrenvesten vnd Mannhafften Joh. Geißert, Fürstl. Sächs.
Bereiter zu Coburg 1615.
E3 ist das ein bedeutendes, kulturhistorisch, auch sprachlich interesjantes Werk.
Cieb: Übung und Kunst des Reitens. (Dresden 1616.) En
v. Danup: Beschreibung eines wohlabgerichteten
Pferdes. (Königsberg 1624.)
Ein Jahr früher bereits hatte Antoine de Pluvinel, Reitlehrer
Qouis XIII. und befannt als Erfinder der Pilaren, »1e mandge royal
herausgegeben (Paris 1623), welchem er bald die »Instruction du
Roi en Vexercise de monter a cheval folgen ließ. (Paris 1627.)
Eine Verdeutschung beider Werke erschien u. d. T.: „V ollfommenes
Königl. Reitbuch“ 1673 zu Braunschweig. Pluvinel hat zum ersten Male ein
geordnetes System der Dressur aufgestellt, und daher wurden seine Schriften all-
gemeines Vorbild; zunächst für des
Ernst Albr. v. Dehme: Kurze doch eigentliche vnd
gründliche Beschreibung von Abrichtung und Zeumung
der Rosse: auch wie dieselben zu allerhand Schimpf vnd Ernst zu
gebrauchen. Mit vielen Figuren u. s. w. Seinem lieben Vaterlande,
auch dem hochlöblichen Königreich in Dänemarc> an den Tag gegeben
(Dresden 1637.)
Außer französischen sind in diesem Buche auch nordische Einflüsse erkennbar,
was sich begreift, wenn man erwägt, daß erst fünf Jahre vor dem Erscheinen
desselben der große Schwedenkönig gefallen war, dessen ausgezeichnete Reiterei so
viel zu seinen Siegen beigetragen hatte.
Vollkommen ergänzter Pferdeschaß aus Theorie und
Praxis. (Frankfurt 1644.)
Dies selbe Werk erschien in neuen Auflagen als Pinters v. d. Aue: „Voll-
fkommener Pferdeschaz. Von Geschlecht, Arten, Eygenschafften , Fortpflanzung,
Wartung, Abrichtung u. s. w. der Pferde, Zäumung, Reitkunst , Ringelrennen,
Gopfrennen und Lanzenbrechen.“ (Frankfurt a. M. 1664 und 1688.)