2. Infanterie. 1043
Er geht von den dreieckigen Formen aus und führt bis zu „vilecketen vnd Boly-
gonal Feldierungen“. In arithmetischer Hinsicht ist Geiger gegen die mühevollen
Berechnungen, welche z. B. Tartaglia anstellt [S. 707], vorgeschritten; in taktischer
Hinsicht jedoch steht er noc<h ganz auf altem Standpunkte.
Val. Fridric<s „Kriegskunst zu Fuß“ (Bern 1619)?) ist von
dem Verfasser, welcher Bürger und bestellter Ingenieur der Stadt
Bern war, dem dortigen Rate zugeeignet.
Auch in dieser Arbeit spielt das Rechnungswesen, zumal das Wurzelaus-
ziehen, eine große Rolle; sie bietet aber insofern Interesse, als sie zeigt, wie fest
man gerade in der Schweiz am Alten hing, wie hier in der Heimat der großen
Schlachthaufen die alten Vorstellungen vom Viere> Mann3, vom Viereck Landt8
und vom überlängten Viere> noc< immer die Grundlagen aller taktischen An-
ordnungen bilden, unter denen sogar das MannSviere> noch immer in erster Reihe
steht. Nur die „Waffenhandlung“, mit welcher das Buch beginnt, ist von nassau-
ischer Weise durchdrungen; die Griffe mit MuSkete und Spieß, wie sie sich im
niederländischen Lager festgestellt, waren eben europäisches Eigentum geworden.
Da3 schweizerische Fähnlein zählt 300 Mann, darunter 100 Mu3-
quetierer, 100 Harnisch und 100 bloße (ungeharnischte) (Spießer bezgl. Halle-
varten ?), Zehn Fähnlein werden zu einem Regiment ver- "
einigt. Wird dies als geschlossene Einheit verwendet, so
empfiehlt sich besonder3 die Aufstellung : Fig. I. Ist man
dagegen auf das eine Regiment allein angewiesen und daher
veranlaßt, es in mehrere Haufen zu gliedern, so ordnet man
diese am besten wie in Fig. I].
In der dreigeteilten Ordnung, bei welcher die Masse
des Regimentes in überlängte Vierecke zu je 1000 Mann
geordnet wird, offenbart sich ja allerdings bereits eine etwas
gesteigerte Beweglichkeit. Wie gering aber ist dieselbe im
Fig. II.
100; 1097 X
ws 4 2 nl mmmnd wer = Ke
NO > 474 11%
(II1| = ungeharnischte, ::: = geharnischte Spießer ; W = Muzketiere.)
Vergleich mit den oranischen Formen, und welch wesentlicher Unterschied liegt
schon darin, daß bei den Schweizern die blanken Waffen zwei Drittel , bei den
Niederländern nur die Hälfte der Gesamtheit ausmachen! -- Ein „Kurter Vnder-
richt der Rechenkunst“ schließt da3 taktische Büchlein de3 Berner Ingenieurs ab.
1) Bibl. der Kgl. Krieg3akademie zu Berlin. (D. 3291.)
2) Die Schweizerregimenter im französischen Dienste zählten auf jede Kompagnie nur 50 Mus8-
fetiere und 50 Harnische, dagegen 200 bloße Spießer.
IJähns3, Geschichte der Kriea8wissenichaften.
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