Full text: XVII. und XVIII. Jahrhundert bis zum Auftreten Friedrichs des Großen 1740 (21. Band, 2. Abtheilung)

2. Infanterie. 1043 
Er geht von den dreieckigen Formen aus und führt bis zu „vilecketen vnd Boly- 
gonal Feldierungen“. In arithmetischer Hinsicht ist Geiger gegen die mühevollen 
Berechnungen, welche z. B. Tartaglia anstellt [S. 707], vorgeschritten; in taktischer 
Hinsicht jedoch steht er noc<h ganz auf altem Standpunkte. 
Val. Fridric<s „Kriegskunst zu Fuß“ (Bern 1619)?) ist von 
dem Verfasser, welcher Bürger und bestellter Ingenieur der Stadt 
Bern war, dem dortigen Rate zugeeignet. 
Auch in dieser Arbeit spielt das Rechnungswesen, zumal das Wurzelaus- 
ziehen, eine große Rolle; sie bietet aber insofern Interesse, als sie zeigt, wie fest 
man gerade in der Schweiz am Alten hing, wie hier in der Heimat der großen 
Schlachthaufen die alten Vorstellungen vom Viere> Mann3, vom Viereck Landt8 
und vom überlängten Viere> noc< immer die Grundlagen aller taktischen An- 
ordnungen bilden, unter denen sogar das MannSviere> noch immer in erster Reihe 
steht. Nur die „Waffenhandlung“, mit welcher das Buch beginnt, ist von nassau- 
ischer Weise durchdrungen; die Griffe mit MuSkete und Spieß, wie sie sich im 
niederländischen Lager festgestellt, waren eben europäisches Eigentum geworden. 
Da3 schweizerische Fähnlein zählt 300 Mann, darunter 100 Mu3- 
quetierer, 100 Harnisch und 100 bloße (ungeharnischte) (Spießer bezgl. Halle- 
varten ?), Zehn Fähnlein werden zu einem Regiment ver- " 
einigt. Wird dies als geschlossene Einheit verwendet, so 
empfiehlt sich besonder3 die Aufstellung : Fig. I. Ist man 
dagegen auf das eine Regiment allein angewiesen und daher 
veranlaßt, es in mehrere Haufen zu gliedern, so ordnet man 
diese am besten wie in Fig. I]. 
In der dreigeteilten Ordnung, bei welcher die Masse 
des Regimentes in überlängte Vierecke zu je 1000 Mann 
geordnet wird, offenbart sich ja allerdings bereits eine etwas 
gesteigerte Beweglichkeit. Wie gering aber ist dieselbe im 
Fig. II. 
100; 1097 X 
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NO > 474 11% 
(II1| = ungeharnischte, ::: = geharnischte Spießer ; W = Muzketiere.) 
Vergleich mit den oranischen Formen, und welch wesentlicher Unterschied liegt 
schon darin, daß bei den Schweizern die blanken Waffen zwei Drittel , bei den 
Niederländern nur die Hälfte der Gesamtheit ausmachen! -- Ein „Kurter Vnder- 
richt der Rechenkunst“ schließt da3 taktische Büchlein de3 Berner Ingenieurs ab. 
1) Bibl. der Kgl. Krieg3akademie zu Berlin. (D. 3291.) 
2) Die Schweizerregimenter im französischen Dienste zählten auf jede Kompagnie nur 50 Mus8- 
fetiere und 50 Harnische, dagegen 200 bloße Spießer. 
IJähns3, Geschichte der Kriea8wissenichaften. 
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