1050 De3 XVII. Jahrhunderts erste Hälfte. I1. Truppenkunde.
vor allem andern wichtig, „sintemal außer allem zweiffel ist, daß der Sieg in
den Schlachten an derselben hanget vnd daß ein Herr durch die Reuterey für-
nemblich vber ein Land Meister wird vnd vberfluß an Profiant vnd Fütterung
befompt: hergegen der Feind in große Noth und Gefahr gebracht wird . .. 4
Vber diß so ist meniglichen bekannt, was für einen nußlichen Dienst eine Reuterey „wt
leisten könne, nicht allein den Zugang zum Läger vnd den Rücken desselben zu
versichern, sondern auch die Lauffgraben wieder den Außfall der Feind zu be-
schirmen. Dazu wird die Reuterey gebraucht, es sey, daß sie absiße vnd zu Fuß
kämpffe oder zu Pferdt bleibe. (Ostende, Rheinberg) . . . I< will jeß nicht
reden von der Reuterey, die eine volle Rüstung führet, welche heut zu Tag wenig Z
gebraucht wird, dieweil die Reuterey von leichten Pferden zu solcher perfection je
kommen, daß, wann sie in jhre Geschwader recht gestelt vnd abgetheilt ist, sie ip
eben dasjenig, was vor Zeiten die Reuter mit einer vollen Rüstung nicht ohne den
Mühe vnd großen Vnkosten gethan, verrichten kan.“ =- Diese AuSeinandersezung 1
kennzeichnet Melzos Auffassung der Reiterei seiner Zeit sehr gut.
Der Verfasser teilt seine Arbeit in fünf Bücher. Das 1. handelt
von der Aufrichtung der Reiterei und den einzelnen Ämtern, das 2.
von ihren verschiedenen Waffengattungen, vom Marsch und vom
QLosieren, das 3. vom Wacht- und Kundschaftsdienst, das 4. vom -
Gefecht und das 5. von dem Dienste der Kavallerie im Belagerungs-
Kriege.
Die höheren Ämter der Reiterei sind: der General, der Leutenant
General, der Commißherr General, die Rittmeister über die Speerreuter, Kürisser
und Schüßen , der Oberfurirer und der Schultheiß... Das Amt des General- ;
kommißherrn hat Ferdinand Gonzaga unter Karl V. geschaffen, und Alba wie dem
Parma behielten e8 bei: e8 ist eine Vereinigung des Dienstes eines General- %
wachtmeister3 mit dem eines Generalauditor8, und sein Inhaber ist zugleich Stell- :
vertreter des Generallieutenants. st
„Der Gebrauch der Reuters<hüßen ist von den Frankosen in den letzten
Kriegen von Piedmont erfunden worden, welche sie Dragoner genennet . .. Als
man jhren Nußen gespüret, so hat man in den spanischen Heeren auch angefangen,
derselben etlihe anzunehmen . . . Dieselben führen Rohre mit dem Radt . . .
Sie sind sehr nüßlich, insonderheit die Quartiere zu bewahren vnd auff das Geleit
zu reiten, vorzüglich wann Wägen darbei sind . . . Sie können auch bißweilen 17
im fortziehen von jhren Pferden absteigen vnd einen guten standt einnehmen, in
namentlich im fall der Feind stärker ist an (Fuß-) Volk.“ Verfolgung, Bewahrung (82)
von Pässen, zumal aber auch De>kung des Rückzugs und Einleitung des Gefechts 7
fällt den Reiterschüßen zu, von denen ein Teil zwe>mäßig mit Handwerkszeug, ;
besonder3 mit Beilen auszurüsten ist. =- Die Speerreute r führen noch die
ritterliche Stoßlanze und gelten als die vornehmste Waffe. „Der fürnemste
Gebrauch derselben bestehet darin, daß sie den Schützen folgen, welche, nachdem
sie fornen vnd auff der seitten auff den Feind loß gedruckt vnnd sie in Vnordnung
gebracht : so kommen alßdann die Speer-Reutter vnd greiffen den Feind fornen