Full text: XVII. und XVIII. Jahrhundert bis zum Auftreten Friedrichs des Großen 1740 (21. Band, 2. Abtheilung)

IV. Die Wissenschaft von Befestigung und Belagerung. 
IV. Kapitel. 
Die Wissenschaff von VBesestigung und Belagerung. 
Die berühmtesten Fortifikatoren der zweiten Hälfte des 17. Jhdts. : 
Rimpler, Coehorn und Vauban, waren Kriegsmänner ; im übrigen 
aber ist e8 ein Kennzeichen dieses Zeitalter8, daß neben den Soldaten, 
ja in weit größerer Zahl als diese, sich die Gelehrten an der Be- 
handlung der Befestigungskunst beteiligten, zumal die Professoren der 
Mathematik an den Universitäten. Dies spricht sich auch darin aus, 
daß die Dissertationen, welche junge Edelleute beim Abgange von der 
Hochschule hielten, sehr häufig fortifikatorische Gegenstände zum Thema 
haben. Da die Gelehrten im allgemeinen einen klareren Stil schrieben 
und besser zu lehren wußten als die meisten Kriegsleute, jo gewannen 
sie, keine8weg8 zum Nußen der Wissenschaft, unbillig viel Einfluß. 
Am befremdlichsten gestalteten sich diese Dinge in den romanischen 
Ländern, wo der Unterricht meist in den Händen von Geistlichen lag. 
Hier kann man geradezu von einer „fortifikatorischen Abbe-Literatur“ 
sprechen, welcher Namen angehören wie die des Kanonikus Famuel zu 
Toul, des Jesuiten Jean du Breuil (de Bitainvieu), des Pater 
Fournier, des Jesuiten Milliet de Chäles, des Pater Bourdin, des 
Kanonikus Rosetti in Livorno u. f. w. Die Folge dieser übermäßig 
großen Teilnahme nicht militärisch Gebildeter an der Bearbeitung der 
Befestigungswissenschaft war das Vorherrschen der Theorie, das Spielen 
mit Formen, das Überwuchern der geometrischen und die Vernach- 
lässigung der psychologischen Elemente =- eine Haltung, die sich wie 
durch Anste>ung auch auf literarisch tätige Soldaten übertrug. 
1. Gruppe. 
Das dritte Viertel des 17. Iahrhunderts. 
8 79. 
Der dreißigjährige Krieg hat keinen besonderen Einfluß auf die 
Entwickelung der Poliorketik gehabt; die bedeutendsten Belagerungen 
der Zeit waren die in den Niederlanden und an den niederländischen 
Grenzen, und daher steht auch die nächste Folgezeit noch wesentlich unter 
dem Zeichen der holländischen Kunst und beschäftigt sich zumeist mit 
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