Full text: XVII. und XVIII. Jahrhundert bis zum Auftreten Friedrichs des Großen 1740 (21. Band, 2. Abtheilung)

1338 Des XVI. Jahrhunderts zweite Hälfte. IV. Die Wissensch. v. Betestigung x 
Eimern, das „Scöpfrad“ (Eimerrad) und die Tonnenmühle (archimedische Schraube .* 
oder ummantelte Schnee). Auch die Anwendung des Heber3 im großen, welkhe 
Schildknecht 1615 zu Frankfurt a. M. durch Octavio da Strada kennen gelernt 
und als ein „noch gar geheimes Kunststü> eines Wasserwerk3“ bezeichnet, findet 
sich bereits in jenen ein Vierteljahrtausend älteren Bilderhandschriften, und das- 
selbe gilt von der Gießschaufel. Vermutlich sind alle diese Maschinen antikes Erbe. 
Eingehend behandelt Schildknecht die Befestigung des Baugrundes durc< Stein- 
s<üttungen (au<h mit Beton) und durch Faschinenpa>werk. Wenn er hinzu- 
fügt : „Zu diesem Gebrauch gehört allezeit ein Wassertauc<her mit seinen 
s<wäbischen gewichsten Laghosen und Mönch8kappe und mit einer großen Brillen, 
welcher der Athem von oben herein durch die lederne eingefüllte Wurstdarm 
fangen muß“ -=- so gemahnt auch diese Beschreibung unmittelbar an Hunderte 
von Darstellungen in den alten Jkonographien und lehrt, daß sich eine ununter- 
brochene Überlieferung dieser Dinge bis gegen Ende des 17. Jhdts. erhalten hatte, 
der man freilich selten begegnet, weil sich der Ehrgeiz der „Inventoren“, die nicht 
Medaniker sondern Mathematiker waren, den fortifikatorischen Traces zugewendet 
hatte und die Bauausführung als unter ihrer Würde, meist kaum mit einem 
Seitenblicke streiften. In Schildknecht aber überwiegt der Praktiker den Gelehrten. 
An kleineren deutschen Arbeiten dieses Lustrums sind zu er- 
wähnen : 
Sigismund Hirsch: A mussis Ferdinandaea ad proble- 
mata universae mathesos et praegertim Architecturae militaris. 
„ 0 x 
(München 1654). 
(Lindemann): Anleitung zur niederländ. Fortification kanne 
und dazu notwendig vorhergehenden Wissenschaften. (Tübingen 1654.)?) Berlini 
Johann Placentini Architectura militaris. [Frank- sien | 
furt a. O. 1655.)2) ke, m 
Sind dies deutsche Gelehrtenschriften, jo erwies sich die in der 
damals französischen Grenzfestung Meß bestehende Jesuitenschule nicht 
minder reich an fortificatorischen Arbeiten. Aus ihr ging eine sehr 
verbreitete und beliebte Arbeit hervor, des Pater Georg Fournier 
„Praite de Fortification ou Architecture militaire, tire des 
places les plus estimges de ce temps.“ (Paris 1652, 16683), 
Amsterdam 1669, Mainz 1670 und 1688, Hochdeutsch : Amsterdam 
1667 und Mainz 1671. Niederdeutsch : Amsterdam 1668,1672 und 1680.) 
Das Hauptinteresse der kleinen Arbeit liegt in der Abbildung vieler, 3. T. 
sonst selten dargestellter Festungen und Forts, u. a. solcher der Levante. „Ce 
1) Bibl. d. 12. Art.-Brig. Dre8den /U(J. I. 47.) 2?) Kgl. Bibl. Berlin. (U. y. 283312.) 
8) Kgl. Bibl. Berlin. (H. y. 490.)
	        
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