Full text: XVII. und XVIII. Jahrhundert bis zum Auftreten Friedrichs des Großen 1740 (21. Band, 2. Abtheilung)

1. Die Bearbeitung der antiken Überlieferung 873 
Daß Vegetius gewissermaßen in Ungnade gefallen war, ist 
<on bemerkt worden. Er fand indessen einen Parteigänger an de 
noch oft zu erwähnenden Johann Jakobi von Wallhaujen in 
dessen Werke: Romanische Kriegskunst. 1. Darinnen ausführlich 
nd klärlich gewiesen wirdt, waßerley Gestallt vor etlich tausend 
Jahren die edle Kriegskünste in Kriegsschulen seyndt publice gelehrt 
worden, in welchen das gankße Fundament aller heutigen Kriegskünsten 
(so ein reicher Schat) begraben liegt . . . Ul. Darneben der treffliche 
Kriegskunst Lehrer Flavius V egetius auß dem Latein in vnser Mutter- 
prach vbergeseßt . . . Herfürgesucht, ans Liecht gebracht vnd mit schönen 
Zupfferstücken angewiesen von Joh. Jacobi v. Wallhausen, bestellten 
bristen. Frankfurt 1616. ?) 
Der Verfasser fügte es möchte aber einem oder dem anderen vielleicht 
er Alten jhre Krieg3di8ciplinen zu beschreiben, unnötig zu sein vorkommen . .. 
also daß man sich mehr nach dem heutigen Krieg3wesen als nach dem alten vor 
= jo viel tausend Jahren zu reguliren vnd solche antiqua lassen fahren; nam ho- 
.n diernum nostrum geculum aliud est, aliosque requirit mores et modos pro- 
edendi et bellandi: der wisse, daß ich viel vnnöthiger achte, hierauff zu ant 
worten, auß vrsachen : ein weiser verständiger, wohlgeübter und erfahrener Caua- 
jerer vnd Kriegsmann wird solches nicht fragen oder moviren . . . den Momis 
ber vnd Zoilis zu antworten, were die edlen Perlen vnd Rosen für die Schweine 
geworffen . .. Wer der Alten ihre Kriegsdisciplin ex imo fundamento nicht 
enncleirt (?) vnd in ihren DiSciplinen exercitatissimus, sage ich vondt herauß : 
3 ae non est miles ged Tyro, neque strenui militis nomen meretur!“ 
; Wallhausen hat sein Werk selbst verlegt und dem Kaiser Mathias gewidmet. 
6 3 bildet eigentlich nur den I. Teil eines auf sech3 Teile berechneten Lehrbuches 
über die Kriegskunst der Alten, nämlich eine durch viele Kupferstiche erläuterte 
Darstellung der Abrichtung von „Tyronibus und anfangenden Jugenden in de 
astris und Kriegsschulen“ u. zw. nur die Ausbildung des einzelnen Mannes 
„in specie oder in particulari. Was in genere vnd communiter die Tyronen 
zusammen lehren, das soll (geliebt3 göttlicher Gnade) künfftige Ostermeß im 
IT. Teile dargethan werden; da dann auch der treffliche Krieg3-Scribent Aelianu 
2 in Teutsch soll angewiesen werden.“ = Zu dieser Fortsezung ist es aber nicht 
gefommen. Dagegen sind dem I. Teile Text und Verdeutschung des Vegetius 
40 ngehängt, auf welchen Wallhausen im Gegensaße zu Lipsius große Stücke hält. 
iE Fr sagt in der Vorrede: „Deß Vegetii diese seine scxipta sind ein rechtes Faß 
und Gefäß, da nicht allein Merum oder ein süßer lauterer Getrand, sondern 
| üßigkeit vber Süßigkeit auß gezapfet vnd geschöpffet wirdt, wann du nur den 
echten Schlüssel zum Kranen, darauß du zapffen willst, brauchest. Dann in 
diesem Faß, darinnen dieses edle Merum lieget, nicht wie in andern Fässern ei 
1) Kgl. Bibl. zu Berlin (Sammelband. HU. v. 11040) und Bibl. der dort. Kriegsakad. (D. 4121.)
	        
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