Full text: XVII. und XVIII. Jahrhundert bis zum Auftreten Friedrichs des Großen 1740 (21. Band, 2. Abtheilung)

1742 Das XVII. Jahrhundert. (1700--1740.) V. Wissen <aft v. d. Befestigu: 192 
Frankfurt 1743), Amsterdam 1750, Paris 1754 und 1764, A nster 
dam und Leipzig 1764?). -- Deutsch (Breslau 1754 und Nürnberg 
761)?). 
Goulon hatte eine reiche Erfahrung und einen Ruhmestitel, we <er damals 
besondere Autorität sicherte: er hatte noch die Belagerung von Kandia mitgemacht, 
= Der kaiserliche General schlägt mit Bewußtsein eine andere Methode ein als 
Vauban sie bei Behandlung desselben Gegenstandes beliebt hatte. Er sagt in seiner 
Vorrede, daß er Angriff und Verteidigung nicht so scharf trennen 
werde, wie das, des Systems wegen, Vauban getan, »quoique naturellement es 
deux Sujets tiennent si fort ensemble, qu'il est Ini meme oblige en plus 
d'un endroit de son livre, de rappeler l'un en parlant de 1'autre«.*) Indem 
Goulon also Stoß und Parade nicht einzeln, sondern im Sinne des Contrafechtens 
behandeln will, bemerkt er, »que cette dernidre maniere de Ppregenter les ob- 
jets a quelque chogse de plus nerveux et de plus expressif; celle de Mr 
de Vauban est plus Simple et plus methodique« -- Goulon zeigt sich auch 
als Gegner jener einseitigen Ingenieur-Anschauung, welche mehr und mehr dahin 
gelangte, die Frage, wie Festungen erobert und verteidigt werden, auf die Unter- 
age zu beschränfen: Wie soll der Angreifer die Terrain-Verwand 
lung fördern, der Verteidiger sie hindern. Goulon faßt die Dinge 
soldatischer ; die Veränderung des Kampffeldes ist ihm mit Recht doch nur die eine 
eite der Sache; der Kampf selbst die andere. Darum will er auch von jenen 
rügerischen Berechnungen nichts wissen, welche, lediglich auf der Möglichkeit 
des Arbeitsfortschritts fußend, bestimmte 6chelles de comparaison entworfen, 
nach denen die Dauer der Widerstandsfähigkeit der Festungen von vo 
herein berechnet wurden. [S. 1433 und 1764.] Ausdrücklich sagt er : »Je ne deter 
Mminerai pas, dans combien de tems l'on yY peut venir, parceque la choge 
depend absolument du 8avoir faire et de V'opiniatrete de l'un et de l'autre« 
So bietet denn die Arbeit eine ganz kurzgefaßte aber überaus einsichtsvolle 
und klare Darstellung des Ganges einer Belagerung von der Berennung bis zun 
turm, wobei jeder Moment deutlich hervorgehoben und oft durch kriegögeschicht 
liche Beispiele erläutert wird. Im Großen nnd Ganzen handelt es sich um den 
Vaubar'schen Angriff; aber auch in diesem Buche wird der Aus8druck „Barallele“ 
icht gebraucht, und in der Tat führt Goulon auch diejenigen Trancheen, welche 
an sonst mit jenem Namen belegt, nicht eigentlich der gesamten Angriffsfront 
ondern deren Kurtine parallel, somit als gerade Linien. Man empfand dies al 
einen Mangel der Goulon'schen Darstellung, und aus diesem Grunde fügte der 
vager Verleger Gosse seiner Au8gabe von 1730 als Ergänzung das Journal d 
SICge de 1a Ville d'Ath bei [S. 1423], welche sich auch in den Editionen vo 
2028 1754, 1764 findet. Dieses Journal sollte auch insofern den Anschauungen 
Goulons die Wage halten, als in ihm mit der größten Entschiedenheit die reine 
Zngenieuransicht zur Geltung gebracht wird, welche den eigentlichen Kampf möglichst 
?) Gr. Generalstab Berlin. 2) Bibl. d. 12. Art.-Brig. Dres8den. (JT. I. 187.) 3) Ebd. (T.12179: 
&) „Goulon kannte übrigen3 nicht die e<hte Ab andlung VaubanS3 von der Verteidigung. [S. 1433.
	        
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