Hugo Wolf. G. Mahler. .51
„Heimweh“. Dann folgen im Jahr darauf die so tief erfaßten
„Goethegedichte“, und kurz nachher das, Spanische Lieder—
buch“. Von eigenartigem Reize sind die „Alten Weisen“ von
Gottfried Keller. Wieder ein Jahr und der erste Band des
„Jtalienischen Liederbuches“ liegt vollendet vor. Der zweite
Band fällt in das Jahr 1896. Als Abschluß seines Lebenswerkes folgen
als das Tiefste die „Drei Gedichte von Michelangelo“.
Bewunderswert ist es, mit welcher Sicherheit H. Wolf sofort die
Stimmung erfaßt und durchführt, ohne Zaudern und Suchen, und
dabei immer neu. Aus dem Liede heraus ist auch Wolfs Oper „Der
Corregidor“ entsprungen. Sie steckt voll der schönsten Melodien.
Aber diese Überfülle wird ihr zugleich zum Verhängnis, sie erstickt das
Dramatische.
Eine eigene Stellung im Liede nimmt G. Mahler ein. Neben
der Symphonie ist es die einzige Kunstgattung, die er reich gepflegt
hat. In der Melodie geht er zuweilen bis zu einfacher Volkstümlich⸗
keit, wie in dem anmutigen Rheinlegendchen“; aber dann wieder
ist es meist die Begleitung, die gleichsam die Vertraulichkeit fern hält.
In andern Liedern, wie in den, Rinder-Totenliedern“ ergreift
er uns im tiefsten Herzen. Das ist wirkliches Erleben. Schon in diesen
Liedern drängt es Mahler unwiderstehlich vom Klavier ab, dem
stimmungsreicheren Orchester zu. Das steigert sich so, daß er schließlich
in dem, Lied von der Erde“ das Ganze direkt zu einer gesun—
genen Symphonie erweitert. Mahler ist der eigentliche Schöpfer
des Orchesterliedes.
Literatur: Sandberger, Peter Cornelius (1887); *»L. Stern, Gedichte Peter
Cornelius' mit biographischer Einleitung; E. Sulzer-Gebing, Peter Cornelius
als Mensch und Dichter (1908); *E. Istel, Peter Cornelius (1904) (Reclam);
M. Hasse, Peter Cornelius und sein Barbier von Bagdad (1904); Peter Cor—
nelius von seinem Sohne M. Cornelius (1925). Gesamtausgabe seiner Schriften,
4 Bände (Breitkopf und Härtel); ebendort Gesamtausgabe seiner musikalischen
Werke; *E. Decsey, Hugo Wolf, in einem Band (1919); *E. Schmitz, Hugo
Wolf (Reclam); E. Newman, Hugo Wolf, deutsch (1910); M. Morold, Hugo
Wolf (1912); R. Batka, Hugo Wolf (1903); P. Müller, Essay (1904);
Wolf-Briefe an E. Kaufmann (1903), H. Faißt (1904), O. Grohe (1905),
Paul Müller (Jahrbuch Peters 1904), Familienbriefe (1912). Gesammelte Auf—
sätze über Hugo Wolf gab der Wiener Hugo⸗Wolf-⸗Verein (1898 —99) in 2 Folgen
heraus. — Verzeichnis der Werke Hugo Wolfs von Paul Müller (1907). Die
gesamten „Musik-⸗Kritiken Wolfs“ von R. Batka und H. Werner 11911).
Volbach, Handbuch der Musikwissenschaften. L
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