Das Dramma per musica. 27
guerrieriedamorosi (1624). Die Begleitung wird hier durch
ein Orchester von 2 Violinen, Viola, Contrabasso da Gamba und Clavi—
cembalo ausgeführt. Um die gespannte Erregung dieses „genere
concitato auszudrücken, verwendet der Meister bereits das wir—
kungsvolle Mittel des Streichertremolo.
Mit Monteverdi beginnt das Individualisieren der einzelnen
Instrumente. Auch früher hatte man Instrumente zum Orchester ver—
einigt, aber ihre Auswahl geschah nicht ihrem Charakter und ihrer Farbe
gemäß, sondern die Tonlage entschied. Die Instrumente sind nur
Vertreter der Singstimmen. Ganassi schreibt seine Ruberting noch
als Schule für Flöte und Gesang. Man kolorierte die musikalische
Zeichnung möglichst bunt. Mit Monteverdi beginnt die Malerei,
die Farbe wird Ausdrucksmittel. Als das reifste Werk Monte—
verdis gilt die 1642 komponierte Oper „Lincoronazione
Von weiteren venezianischen Meistern des musikalischen Dramas
sind zu nennen F. Cavalli, der Schüler Monteverdis, und Marc
Antonio Cesti.
In Rom fand die neue, dramatische Kunst ihren größten Ver—
treter in Stefano Landi, dem Schöpfer des S. Alessio. Gegenüber
den Venezianern und Florentinern tritt bei ihm die Form der zwei—
teiligen Arie schon deutlich hervor. Besonders fällt uns der Reichtum
und die kunstvolle Behandlung der Ensemblesätze auf neben einem
glänzenden Sinn für Instrumentierung. Ihm steht an Bedeutung
nahe Luigi Rossi (1598—1653).
In Neapel erfährt dann die Oper ihre letzte Umbildung und Voll—
endung. Der Kampf zwischen Wort und Ton ist zugunsten des
letzteren entschieden. Die Musik ist Siegerin und macht sich das Wort
von neuem dienstbar. Die Form der dreiteiligen Arie bildet die
Grundform der Oper. Die Handlung zerfällt in eine Reihe Einzel—
stimmungen, die nur lose verknüpft sind. Die Ensemblesätze treten
immer mehr zurück; das Ganze wird zu einem Arienbündel, nur
dazu da, den Sängern Gelegenheit zu virtuoser Betätigung zu
geben. An die Stelle der Dramas ist die italienische Oper ge—
treten, die nun berufen ist, ein paar Jahrhunderte lang die Musik
welt zu beherrschen. Der eigentliche Begründer dieser neapoli—
tanischen Schule ist Alessandro Scarlalti (1659 — 1725). über
87 Opern hat er hinterlassen, daneben eine Reihe anderer Werke wie
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