Vorwort.
Als ich über den Gegenstand dieser Schrift für den ersten
Marburger Oberlehrerkursus im Oktober 1906 eine Reihe von
Vorträgen hielt, wurde ich von mehreren Teilnehmern gebeten,
sie dem Druck zu übergeben. Zwar konnte ich mich dazu für
jene Vorträge selbst nicht entschließen. Denn diese gaben, der
Knappheit der zur Verfügung stehenden Zeit entsprechend, nur
eine außerordentlich zusammengedrängte kurze Übersicht, die
nur eine Skizze des Gebietes darstellen wollte und konnte. Aber
der mir damals von so reifen, aufmerksamen und verständnis-
vollen Zuhörern geäußerte Wunsch schien mir doch das Bedürfnis
nach einer kurzen Einführung in die Maxwellsche Theorie zum
Ausdruck zu bringen. Das Vorhandensein dieses Bedürfnisses
nicht nur für Oberlehrer, sondern auch für Studierende ist
zweifellos anzuerkennen; denn die Gebiete der Physik und der
Mathematik nehmen in rapidem Fortschritte enorme Ausdehnungen
an, so daß heutzutage bereits niemand mehr imstande ist, sich
mit ihnen allen eingehend zu beschäftigen. Ich habe mich des-
halb entschlossen, jenem Wunsche in der Weise nachzukommen,
daß ich den Gedankengang der Oberlehrerkurs-Vorträge in vor-
liegender Schrift etwas weiter ausgeführt veröffentliche: ungefähr
in der Ausdehnung, wie ich ihn in einer einstündigen Vor-
lesung des Wintersemesters 1904/05 und in den daran an-
schließenden Ergänzungen in den folgenden Semestern [1905
den Inhalt des Kapitels V, Kraftlinien und Stromlinien: 1906
und 1907 den Rest] gebracht habe.
Der Gedankengang meiner Darstellung knüpft, soweit ich
mich an ältere Darstellungen anlehnte, teils an die von Helm-
holtz, teils an die von Hertz und besonders an die von Boltz-
mann an. Ich habe aber von vornherein von der Elektronen-
theorie Gebrauch gemacht; erst durch sie gewinnen die Begriffe