Full text: Salpetersäure - Thonschiefer (9. Band)

SCHMERLING. — SCHMERZ. 
Schmerling ist Boletus granulatus L., ein guter Speisepilz. N 
Schmerz. Eine genaue Definition des Begriffes „Schmerz“ ist nur schwer zu E 
geben. VALENTIN nennt Schmerzen diejenigen sensibeln Eindrücke, welche ihrer | 
zu grossen Stärke wegen unangenehm empfunden werden; WUNDT bezeichnet | 
den Schmerz als ein Gefühl, welches alle stärkeren, intensiveren Reize begleitet, ' 
und EULENBURG versteht unter Schmerz eine graduelle Steigerung des Gefühles, C 
welches jeden Empfindungsvorgang begleitet. Dagegen hat GRIESINGER darauf kn 
hingewiesen, dass der Schmerz durch eine Störung der normalen Function der al 
Nervenfaser in Folge Störung ihrer normalen Organisation zu Stande kommt. JuTC 
Es ist vorläufig nicht zu entscheiden, ob der Schmerz nur durch die Grösse des 76 
auf den Empfindungsapparat einwirkenden Reizes hervorgerufen wird, oder ob auch 
noch eine besondere Beschaffenheit der sensibeln Nervenfaser und des ganzen 
Empfindungsapparates dabei mitwirkt. 
Von einem anderen Gesichtspunkte aus kann man die Schmerzempfindung auch ; 
als eine Schutzvorrichtung des Organismus bezeichnen, da das Bewusstsein durch . 
dieselbe auf gewisse, den Organismus eventuell schädigende Einflüsse aufmerksam En 
gemacht wird, wodurch ein Schutz vor diesen erfolgen kann. * 
Als eine Grundbedingung für das Zustandekommen des Schmerzes muss die n 
Intactheit der peripheren sensibeln Nervenapparate und einzelner "heile des } 
Centralnervensystems bezeichnet werden. Welcher Theil des Centralnervensystemes 
für das Zustandekommen der Schmerzempfindung nothwendig ist, darüber lässt 
sich eine bestimmte Aussage zur Zeit nicht machen; nach SCHIFF ist die graue 
Substanz des Rückenmarkes für die Leitung _ der Schmerzempfindung von hervor- 
ragender Wichtigkeit. 
Schmerz kann in den mannigfachsten Graden und Modificationen auftreten. 
Man unterscheidet einen brennenden, reissenden, bohrenden, stechenden, drücken- 
den, dumpfen etc. Schmerz. Es sind dies nicht verschiedene Empfindungsqualitäten 
des Schmerzes, vielmehr sind diese Benennungen nur von den verschiedenen 
Begleiterscheinungen des Schmerzes hergeleitet, wodurch derselbe gleichsam ein 
Localzeichen erhält. Bestimmte Schlüsse lassen sich aus der Art des Schmerzes ı 
auf die zu Grunde liegenden Krankheiten nicht ziehen. Immerhin hat jedoch die 
Erfahrung gelehrt, dass bei gewissen Krankheiten gewisse Arten des Schmerzes ' 
ganz besonders häufig vorkommen, so_ z. B.__die_stechenden Schmerzen bei der 
Brustfellentzündung u. Ss. W. 
Die Schmerzempfindlichkeit ist bei verschiedenen Menschen (und auch bei ver- 
schiedenen Thierelassen) sehr ungleich. Ein und dieselbe Reizintensität beant- 
worten gewisse Individuen bereits mit einer Schmerzensäusserung, andere mit 
einer einfachen sensibeln Empfindung. Unter pathologischen Verhältnissen kommen 
Zustände vor, bei denen schwache Reize stets Schmerz auslösen können. Man 
spricht dann im Allgemeinen von einer Ueberempfindlichkeit (Hyperästhesie, 
Hyperalgesie) der betreffenden Personen, die in einzelnen Fällen auf gesteigerte . 
Erregbarkeit der peripheren sensibeln Apparate zurückzuführen ist, in anderen . 
jedoch als ein Zeichen von Erkrankung des centralen Nervensystems (Rücken- | 
mark) aufzufassen ist. Auch eine Herabsetzung der Schmerzempfindlichkeit wird - 
vielfach unter pathologischen Verhältnissen gefunden (Anästhesie, Analgesie) und 
auch diese kann entweder peripheren oder centralen Ursprunges sein. 
In letzter Zeit wurde von NAUNYN auf eine besondere Form des Schmerzes, 
den er als Summationsschmerz bezeichnet, bei bestimmten Rückenmarks- 
erkrankungen hingewiesen, der beim normalen Menschen niemals zu erzielen ist. 
Er wird durch verhältnissmässig rasch einander folgende Einzelreize (60—600 in 
der Minute) ausgelöst, von denen jeder einzelne als solcher keinen Schmerz 
auslöst. Es handelt sich also hierbei um eine Summationserscheinung von Einzel- 
reizen, wie bei den Reflexen, und. die Schmerzempfindung tritt meistens nach 
345 Secunden ein. 
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