SCHWEFEL. 145
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A, Schwefel, Sulfur, S. Atomgewicht 32, Molekulargewicht 64. Zwei-, vier-
und sechswerthig. Der Schwefel ist schon seit den ältesten Zeiten bekannt, wurde
zu von den Alchemisten für das Princip der Verbrennlichkeit und als Grund der
| Verschiedenartigkeit der Metalle in Farbe und sonstigen Eigenschaften angesehen,
een Er findet sich in freiem Zustande besonders in der Nähe ausgestorbener oder
Küpen noch thätiger Vulcane, so in der Romagna, in Sieilien, Griechenland, Südamerika
Ver. und anderen Orten, in Gängen und Ablagerungen in Gyps-, Thon- und Mergel-
A das lagern des Flötz- und Tertiärgebirges, auch in Braunkohlen- und Steinkohlenflötzen,
A Gegep- Namentlich ist Sicilien reich an gediegenem Schwefel. Viel reichlicher und ver-
| breiteter als freier Schwefel kommen aber seine Verbindungen in der Natur vor.
Ten dürfen Schweflige Säure, SO,, und Schwefelwasserstoff, H, S, finden sich in vuleanischen
Gasen; Schwefelwasserstoff ist auch ein Bestandtheil der sogenannten Schwefel-
AR Deuzer wässer. Durch Zersetzung der in vulcanischen Gasen immer gleichzeitig vor-
Amwsartige kommenden schwefligen‘ Säure und des Schwefelwasserstoffs: SO, + 2 H, S =
"Debade zu. 3S-+2H,0, ist wahrscheinlich aller in der Natur vorkommende gediegene
&, anderer Schwefel entstanden. Die wichtigsten in der Natur vorkommenden Schwefelmetalle
hnlich wirkt sind Eisenkies, FeS,, Kupferkies, Cu Fe S,, Bleiglanz, Pb S, Zinnober, Hg S, Zink-
ärben ver blende, ZnS, Antimonglanz, Sb, S;, Auripigment, As, S; und Realgar, As, Sa.
ölzern oder Auch in Form von schwefelsauren Salzen findet sich der Schwefel sehr ver-
. ZU fsiren, breitet vor; solche natürlich vorkommende Sulfate sind Gyps, CaSO, + 2H, O,
Cazeuma), Anhydrit, Ca SO,, Schwerspat, Ba SO,, Kieserit, Mg SO, +H, O, Bittersalz, Mg SO, +
n. Je nach- 7H,O0 u. a. m. Schwefelverbindungen sind auch im Pflanzen- und Thierreich
erhält man verbreitet; die ätherischen Oele des Senfs, Knoblauchs, der Asa foetida enthalten
auedikt grössere Mengen Schwefel, kleinere Mengen bis zu 1 Procent die Eiweissstoffe.
Fast die gesammte Menge des im Handel vorkommenden gediegenen Schwefels
wird aus dem in bedeutenden Mengen in Italien, namentlich in der Romagna
lass manche und auf Sieilien vorkommenden n atürlichen Schwefel gewonnen, Der
Bar Schwefel findet sich daselbst, gemischt mit Gyps, Kalkstein und bituminösem
| Mergel (Briscale) in der Tertiärform in gediegenem Zustande. Die Menge
des Schwefels, welche Sieilien über Girgenti und Catania ausführt, beziffert sich
auf etwa 200—300 Millionen Kilogramm jährlich, und zwar beträgt der Gehalt
| des bauwürdigen Briscale in Sicilien an Schwefel 20—40 Procent. Zur Isolirung
Matterkom, desselben werden die Erze in runden, etwa 2.5 m tiefen Gruben von 10m Durch-
messer, in einem aus Gyps gebauten, gewölbeartigen Ofen, Calecarone, welcher
an „einem Abhange angelegt ist, angezündet, so dass der Boden durch eine
Gewinnung starke Neigung das Abfliessen des Schwefels ermöglicht, welcher durch die bei
[elzkonit, beschränktem Luftzutritt stattfindende Verbrennung eines Theiles desselben (?/; bis
Vordamerika 2/„) ausgeschmolzen wird. Die weit rationellere Methode des Ausschmelzens in
geschlossenen gusseisernen oder thönernen Gefässen mit gespanntem Wasserdampf
U oder der Destillation schwefelreicherer Rohstoffe aus solchen Gefässen, wie sie in
. der Romagna geübt wird, ist in Sieilien nicht eingeführt, da daselbst der Schwefel
selbst das einzige Brennmaterial bildet und Kohlen zu kostspielig sind.
Der auf die eine oder andere Weise gewonnene Rohschwefel, welcher in
unregelmässigen Brocken in den Handel kommt, enthält noch wechselnde Mengen
erdiger Beimengungen, zuweilen auch Arsen, und wird deshalb einer Reinigung
A) durch Destillation oder Sublimation unterworfen, Diese Reinigung geschieht in
am RAUM, Marseille, Antwerpen, auch in Schönebeck (Chemische Fabrik Hermannia) durch
a“. Destillation des rohen Schwefels aus gusseisernen KRetorten oder horizontalen
'opfen, sind Cylindern. An diese schliesst sich meist durch Verbindung eines gemauerten Canals
‚ Bitterth66, eine gemauerte Kammer an, worin sich der bei 448° in Dampf verwandelte
Schwefel als feines krystallinisches Pulver (Schwefelblumen) verdichtet, so
Fahon keinen lange die Temperatur des Raumes unter 112° bleibt. Dies ist nur bei langsamer
(dhölzer, Destillation der Fall, bei rascher Destillation schmilzt der Schwefel, sammelt sich
/ am Boden, von wo er von Zeit zu Zeit abgelassen wird, um in Stangen gegossen
zu werden (Stangenschwefel).
Real-Enecyclopädie der ges, Pharmacie, IX,
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