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säure erhitzt, wobei sich neben Schwefeldioxyd Kohlensäure entwickelt, welche P-
Jetztere die Darstellung wässeriger schwefliger Säure oder die von schweflig- u
sauren Salzen nicht beeinträchtigt,. da die Kohlensäure von Wasser nicht ab- tor
sorbirt wird, Gel
Bei der Darstellung . des Schwefeldioxyds aus Schwefel und Gconcentrirter an
Sehwefelsäure wird ein Gemisch aus 1 'Th. Schwefel und 6 Th. englischer Schwefel- in
säure erhitzt. in]
Das Schwefeldioxyd. bildet bei gewöhnlicher Temperatur ein farbloses Gas von 59
dem bekannten sauren und erstickenden Geruch des brennenden Schwefels, welches nn
das spec. Gew. 2.21126 (Luft = 1) oder 32 (H=1) hat und sich bei —10° we
oder durch einen Druck von 3 Atmosphären in eine farblose, bewegliche, bei nn
——8° siedende, bei —75° krystallinisch erstarrende Flüssigkeit verwandelt. In nn
Wasser ist das Schwefeldioxyd leicht zu einer stechend riechenden, stark sauer
reagirenden Flüssigkeit (wässerige schweflige Säure) löslich.
Ein Volum Wasser löst:
hei 0° 79.789 Vol. SO, /
» 15° 48.500
1 3202 89.374
n» 40 7 18.766 fe
Aus der bei 0° gesättigten Lösung von Schwefeldioxyd in Wasser scheiden el
sich Krystalle von der Formel SO, + 15H, 0 ab, welche aber schon bei +4° in sten
Schwefeldioxyd und Wasser zerfallen. In der wässerigen Lösung wird die schweflige
Säure allmälig in Schwefelsäure verwandelt, rascher vollzieht sich die Umwandlung |
durch Zusatz von Chlor, Brom oder Jod ‚ auch durch einen solchen von Salpetersäure li
und Chromsäure. Auf der Eigenschaft des Schwefeldioxyds, durch Aufnahme von leit
Sauerstoff und Wasserstoff in Schwefelsäure überzugehen , beruht die redueirende den
Wirkung der schwefligen Säure. Auf einen Reductionsprocess ist auch das Bleichen Si
der Farbstoffe durch Schwefeldioxyd zurückzuführen; indem dieses sich mit dem du
Sauerstoff des Wassers verbindet, wird Wasserstoff frei gemacht (SO, + 2 H, 0 = at
H, SO, + H,). welcher mit den organischen Farbstoffen farblose, durch Aus-
waschen mit Wasser zu entfernende Verbinduugen bildet, Wäscht man die ge- At
bleichten Stoffe nicht mit Wasser gut aus, so erscheinen die Flecken wieder, a
indem der Sauerstoff der Luft die farblose lösliche Verbindung wieder oxydirt. pr
In der Papierfabrieation benützt man die redueirenden Eigeuschaften des
Schwefeldioxyds, um das im gebleichten Ganzzeug noch vorhandene Chlor unschäd-
lich zu machen: SO, -+ CL + 2H, 0=H,S0,+2HCL |
Das Schwefeldioxyd ist auch ein kräftiges Antiseptieum, verhindert Fäulniss u
und Gährung, dient deshalb zum Schwefeln des Weines, zum Conserviren von
Fleisch und als Desinfieirmittel.
Flüssiges Schwefeldioxyd, welches vornehmlich für PICcTET’sche Kältemaschinen
dient, wird im Grossen in westphälischen und schlesischen Hütten aus Röstgasen
gewonnen, aus denen man durch Wasser die schweflige Säure absorbirt, und
darauf die wässerige Lösung durch Dampf zerlegt; die entweichende reine, wasser-
haltige schweflige Säure wird durch Schwefelsäure getrocknet und durch Kälte
und Druck verdichtet. Der Versandt geschieht in gusseisernen Flaschen, ähnlich
wie flüssige Kohlensäure. f
Zur Erkennung des Schwefeldioxyds dient der stechende Geruch, den das
Gas oder seine wässerigen Lösungen besitzen oder die Salze, wenn sie mit ver-
dünnter Säure übergossen werden, entwickeln.
Bringt man in das Gas ein mit jodsaurem Kalium und Stärkekleister getränktes
Papier, so wird dieses augenblicklich gebläut, indem sich freies Jod aus-
scheidet: 2KJO0; + 580, + 4H,0 — J, + 2KHS0, + 3 H, SO.
Durch einen Ueberschuss von Schwefeldioxyd verschwindet die blaue Färbung,
da das freigemachte Jod in Jodwasserstoff verwandelt wird: J» + SO, + 2H,0 =
21H) + H,5S0,: