Full text: Salpetersäure - Thonschiefer (9. Band)

8 SALPETERSÄURE, NACHWEIS. — SALPETERSÄURE, RAUCHENDE. 
man. unter Durchleiten von Kohlensäure ‚erkalten lässt und nach dem Verdünnen 
mit Wasser das unverändert gebliebene Eisenchlorür mit Kaliumpermanganatlösung 
bestimmt. Um dabei die schädliche Wirkung der Salzsäure auf das Kaliumperman- 
ganat zu beseitigen, versetzt man die KEisenchlorürlösung vor der Titration mit 
30ccm einer im Verhältniss von 1: 5 bereiteten schwefelsauren Manganlösung. 
Anstatt das unveränderte Eisenchlorür mit Kaliumpermanganatlösung zu titriren, 
kann man auch das gebildete Eisenchlorid mit. Zinnchlorür bestimmen (s. 
Bd. III, pag. 636), wobei natürlich der anzuwendeude Eisendraht nicht genau ge- 
wogen zu werden braucht. 
Da nach der Gleichung: 
6 FeCl, ;+- 2K NO; + 8HC1=3Fe, CL + 2KC1+ 4H,0 4 2N0 
6 Atome Eisen (56 x 6 = 336) 2 Molekülen Salpetersäure (63 x 2 =— 126) ent- 
sprechen, so erfährt man aus der Menge des nicht aus dem Zustande des KEisen- 
chlorürs in KEisenchlorid verwandelten Eisens nach dem Ansatze: 
556: 126 — unyv. Fe: x 
die Menge der vorhandenen Salpetersäure, 
Bei der Bestimmung des gebildeten KEisenchlorids durch Zinnchlorür bestimmt 
man nach demselben Ansatze aus der Menge des diesem entsprechenden Eisens 
die vorhandene Salpetersäure. H. Beckurts. 
Salpetersäure, rauchende, Acidum nitricum fumans. Die rothe rauchende 
Salpetersäure entsteht , wenn man Salpeter mit so viel englischer Schwefelsäure 
durch Destillation zersetzt, dass auf 2 Mol. Salpeter 1 Mol. Schwefelsäure kommt. 
Es destillirt nur die Hälfte der Salpetersäure des Salpeters als Hydrat über, die 
andere Hälfte zerfällt in der hohen Temperatur, bei welcher das zweite Molekül 
Salpeter auf das saure Natriumsulfat einwirkt, in Sauerstoff und Stickstoffdioxyd, 
welches letztere von der zuerst übergegangenen Salpetersäure aufgenommen wird 
und so die Bildung einer tief gelbrothen Säure, welche den Namen rothe rauchende 
Salpetersäure erhalten hat, veranlasst: 
2NaNO; + H, SO, = NaH SO, + HNO, + Na NO; 
NaNO; + Na H SO, = Na, SO, + HNO; 
2HNO0; = H, 0 +0 + 2 NO. 
Bei der Darstellung der rauchenden Salpetersäure operirt man im Allgemeinen, 
wie bei der Darstellung der concentrirten gewöhnlichen Säure, Nachdem in der 
ersten Periode die concentrirte gewöhnliche Salpetersäure übergegangen ist, hat 
man die Vorlage zur vollständigen Absorption der Dämpfe von Untersalpetersäure 
tüchtig zu kühlen, 
Die Destillation ist beendet, wenn die Entwickelung braunrother Dämpfe 
aufhört. 
‚Eine an Untersalpetersäure reichere Säure erhält man, wenn zur Zerlegung des 
Salpeters an Stelle der gewöhnlichen Schwefelsäure rauchende Schwefelsäure ‚ver- 
wendet wird, weil die dadurch gewonnene wasserfreie Salpetersäure sogleich in 
Untersalpetersäure und Sauerstoff zerfällt. 
Die rauchende Salpetersäure ist somit zu betrachten als eine gesättigte Auf- 
lösung von Untersalpetersäure in concentrirter Salpetersäure und sehr wenig Wasser. 
Sie ist eine rothbraune, stark ätzende Flüssigkeit, welche schon bei gewöhnlicher 
Temperatur, reichlicher bei gelindem Erwärmen, rothbraune Dämpfe von Unter- 
salpetersäure ausstösst. Ihr speeifisches Gewicht schwankt zwischen 1.520—1.525. 
Interessant ist das Verhalten der Säure zu Wasser. Mischt man der Säure nach 
und nach Wasser zu, dann färbt sie sich unter Entwickelung rother Dämpfe erst 
grün, dann blau und schliesslich entsteht eine farblose Flüssigkeit, indem zunächst 
eine Lösung von salpetriger Säure und Untersalpetersäure in Salpetersäure (grüne 
Färbung), sodann eine Lösung von salpetriger Säure in Salpetersäure (blaue Fär- 
bung) entsteht, und endlich die salpetrige Säure unter Entwickelung von Stickoxyd 
zersetzt wird. Fügt man umgekehrt rauchende Salpetersäure zu Wasser. so treten die-
	        
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