150 SCOPOLIA. — SCORBUT.
der Röhre eingefügten Staubgefässen. Die von dem vergrösserten Kelche umhüllte be
Kapsel springt oberhalb der Mitte mit dem Deckel auf, ist 2fächerig und vielsamig. LM
Scopolia (Scopola) carniolica Jqu. (Scopolina atropoides Schult., N
Hyoscyamus Scopolia L.), eine im südlichen Mitteleuropa verbreitete Art, wird bl
60cm hoch, hat elliptische, herablaufende, 10: 7 cm grosse Blätter und _herab- ab
hängende grosse Blüthen. %
Das fleischige weissliche Rhizom und das Kraut wird als Volksmittel wie N
Belladonna angewendet. In dem Rhizom, das nach GREENISH im Baue nahe
übereinstimmt mit Radix Belladonnae, fand DuNsTAN (Pharm. Journ, and Trans.
1879) von den mydriatischen Alkaloiden nur Hyosecyamin, doch enthält sie /
vielleicht auch eine Spur Hyosecin. Ferner bestimmte DUNSTAN eine der fett-
artigen Substanzen als Cholesterin (0.1%/o), eine andere als eine Fettsäure
mit den Eigenschaften der Arachissäure. (Bei dieser Gelegenheit wurde auch in
der Belladonna-Wurzel Cholesterin nachgewiesen.) Zwei andere Stoffe, eine Jin
krystallinische Zuckerart und ein fluoreseirender Körper, konnten nicht näher ztäl
bestimmt werden. Nach SIEBERT (Arch. d. Pharm. 1890) ist der fluorescirende
Körper identisch mit dem der Belladonna, Die Droge enthält ferner wahrschein-
lich (gleich der folgenden) Betain und Cholin.
Scopolia japonica , in Japan „Roto“ genannt, eine der vorigen sehr ähnliche )
Art, ist in neuerer Zeit wiederholt analysirt worden. LANGGAARD (Arch. f. Pharm. Gral
XVII) stellte aus der Wurzel 2 Alkaloide dar, das krystallisirbare Rotoin und Ric
das amorphe Scopolein, welche beide die Pupille erweitern. EYKMAN (Ber. d. Seh
deutsch. chem. Ges. XVII [Ref.]) erhielt das Scopolein krystallinisch und hält Rüc
es für ein Gemisch verschiedener Tropeine; ferner stellte er das fluorescirende ne
Scopoletin und das Glycosid Scopolin dar. Nach SCHMIDT und HENSCHKE 5
(Diss. Halle 1888) ist das angeblich neue Alkaloid Scopolein ein wechselndes die‘
Gemenge von Atropin, Hyoseyamin und Hyosein, der als Spaltungsproduct eines Aw
Glycosides auftretende Schillerstoff Scopoletin identisch mit dem Schillerstoffe het
der Belladonna (Methylaeseuletin), das Rotoin LANGGAARD’S endlich ist_das
Alkalisalz einer sehr kohlenstoffreichen. Fettsäure.
Scopolia lurida Dunal (Anisodus luridus L.), in Nepal und am Himalaya
heimisch und verwildert in Schlesien gefunden, enthält ebenfalls, wie Versuche
mit einer aus den Blättern bereiteten Tinetur zeigten, eine mydriatisch wirkende
Substanz (WARING, Brit. med. Journ. 1885; s. auch SIEBERT, Arch. d. Pharm. 1890).
Scorbut, Scharbock. Alle jene Ursachen, welche geeignet sind, den Er-
nährungszustand des Körpers zu verschlechtern, können Scorbut hervorrufen. Dazu
gehört vor allem Anderen spärliche Nahrung, sei es, dass diese an und für sich
gering ist oder nicht im Verhältniss zu den körperlichen Leistungen des Indivi-
duums steht. Ferner kann die Qualität der genossenen Nahrung eine fehlerhafte nge
sein; es können sowohl der Genuss verdorbener Speisen oder schlechten Trink- der
wassers, als auch die ‚schlechte Auswahl der Speisen Ursache des Scorbuts werden. and
In letzterer Beziehung ist namentlich die dauernde Entziehung von frischem le
Gemüse, besonders von frischen Kartoffeln und Obst, oder die dauernde Ent- A
haltung vom Fleischgenuss, oder der fortwährende Genuss von Pöckelfleisch für ii
die Entstehung der Krankheit von Wichtigkeit. Endlich kommen neben der übe
schlechten Ernährung dumpfig-feuchte und überfüllte Wohnräume in Betracht. Da Tas
viele der erwähnten Veranlassungen sich besonders in Gefangenenhäusern, Kasernen, Gi
Massenquartieren, auf Schiffen u. s. w. vorfinden und besonders zur Zeit von abe
Missernten, Belagerungen und grossen Seereisen auftreten, so ist auch an diesen sh
Orten und zu diesen Zeiten der Secorbut am häufigsten und oft epidemisch. Die
fahle, trockene Haut, die eingefallenen Wangen, der abgemagerte Körper und die 1
verzweifelte Stimmung des Kranken verrathen von Anfang an seine Krankheit. %
Das wichtigste Symptom ist jedoch die Entzündung des Zahnfleisches. Dieses wird
locker, missfarbig, schmerzhaft und Dblutet selbst bei leichter Berührung stark. m
Auch die Zähne werden locker und fallen aus. An der Haut und im _ subeutanen