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Gallseife wird zur Beseitigung von Flecken aller Art aus Zeugen, Kleidern züln
u. s. w. vielfach gebraucht und nach SICHEMONT in folgender Weise bereitet: Im
In einem kupfernen Kessel wird 1kg Cocosnussöl zum Schmelzen erwärmt und ie CH
unter starkem Umrühren 500g Aetznatronlauge von 30° B, hinzugefügt. In einem ®.
anderen Gefäss erwärmt man 500g weissen venetianischen Terpentin und rührt Lasten
diesen in die Seife hinein. Der Kessel wird dann gut zugedeckt und bleibt unter en
gelinder Erwärmung 4 Stunden lang stehen, worauf stärker bis zum Fliessen het
der Seifenmasse erwärmt wird. Diese wird mit 1kg Ochsengalle vermischt. 1 bis khral
2kg getrocknete und gepulverte gute Kernseife werden dann allmälig in die im oT
Kessel enthaltene Mischung eingerührt, bis diese fest wird und dem Druck des |
Fingers nur noch wenig nachgibt. Nach dem Erkalten wird die Seife zu Stücken han
geformt. nk
Transparente oder durchscheinende Seifen erhält man durch Dr
Lösen von gut ausgetrockneter, zerkleinerter Talgseife in dem gleichen Gewicht ni
Alkohol und Ausgiessen der durch Absetzenlassen geklärten Masse in Formen, vn
Nach mehreren Wochen ist die Seife so weit ausgetrocknet, dass sie in den ir
Handel gelangen kann. Verwendet man anstatt des Alkohols Glycerin, so gewinnt
man transparente Glycerinseife. Die unter dem Namen Glyecerin- mn
seifen im Handel vorkommenden Seifen sind als solche jedoch nur in den seltensten
Fällen zu betrachten. Um Seifen glänzend zu machen, werden nach DUPuUIs Ce
dieselben vor und nach dem Trocknen einem Dampfstrom ausgesetzt und die =
Seifenstücke hierauf mit einem feuchten Leinentuche kräftig abgerieben. Es
werden so alle Poren und Unebenheiten der Oberfläche ausgeglichen und ein
glänzender Ueberzug erzeugt, der selbst unter der Formenpresse nicht leidet.
Das Formen der Seife. Während die für Haus- und Industriegebrauch
bestimmte Seife nur in Riegel geschnitten wird, werden die Luxus- und Toiletten-
seifen gewöhnlich in bestimmte Formen gebracht, Zu diesem Zweck durchknetet ;
man die in Späne verwandelte und etwas abgetrocknete Seife und vertheilt sie vicht
dann in viereckige, ceylindrische oder elliptische Stücke von bestimmter Grösse, |
die an einem warmen Ort getrocknet werden, und denen endlich in einer aus Narın
zwei Hälften bestehenden Form in einer Schraubenpresse die gewünschte Gestalt eh
ertheilt wird. Wege
Die reinigenden Eigenschaften der Seife glaubte BERZELIUS 1. in man
der leichten Zerlegung neutraler Seifen durch kaltes Wasser in saure Seifen und
freies Alkali, 2. in der emulgirenden Eigenschaft der Seifen für Fettsubstanzen TE
erbliceken zu müssen. ROTONDI (Chem. Industrie, 1884, 361) bewies jedoch folgende
Sätze: 1. die neutralen Alkaliseifen C. Han, MO, werden durch Wasser in basische
Cn Hon—-ı MO,, MOH zerlegt, welche in kaltem und heissem Wasser löslich sind,
und in saure unlösliche Cn Han —ıMO,, CnHon O2. 2. Die Vollständigkeit der Zer-
legung hängt von der Temperatur, der Concentration und der Zeitdauer ab.
3. Die basischen Seifen dialysiren leicht, die sauren gar nicht. 4. Die basischen f
Seifen sind kein Gemisch von neutraler Seife mit freiem Alkali, da sie durch
Kochsalz vollständig gefällt werden. 5. Die wässerige Lösung der basischen Seifen
löst Fettsäuren zu einer klaren Flüssigkeit, welche sich in Berührung mit der
Luft allmälig trübt, indem chemische Bindung und alsdann Ausscheidung saurer
Seife stattfindet. 6. Die Lösungen basischer Seifen lösen in der Wärme saure
Seifen auf, scheiden sie aber beim Erkalten wieder ab, 7. Die neutralen Fett- K
körper werden von den basischen Seifen nur emulgirt, nicht chemisch gebunden, Zw
denn man kann das Gemisch durch 90proecentigen Alkohol wieder in seine Be- Ta
standtheile zerlegen. 8. Kohlensäure macht die basischen Seifen unlöslieh , ohne zent
sie zu zersetzen. Yan
In Alkohol lösen sich die Seifen, besonders in der Wärme, leicht und voll der
ständig zu gut filtrirbaren Flüssigkeiten auf. Aether, Petroleumäther und Benzol dr
wirken nur wenig lösend auf die Seifen ein. Die alkoholischen Lösungen der
Talgseifen gelatiniren nach _dem Erkalten, diejenigen der Oelseifen nicht.
SEIFF