_- SILBEROXYDE. — SILBERRÜCKSTÄNDE. 269
Die Bildung von Knallsilber ist überall da zu erwarten, wo
Silberoxyd mit freiem Ammoniak zusammentrifft. Sind die Bedingungen der Auf-
lösung des gebildeten Knallsilbers günstig, so entsteht die weniger gefährliche
"0 Welchep Lösung des Knallsilbers. Wird aber die Entstehung von festem, pulverförmigem
“ ” Jeter. Knallsilber begünstigt, und zwar wegen der Anwesenheit grosser Salzmengen, von
Aeß viel Kali- oder Natronhydrat ete., so wird die Gefahr acut. Deshalb ist bei der
wätt Behandlung aller Silberammoniumdoppelsalze mit ätzenden Alkalien die dringendste
. Vorsicht geboten!
Ü Silberoxyd, Silberhemioxyd, Ag, O, ist das normale und am besten bekannte
Oxyd des Silbers. Es wird am zweckmässigsten erhalten durch Fällen einer
Lösung von Silbernitrat mit reiner Kali- oder Natronlauge (nicht Ammoniak). Der
noch feuchte Niederschlag ist ursprünglich braun, wird aber nach dem Trocknen
bei 60—80° fast schwarz. Das frisch gefällte, noch feuchte Silberoxyd zieht aus
der Luft Kohlensäure -an und ist in Wasser nicht ganz unlöslich, z. B. ertheilt
es demselben metallischen Geschmack. Es ist eine starke Base und wirkt in frisch
yefälltem und feuchtem Zustande wie das hypothetische Hydrat Ag.OH. Bei-
spielsweise entstehen durch Einwirkung von feuchtem Silberoxyd auf die Ammonium-
jodide der organischen Basen die entsprechenden Ammoniumhydratbasen, z. B. aus
) N (CH;). J + Ag OH — Ag J + N(CH;), . OH
Tetramethyl- Tetramethyl-
ammoniumjodid ammoniumoxydhydrat.
Beim Erhitzen über 250° gibt es Sauerstoff ab und geht beim Glühen voll-
ständig in metallisches Silber über. Schon beim blossen Zusammenreiben bedingt
% es die Entzündung von Schwefelantimon , Realgar, Auripigment, Schwefelmilch,
A amorphem Phosphor, Gerbsäure,
" Silberperoxyd, Silberhyperoxyd, AgO oder Ag, O,, entsteht, wenn man
nn den galvanischen Strom mittelst Platinelektroden durch eine concentrirte Silber-
nitratlösung (1: 8) leitet, an der positiven (Platin-) Elektrode unter gleichzeitiger
N Sauerstoffentwickelung als eisenschwarze dunkle Oecta@der. Bildet sich ferner bei
f © nach der Einwirkung von Ozon auf Silber oder Silberoxyd. Beim Erhitzen zerfällt es
rin in metallisches Silber und in Sauerstoff. Durch Wasserstoff wird es bei gewöhn-
om dureh licher Temperatur nicht verändert, beim gelindesten Erhitzen aber unter schwacher
ME Explosion auf einmal zu metallischem Silber reducirt. Es entzündet Schwefel-
1 SAGE wasserstoff. und Nelkenöl. Trocken mit Goldschwefel zerrieben, tritt langsame Ent-
pn zündung auf. Mit Schwefel oder Phosphor gemischt, verpufft es lebhaft durch
A A0RDTNN Schlag. Durch Salzsäure wird es unter Chlorentwicekelung in Chlorsilber ver-
hadıet wandelt. In Ammoniak löst es sich unter Stickstoffentwickelung zu Silberoxyd-
DEE di Ammoniak. Mit concentrirter Schwefelsäure gibt es eine dunkelschwarzgrüne Lösung,
x ra die nach Ozon riecht und beim Erhitzen oder Verdünnen mit Wasser unter
Sauerstoffentwiekelung entfärbt wird, indem sich Silbersulfat bildet, Mit Salpeter-
vr. Man fällt säure von 1.2 spec. Gew. gibt es eine portweinrothe Lösung, die beim Erhitzen unter
rirpapier ab Sauerstoffabgabe farblos wird, indem sich Silbernitrat bildet. Enthält die Salpetersäure
m löst man aber salpetrige Säure, so_bildet sich Silbernitrat direct ohne Sauerstoffabscheidung.
Zusatz von B. Fischer.
ven Mengen Silberrückstände, Aufarbeitung. Bei dem hohen Werthe des Silbers ist
pwalt 40000 es nur allzu gerechtfertigt, dass man versucht, das im Laboratorium und in
ion Flüssi5- der Technik verbrauchte Silber nach Möglichkeit wieder zu gewinnen. In den
a 0 das chemischen und pharmaceutischen Laboratorien ist es Grundsatz, alle sogenannten
alle, welche Silberreste in einem hierzu bestimmten Gefässe zu sammeln. Man benutzt zweck-
sieh beim mässig eine weithalsige Flasche, welche etwas verdünnte Salzsäure enthält und
tieser Ver- in welche man alle silberhaltigen Flüssigkeiten, Filter, Niederschläge und. sonstige
aft. Beim Abfälle einträgt. Wenn man dafür Sorge trägt, dass stets ein Ueberschuss von
n den 08 Salzsäure auf den Silberrückständen steht, so ist das Silber — abgesehen von
TI MM: metallischem Silber, Brom- und Jodsilber — dann stets als Chlorsilber vorhanden;
Hat sich eine der Verarbeitung lohnende Menge von Silber angesammelt, so giesst