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Der Sodarückstand wird frisch mit Chlormagnesiumlösung gekocht und setzt a
sich dabei um: CaS+ Mg Cl, + H, 0 — CaCl, + MgO-+H,S. Der Schwefel- %
wasserstoff wird aufgefangen und durch schweflige Säure in Schwefel übergeführt: ®
SO, +2H,5=2H,04+358. In die Magnesiumoxyd und Caleiumehlorid ent- *
haltende Lauge leitet man Kohlensäure, worauf Magnesiumchlorid regenerirt wird ‚n
unter Bildung von. Caleiumcarbonat: Mg O + CaCl + CO, = Ca CO; + Mg CL. ha
Das zuletzt angeführte Verfahren hat vor den beiden zuerst genannten den +
Vorzug, dass es die Verwendung der jetzt immer theurer werdenden Salzsäure EN
vermeidet. Ei
Theorie des Leblancprocesses. Obgleich die Sodafabrikation nach %.
LEBLANC zu den ältesten Zweigen der chemischen Grossindustrie gehört und von 8
sehr zahlreichen Forschern sehr eingehend studirt worden ist; so sind in dem
ganzen Process doch noch manche Punkte strittig. Im Grossen und Ganzen aber €
kann man‘ den Verlauf des Verfahrens wie folgt skizziren: .
Sulfatdarstellung. Aus Kochsalz - und Schwefelsäure entsteht Salzsäure
und Natriumsulfat (Glaubersalz oder Sulfat): 2 NaCl + H, SO, — Na, SO, + 2HC1.
Die Sodaschmelze. Das Natriumsulfat wird alsdann mit Kohle und Kalk nn
geschmolzen. Dabei finden, wie jetzt angenommen wird, folgende Vorgänge statt: SS
Das Natriumsulfat wird durch die Kohle zu Natriumsulfid, Na, S redueirt: SI
Na, SO, + 2C=— Na, S + 2.C0,,
das entstandene Natriumsulfid setzt sich dann mit dem kohlensauren Kalk zu Soda /
und Caleiumsulfid um : A
Na, S: + CaCO; = Na, CO, + CaS. Sn
Da aber die Temperatur über die zu dieser Reaetion nothwendige Grenze
hinausgeht, so wirkt ein Theil der Kohle auf den kohlensauren Kalk ein unter |
Bildung von Aetzkalk und Kohlenoxyd: vr
Ca CO; + C=—CaO + 2C0. ;
Mithin enthält die „Sodaschmelze“ im Wesentlichen: Natriumecarbonat, Na, CO,;, ven
Caleiumoxyd, CaO und Caleiumsulfid CaS. 4
Bis vor wenigen Jahren nahm man an, der unlösliche Theil der Sodaschmelze )
(der Sodarückstand) bestehe aus Caleiumoxysulfid , CaS.Ca O, einer chemischen wär
Verbindung. Diese Ansicht hat man aufgegeben, seitdem erkannt wurde, dass das Fe
Caleiumsulfid, welchem man lange Zeit ungerechtfertigter Weise leichte Löslichkeit unte
in Wasser nachgesagt, ebenso wie der Aetzkalk in Wasser schwer löslich, ja fast
unlöslich ist. Ein weiterer strittiger Punkt war folgender: Beim Auslaugen der
Sodaschmelze bilden sich stets grössere oder geringere Mengen von Aetznatron.
Ja man kann. durch geeignete Bedingungen die Ausbeute an Aetznatron wesent- i
lich erhöhen. Ist nun das Aetznatron in der Sodaschmelze fertig gebildet vor- je
handen? Das nahm man früher an; gegenwärtig ist diese Anschauung wieder dl
verlassen; man ist vielmehr der Ansicht, dass sich das Aetznatron erst im Verlaufe Min
des Auslaugungsprocesses durch die Einwirkung des Aetzkalkes auf ‘die vor-
handene Soda bilde. Gestützt wird diese Annahme dadurch, dass der Schmelze !
durch Alkohol kein Aetznatron entzogen werden kann und dass der Fabrikant
im Stande ist, durch die Art des Auslaugens den Gehalt an Aetznatron zu er-
höhen oder zu erniedrigen. Laugt er nämlich langsam und mit warmem. Wasser
aus, so erhält er viel Aetzuatron; laugt er schnell und mit kaltem Wasser aus,
so erhält er weniger Aetznatron, da dann die Bedingungen für die Einwirkung
des Aetzkalkes auf die Soda weniger günstig sind. Ebenso ist es dadurch ver-
ständlich, weshalb ein grösserer Zuschlag von Kalk und von Kohle die Bildung
von Aetznatron befördern muss.
Dem Leblancprocesse, welcher ein halbes Jahrhundert hindurch den Erdball
mit Soda, Salzsäure und den mannigfaltigsten. Chlorprodueten (Chlorkalk , - chlor-
saures Kali) versorgte, folgten zahlreiche weitere Vorschläge zur Sodabereitung,
welche theils gleichfalls von dem Natriumsulfat, theils direet vom Kochsalz ihren
Ausgang nahmen. Indessen sind im praktischen Betriebe bisher eigentlich nur
SOD.