358 SPECTRALPHOTOGRAPHIE.
graphische Cassette, welche. die empfindliche Platte enthält, muss in diesem Falle
sehr stark geneigt gegen die‘ Axe‘ der photographische Camera sein, weil die
ultravioletten Strahlen eine viel kürzere Vereinigungsweite als die blauen, gelben
und rothen Strahlen haben; der Neigungswinkel der Cassette beträgt z. B. bei
Anwendung eines Quarzprismas ungefähr 30°,
Bei allen diesen Speetrographen passirt das Licht einen engen Spalt in einem
Collimatorrohr, welches eine Sammellinse enthält, in deren Brennpunkt sich der
Spalt‘ befindet ; das Licht fällt von hier auf das Prisma (oder ein System von
mehreren Prismen), und das erzeugte Spectrum wird von einem photographischen
Objeetive auf eine in einer photographischen Camera befindliche empfindliche Platte
geworfen und photographirt.
Zum Einstellen des Apparates für ultraviolette Strahlen leistet eine Uranglas-
platte gute Dienste, indem die sonst unsichtbaren ultravioletten Strahlen ein leuchten-
des Fluorescenzbild geben; dieses steht an Deutlichkeit allerdings dem photo-
graphischen Spectrum nach, gibt jedoch rasch einen guten Ueberblick,
Das Diffractionsspectrum (Beugungsspecetrum oder Gitterspectrum) ist
von besonderer Bedeutung für die Speetralphotographie. Es entsteht, wenn das
Licht auf einen Metallspiegel fällt, in welchen zahlreiche Linien eingeritzt sind,
Das Diffraetionsspectrum hat vor dem Brechungsspectrum (mittelst des Prisma)
den Vorzug, 'dass die Ablenkung der Strahlen der Wellenlänge proportional ist,
während beim prismatischen Spectrum. die stärker brechbaren Strahlen eine ver-
hältnissmässig stärkere Ablenkung erfahren, als die schwächer brechbaren, so
dass das blaue Ende des Speetrums gegenüber dem rothen ungewöhnlich in die
Breite gezogen erscheint. ROWLAND. ist es gelungen, auf einem metallischen
Concavspiegel. ein Gitter einzuritzen.. Man bringt den Spalt des Speetral-
apparates in den Brennpunkt des Concav-Gitterspiegels; das entstehende
Diffraetionsspeetrum wird von den letzteren auf eine photographische Platte ge-
worfen. Dadurch fällt die Sammellinse im Collimatorspaltrohre , sowie das photo-
oraphische Objecetiv weg, da der Hohlspiegel selbst das Bild erzeugt. Das Dif-
fractionsspeetrum mit dem Concavgitter hat den Vorzug, ‚frei von :Absorptions-
einflüssen zu sein. Durchsichtige Medien absorbiren, wie bereits ‚oben erwähnt
wurde, verschiedene Theile des Spectrums im ungleichen Grade, .z. B. Glas das
Ultraviolett, Wasser einen Theil des Infraroth; dadurch sind die Helligkeits-,
Wärme- und chemischen Wirkungen des Brechungsspectrums wesentlich beeinflusst.
Das Diffraetionsspectrum dient deshalb als „typisches“ Spectrum.
Das Sonnenspeetrum wurde mittelst des Concavgitters. von ROWLAND photo-
graphirt, welcher einen Atlas desselben veröffentlicht; derselbe gestattet, zwischen
den Wellenlängen 570 und 320 Mill. Millimeter Wellenlänge, die Wellenlänge
jeder FRAUNHOFER’schen Linie bis auf 0.005 Mill. Millimeter sicher abzulesen,
ABREY u. A. photographirte den rothen und infrarothen Theil des Sonnenspeetrums
und HALTLEY die Funkenspeetra verschiedener Metalle. KAYSER und RUNGE
photographirten Normalspeetren der Elemente (des Eisens ete.) mit einem Concav-
gitter, wo z. B. mittelst Eisenelektrode ein elektrisches Bogenlicht erzeugt wurde.
Für lichtschwache. Speetren eignet sich das Diffractionsgitter wegen seiner
geringeren Helligkeit weniger gut. Die Spectren von Gasen in GEISSLER’schen
Röhren oder die Funkenspeetren von Metallen mittelst RUHMKORFF’schen Funken-
yebers werden zumeist mit Quarzprismen photographirt, obschon sich auch mittelst
Concavgitters ausgezeichnete Resultate erzielen lassen, wenn man die Helligkeit
der GEISSLER’schen Röhren möglichst steigert,
—_H. W. VoGEL photographirte das Spcetrum des Wasserstoffs und Sauerstoffs in
GEISSLER’schen Röhren, HASSELBERG das des Stickstoffs, sowie das Absorptions-
speetrum von Joddämpfen etc. Mit der Photographie des Wasserstoffspectrums,
sowohl mit Quarz- als Diffraetionsspecetrographen erzielt V. SCHUMANN die hervor-
ragendsten: Resultate. Das Spectrum der nichtleuchtenden Flamme des BUNSEN-
<chen Gasbrenners (sogenanntes SWAN’sches Spectrum) wurde zuerst von J. M. EDER