360 SPECTRALPHOTOGRAPHIE.- — SPECTROSKOPE.
sich zur Photographie des Spectrums von den FRAUNHOFER’schen E oder F bis
in’s äusserste Ultraviolett. Sollen grüne: oder gelbe Strahlen im Spectrum photo-
graphirt werden, so benützt man sogenannte orthochromatische Platten, welche
man am besten durch Baden von Bromsilbergelatineplatten in Erythrosinlösung
(Tetrajodfluoreseeinnatrium) herstellt. Zur Photographie von Orange oder Roth
geben die mit Cyanin: sensibilisirten Bromsilbergelatineplatten die besten Resultate.
Das Entwickeln und Fixiren folgt wie gewöhnlich. mittelst Pyrogallol, beziehungs-
weise unterschwefligsaurem Natron. Die Speetralphotographien werden in nicht
lackirtem Zustande zum Ausmessen verwendet. J. M. Eder.
Spectropolarisator. Der aus Speetralocular und Polarisationsapparat be-
stehende Apparat dient dazu, um die sogenannten MÜLLER’schen Streifen, welche
man erhält, wenn durch ein Gypsplättchen — am besten von Roth 2. oder
3. Ordnung — geleitetes polarisirtes Licht mittelst eines Speetralapparates zerlegt
wird, zur Untersuchung der doppeltbrechenden Eigenschaften mikroskopischer
Objeete zu verwenden. Bei dem RoLETT’schen und ABBE’schen Spectropolarisator
erzeugt das durch Polarisator und Gypsplättchen gegangene Licht mittelst einer Ü
Prismenverbindung ein.von einem dunklen Streife im Grün durchsetztes Speetrum le
in der Objectebene, während der Analysator eines Polarisationsapparates an seine je
gewohnte Stelle zu stehen kommt. Kommt nun ein doppelbrechendes Object dicht über =
den Streifen zu liegen, so wandert dieser, je nachdem dessen gleichnamige
Elasticitätsaxen mit denen des Gypsplättchens dahingehen oder mit ihnen unter
rechtem Winkel kreuzen, nach dem rothen oder dem violetten Ende des Spectrums,
während an seiner früheren Stelle die betreffende, vorher ausgelöschte Speetral-
farbe wieder hergestellt wird. Dippel.
Spectroskope und Spectralapparate nennt man Apparate, welche zur
Entwickelung und Beobachtung des Speetrums von Lichtstrahlen dienen. Die wesent-
lichen Bestandtheile eines Speetroskopes sind ein oder mehrere Prismen, das
Collimatorrohr und das Beobachtungsfernrohr, wozu noch je nach der
Bestimmung des Apparates verschiedene Nebenbestandtheile hinzutreten.
Die in Anwendung kommenden Prismen, welche ein möglichst grosses
Dispersionsvermögen ‚besitzen sollen, bestehen aus Flintglas, und je nachdem der
Apparat deren nur eines oder mehrere (Prismensatz) enthält, spricht man von
einem einfachen oder zusammengesetzten Spectroskop. Durch eine je
grössere Anzahl von Prismen das Licht hindurchgehen muss, desto grösser wird
auch die Dispersion; das Spectrum nimmt an Länge zu, an Helligkeit aber ab.
Um eine allzugrosse Anzahl von Prismen zu vermeiden und doch eine bedeutende
Dispersion zu erhalten, greift man zuweilen zu dem Auskunftsmittel, das Licht
nach dem Durchgang durch sämmtliche Prismen refleetiren und neuerdings durch
sämmtliche Prismen zurückkehren zu lassen. Von besonderer Wichtigkeit sind die
Speetroskope mit gerader Durchsicht (ä4 vision directe), bei welchen
die Lichtstrahlen mittlerer Brechbarkeit die. Prismen in derselben Richtung ver-
lassen, in der sie eingetreten. Dies lässt sich schon bei einem einzigen Prisma
durch passende Wahl seiner Winkel und der Einfallsrichtung des Lichtstrahles
erreichen, wie z. B. aus der Abbildung des HERSCHEL’schen Prismas mit gerader
Durchsicht (s. Fig. 55) zu ersehen ist. In praktischerer Weise erzielt man es
durch Combination von Crown- und Flintglasprismen, wie sie von AMICI,
JANSSEN u. A. angewendet wurde und ‚deren eine Fig. 56 zeigt. Drei mit der
brechenden Kante nach der einen Seite (i. d. Fig. nach, abwärts) gekehrte
Crownglasprismen legen sich an zwei mit der brechenden Kante nach der anderen
Seite gerichtete Flintglasprismen an, und die Wahl der Winkel ist so getroffen,
dass durch die Gegenwirkung beider Prismensysteme wohl eine Ablenkung des
Lichtstrahles vermieden, nicht aber die grössere Dispersion der Flintglasprismen
durch jene der Crownglasprismen aufgehoben wird (s. Dispersion, Bd. II,