4 SPUREN.
Sporen sind die der Fortpflanzung dienenden Organe der Cryptogamen
(Sporenpflanzen). Die Spore enthält bei ihrer Trennung von der Mutterpflanze
noch keine Anlage zu einer neuen Pflanze, sondern nur eine organi-
sationsfähige Flüssigkeit; dieselbe wächst nach der Trennung unter Einwirkung .
oxünstiger äusserer Verhältnisse durch Erzeugung neuer Zellen zu einer neuen ;
Pflanze aus. Die Bildung der Spore erfolgt theils auf geschlechtlichem, theils auf
ungeschlechtlichem Wege; ihre Ausbildung selbst ist eine höchst mannigfaltige.
Es kommen besonders zwei verschiedene Formen zu Stande. Die Spore bildet sich L
entweder im Inneren einer Zelle (endogene Sporenbildung) oder frei, am Ende
einer Fruchthyphe (acerogene Sporenbildung). Als intercalare Sporenbildung be-
zeichnet man den Vorgang, wenn die Spore in der Continuität der Hyphe aus- alt
gebildet wird (Ustilagineen). Die endogen entstandenen Sporen bilden sich im rel
Inneren bestimmter Zellen, der Sporenmutterzellen , entweder durch Viertheilung de
der letzteren oder durch succedane Zweitheilung des ursprünglichen Kernes in x
2, 4, 8, 16, 32 und mehr (Potenzen von 2) Kerne, oder in zahlloser Menge, S
oder sehr selten nur 1. Bei der aerogenen Sporenbildung wird am Ende der
Fruchthyphe eine Zelle gebildet, die sich .durch eine Querscheidewand abgliedert N
und nun zur Spore ausbildet. Diese Abschnürung kann zuweilen in fortgesetzter in
Folge stattfinden (succedane Abschnürung), wodurch sogenannte Sporenketten des
entstehen, oder es können auch die Sporen durch einen ihnen anhaftenden Schleim Ken
zu kugeligen Ballen verklebt an der Spitze des abschnürenden Fadens haften %
bleiben. Viele Sporen sind einzellig, andere theilen sich entweder durch einfache X
Querwände, oder auch noch durch senkrecht auf diese gestellte Wände, wodurch 5
mannigfach septirte oder mauerartig getheilte Sporen entstehen. Hinsichtlich der re
Form lassen sich kugelrunde, rundliche, tetra@drische, eiförmige, elliptische, walzen- A
förmige, nadelförmige, spindelförmige, sichelförmige, nierenförmige ete. Sporen Y
unterscheiden. Ist die Spore an den Theilungsstellen eingeschnürt, so ergeben sich a
semmel-, wurm- oder raupenförmige Formen. Die Sporen sind entweder ungefärbt, N
wasserhell oder trüb, undurchsichtig, gelblich, grünlich, bräunlich, roth, schwarz nn
oder weiss. Die Färbung ist in Masse meist anders, als bei durchfallendem .
Lichte. Die Oberfläche der Spore ist glatt, runzelig, granulirt, papillös, warzig, A
jgelstachelig oder netzförmig gefeldert. Dünnwandige Sporen scheinen nur eine
eutieularisirte Sporenhaut (Sporodermis) zu besitzen ; häufig treten jedoch zwei
Schichten auf (z. B. Muscineen): eine gefärbte äussere Membran (Exospor, Exine)
und eine innere, hyaline (Endospor, Intine, bläut sich in Chlorzinkjod). Gewisse
Lebermoose besitzen nach LEITGEB noch eine der Exine aufgelagerte Aussen-
schicht, das Perineum. Der protoplasmatische Inhalt der Sporen schliesst grosse
Chlorophyllkörner, Stärke und Oel ein. Die Sporen sind entweder alle von
oxleicher Grösse, oder es treten bei derselben Pflanze grössere (Makrosporen) und
kleinere (Mikrosporen) auf.
Die keimende Spore entsendet einen oder mehrere Keimschläuche, welche sich
späterhin (je nach den einzelnen Pflanzenfamilien) zu sehr verschiedenen Gebilden
entwickeln (Protonema, Mycel). Die Spore keimt entweder sofort nach der Reife
(öfter schon auf der Mutterpflanze), oder nach wenigen Tagen, oder erst nach
einigen Monaten nach der Aussaat. Die Keimfähigkeit der Sporen dauert ver-
schiedene Zeit, sie wechselt zwischen einigen Monaten bis zu einigen Jahren. Zu
erwähnen ist noch, dass die Sporen vieler Arten (z. B. Baeillen) unbeschadet
ihrer Keimfähigkeit höchst bedeutende Temperaturgrade ertragen können (bis
100% und darüber).
LINNE hielt die Sporen für Blüthenstaub und betrachtete daher das Sporogon
als Anthere. HEDWIG bezeichnet die Sporen der Moose als Semina und Ovula.
STEHELIN und MEESE beobachteten aber schon die Keimung der Spore.
Vergl. ferner die Artikel „Auxosporen“, Bd.II, pag. 61, „Dauersporen“,
Bd. III, pag. 414, „Makrosporen“, Bd. VI, pag. 502 und „Mikrosporen“
Bd. VI, pas. 714, Sydow.
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