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am trockenen Schleifstein gearbeitet wird. Der aus Stahl- und Sandpartikelchen gta
zusammengesetzte Staub bewirkt einen Bronchialcatarrh, aus dem Asthma und 5
Schwindsucht hervorgehen, welchen Leiden diese Arbeiter im jugendlichen Alter Fahl
erliegen. gen
An der Einwirkung von mineralischem Staub leiden besonders die Arbeiter in
Glasfabriken beim Stossen des zur Glasbereitung dienenden Materiales und die
Arbeiter in Mühlsteinfabriken beim Behauen der Steine. Auch diese sterben häufig
an Lungencatarrhen und Schwindsucht.
Wie schon erwähnt, ist der vegetabilische Staub weniger gefährlich; in der
Tabakindustrie beschäftigte Arbeiter acquiriren zwar im Anfang ihrer Beschäfti-
gung nicht selten einen Bronchialcatarrh, indessen können sie ohne besondere
Schwierigkeiten meist einige Jahrzehnte dieser Fährlichkeit sich aussetzen. Viel
öfter aber ist die Einwirkung des Tabakstaubes auf die Augen eine So intensive,
dass die Bechäftigung aufgegeben werden muss. Etwas gefährlicher soll der. Baum-
wollenstaub sein, der beim Reinigen der Waare entsteht. Noch intensiver reizend
wirkt der Flachs- und Hanfstaub, dessen Schädlichkeit ein "Theil der grossen
Sterblichkeit unter den Webern zugeschrieben werden muss, Verhältnissmässig
selten sind bei Müllern Erkrankungen durch Einathmen von Mehlstaub, und in
ihm besonders gefährlich sind die harten Hülsentheile. Auch in Wollwäschereien 541
und Papierfabriken kann der entstehende animalische und vegetabilische Staub bin
chronische Lungenerkrankungen veranlassen. Durch seine Gefährlichkeit berüchtigt Bi
ist der Hadernstaub (s. Hadern, Bd. V, pag. 65). Die bisher angeführten Gewerbe ul?
machen nur einen Theil der zu Staubinhalationskrankheiten disponirenden Beschäf- m}
tigungsarten aus, es würde zu weit führen, dieselben sämmtlich aufzuführen ; kl
jedes-Gewerhe aber hat entsprechend dem zu verarbeitenden Stoff seine besondere Dre
Art von Staubentwiekelung und muss gesondert betrachtet werden. Ric
Auch nach einer anderen Seite hin hat der Staub in der Hygiene grosse ia
Bedeutung gewonnen; es ist dies bei der antiseptischen Wundbehandlung. Wie AI
einleuchtet, wird jede Staubentwicekelung in der Umgebung von frischen Wunden Wäl
höchst gefährlich wirken können durch die in dem Staub vorhandenen verschieden- mit
artigen Mikroorganismen, deren nach HEssE’s Untersuchungen nicht wenige und
sogar darunter sehr gefährliche in dem Staube der Stuben ete. vorkommen
können. Die Antisepsis hat daher mit aller Macht eine Staubentwickelung hintan-
zuhalten, und dies erreicht sie zum nicht geringen Theile durch das Anfeuchten
der Staubträger.
Die Prophylaxis bei den Staubinhalationskrankheiten spielt in der
Gewerbehygiene eine ausserordentliche Rolle, stösst aber auch auf ebenso gTOSSe
Schwierigkeiten, die ihren wesentlichen Grund in der Concurrenz von socialen
mit sanitären Fragen finden. Zur Beseitigung der Gesundheitsgefahren in den g
Gewerben haben ein energisches Vorgehen der Staatsbehörden, Einsicht der =
Fabrikherren und Verständniss der Arbeiter für die mit den Gewerben ver- 5
bundenen Gefahren zusammenzuwirken. Es sind bei den hygienischen Maassregeln ;
zu trennen die speciellen von den allgemeinen, erstere die Einrichtung der Arbeits-
räume betreffend, die letzteren die Verbesserung der Lebensverhältnisse der
Arbeiter anstrebend.
Sind die schädliehen Staubentwicekelungen in den betreffenden Industriezweigen
nicht zu umgehen, so muss vor allen Dingen für genügende Lufterneuerung
yesorgt werden ; leider stösst schon dieses Erforderniss öfter auf unüberwindliche
Hindernisse in den Anlagen. Weiter wird zu versuchen sein, ob durch verschieden-
artig construirte Masken und Respiratoren der Staub von den Athmungswegen der .
Arbeiter abgehalten werden kann. Zumeist werden aber von Seiten der Arbeiter |
diese Apparate wegen der Athmungserschwerung. nicht angewandt. In Fabriken N
muss dafür gesorgt sein, dass in den Räumen, wo Staubentwickelung unvermeidlich W
ist, die Höhe der Räume nicht unter 4m beträgt und auf den Kopf ein Luftraum
von 60—70 cbm kommt. Ganz besonders verdient es Aufmerksamkeit, dass der