Full text: Salpetersäure - Thonschiefer (9. Band)

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am trockenen Schleifstein gearbeitet wird. Der aus Stahl- und Sandpartikelchen gta 
zusammengesetzte Staub bewirkt einen Bronchialcatarrh, aus dem Asthma und 5 
Schwindsucht hervorgehen, welchen Leiden diese Arbeiter im jugendlichen Alter Fahl 
erliegen. gen 
An der Einwirkung von mineralischem Staub leiden besonders die Arbeiter in 
Glasfabriken beim Stossen des zur Glasbereitung dienenden Materiales und die 
Arbeiter in Mühlsteinfabriken beim Behauen der Steine. Auch diese sterben häufig 
an Lungencatarrhen und Schwindsucht. 
Wie schon erwähnt, ist der vegetabilische Staub weniger gefährlich; in der 
Tabakindustrie beschäftigte Arbeiter acquiriren zwar im Anfang ihrer Beschäfti- 
gung nicht selten einen Bronchialcatarrh, indessen können sie ohne besondere 
Schwierigkeiten meist einige Jahrzehnte dieser Fährlichkeit sich aussetzen. Viel 
öfter aber ist die Einwirkung des Tabakstaubes auf die Augen eine So intensive, 
dass die Bechäftigung aufgegeben werden muss. Etwas gefährlicher soll der. Baum- 
wollenstaub sein, der beim Reinigen der Waare entsteht. Noch intensiver reizend 
wirkt der Flachs- und Hanfstaub, dessen Schädlichkeit ein "Theil der grossen 
Sterblichkeit unter den Webern zugeschrieben werden muss, Verhältnissmässig 
selten sind bei Müllern Erkrankungen durch Einathmen von Mehlstaub, und in 
ihm besonders gefährlich sind die harten Hülsentheile. Auch in Wollwäschereien 541 
und Papierfabriken kann der entstehende animalische und vegetabilische Staub bin 
chronische Lungenerkrankungen veranlassen. Durch seine Gefährlichkeit berüchtigt Bi 
ist der Hadernstaub (s. Hadern, Bd. V, pag. 65). Die bisher angeführten Gewerbe ul? 
machen nur einen Theil der zu Staubinhalationskrankheiten disponirenden Beschäf- m} 
tigungsarten aus, es würde zu weit führen, dieselben sämmtlich aufzuführen ; kl 
jedes-Gewerhe aber hat entsprechend dem zu verarbeitenden Stoff seine besondere Dre 
Art von Staubentwiekelung und muss gesondert betrachtet werden. Ric 
Auch nach einer anderen Seite hin hat der Staub in der Hygiene grosse ia 
Bedeutung gewonnen; es ist dies bei der antiseptischen Wundbehandlung. Wie AI 
einleuchtet, wird jede Staubentwicekelung in der Umgebung von frischen Wunden Wäl 
höchst gefährlich wirken können durch die in dem Staub vorhandenen verschieden- mit 
artigen Mikroorganismen, deren nach HEssE’s Untersuchungen nicht wenige und 
sogar darunter sehr gefährliche in dem Staube der Stuben ete. vorkommen 
können. Die Antisepsis hat daher mit aller Macht eine Staubentwickelung hintan- 
zuhalten, und dies erreicht sie zum nicht geringen Theile durch das Anfeuchten 
der Staubträger. 
Die Prophylaxis bei den Staubinhalationskrankheiten spielt in der 
Gewerbehygiene eine ausserordentliche Rolle, stösst aber auch auf ebenso gTOSSe 
Schwierigkeiten, die ihren wesentlichen Grund in der Concurrenz von socialen 
mit sanitären Fragen finden. Zur Beseitigung der Gesundheitsgefahren in den g 
Gewerben haben ein energisches Vorgehen der Staatsbehörden, Einsicht der = 
Fabrikherren und Verständniss der Arbeiter für die mit den Gewerben ver- 5 
bundenen Gefahren zusammenzuwirken. Es sind bei den hygienischen Maassregeln ; 
zu trennen die speciellen von den allgemeinen, erstere die Einrichtung der Arbeits- 
räume betreffend, die letzteren die Verbesserung der Lebensverhältnisse der 
Arbeiter anstrebend. 
Sind die schädliehen Staubentwicekelungen in den betreffenden Industriezweigen 
nicht zu umgehen, so muss vor allen Dingen für genügende Lufterneuerung 
yesorgt werden ; leider stösst schon dieses Erforderniss öfter auf unüberwindliche 
Hindernisse in den Anlagen. Weiter wird zu versuchen sein, ob durch verschieden- 
artig construirte Masken und Respiratoren der Staub von den Athmungswegen der . 
Arbeiter abgehalten werden kann. Zumeist werden aber von Seiten der Arbeiter | 
diese Apparate wegen der Athmungserschwerung. nicht angewandt. In Fabriken N 
muss dafür gesorgt sein, dass in den Räumen, wo Staubentwickelung unvermeidlich W 
ist, die Höhe der Räume nicht unter 4m beträgt und auf den Kopf ein Luftraum 
von 60—70 cbm kommt. Ganz besonders verdient es Aufmerksamkeit, dass der
	        
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