492 STROPHANTHIN.
Auflösen des Strophanthins in 1.5procentiger Schwefelsäure vor sich gehen soll. N
Die Angaben ARNAUD’S weichen einigermaassen von denen FRASER’S ab. Nach Schi
ihm krystallisirt aus der wässerigen Lösung ein wasserhaltiges Strophanthin der stehe
Zusammensetzung C,, Hs 0,2 + aq. Dieses gut krystallisirende Hydrat schmilzt schon 0
unterhalb 100% Indessen gibt es sein Krystallwasser schon im Vacuum über Anz
Schwefelsäure ab und besitzt alsdann, bei 100° getrocknet, die Formel C;, H,g O;s-
Dieses wasserfreie Strophanthin wird bei etwa 165° teigig und bräunt sich dabei
unter mässiger Zersetzung. Nach ARNAUD ist das Strophanthin rechtsdrehend
(gefunden für die 2.3procentige Lösung [a]D = + 30°). Wichtig erscheint ferner |
seine Angabe, dass einmal geschmolzenes Strophanthinhydrat seine Krystallisations- (as 1
fähigkeit verloren hat. Darüber, ob das Strophanthin ein Glycosid ist oder nicht, Sol
hat ARNAUD sich bisher nicht geäussert. x
Aus dem Vorhergehenden ergibt sich ohne Weiteres, dass man zur Zeit noch Strop)
gar nicht weiss, was man eigentlich unter®Strophanthin zu verstehen hat. Möglich, gegen
dass in dem Strophanthin des Handels: der FRASER’sche Körper C,o H;, O,, ent- ufme
halten ist. Vielleicht wird sich auch die ARNAUD’sche Verbindung C;, Hz O,2 und erfolg
das Strophanthidin darin nachweisen lassen. Wenn man sich jedoch vergegenwärtigt, Diese
dass ARNAUD in den Samen von „Strophanthus glabrous“ von Gaboon nicht weniger kön
als 4.7 Procent Ouabain aufgefunden hat, welches nach seiner Zusammensetzung Sorte
Co Hıc O,2 ein niedriges Homologes des Strophanthins ist, so liegt die Vermuthung m
sehr nahe, dass dieses niedere Homologe wohl auch in den übrigen Strophanthusarten nd
vorkommen und somit in den Handelsstrophanthinen vorkommen wird. keine?
Von Reactionen werden für das Strophanthin folgende angegeben: 1. Durch ud
Einwirkung von concentrirter Schwefelsäure entsteht eine hellgrüne Färbung, here
welche bald in grüngelb und braun übergeht. 2. Mit Schwefelsäure und Kalium- a
biehromat entsteht blaue Färbung (FRASER). 3. Setzt man zu einem Tropfen der ®
wässerigen Lösung eine Spur Eisenchlorid und hierauf etwas concentrirte Schwefel- ME
säure, so bildet sich ein rothbrauner Niederschlag, der spätestens in 1—2 Stunden are
sich in einen smaragd- oder noch. dunkler grünen Körper verwandelt, dessen A
Färbung lange Zeit beständig bleibt (HELBING). P
Seiner physiologischen Wirkung nach gehört das Strophanthin zu den AR
mächtigsten Herzgiften. Es bewirkt Contracetion aller Muskeln, speciell aber solche a
des Herzmuskels, Es gelingt daher, durch entsprechend klein gewählte Dosen die K
Contraetion des Herzmuskels allein anzuregen und somit die Herzthätigkeit zu k
steigern. Wie alle Herzgifte hat auch das Strophanthin die Eigenschaft, die Lumina nn
der Arterien zu verengern, eine Wirkung, welche die Steigerung der Herzthätigkeit
wieder aufzuheben geeignet ist. Diese unangenehme, bei der Digitalis ebenfalls vn
bekannte, Nebenwirkung macht sich aber beim Strophanthin in zehnmal gerin- 1
gerem Maasse geltend wie bei der Digitalis, daher die bis jetzt angenommene Fr
Ueberlegenheit der Strophanthuspräparate gegenüber der Digitalis. Arzneilich sollte FA
das Strophanthin bis auf Weiteres überhaupt nicht verwendet werden, weil bei 0
diesem Präparate die nämliche Unsicherheit in der Wirkung vorliegt wie beim 2
Aconitin und Digitalin. Als Dosis periculosa ist innerlich wie subeutan diejenige
von 0.0003 g anzusehen. Ein Gegenmittel gegen Strophanthin soll der frische Ze
Saft von Adansonia diqitata ‚beziehungsweise das_ in diesem enthaltene Adan- En
sonin sein. Se
Das Ouabain (Uabain), welches ARNAUD in dem Holze von Acoanthera ee
Ouabaio und im Strophanthus glabrous von Gaboon aufgefunden (s. auch a
Ouabain, Bd. VII, pag. 577), wirkt nach E. GLEY (Compt. rend. 107, 348) a
ähnlich wie Strophanthin, aber viel rascher und viel intensiver, ein weiterer A
Grund, um zu untersuchen, ob das sogenannte Strophanthin nicht auch Ouabain Br
enthält. Das aus dem Pappus der Strophanthussamen dargestellte „Inein“, welches 2
angeblich alkaloidartig sein soll, aber nach seinem chemischen Verhalten noch 2
nicht näher beschrieben ist, gilt für_ einen. physiologisch ziemlich, unwirksamen w
Körper. BR. Fischer. =