Full text: Salpetersäure - Thonschiefer (9. Band)

STYPTICA, 513 
Pfropfes durch Blutcoagulation zu schliessen; doch ist letzteres nur bei direeter 
Made Rx Application mit, Sicherheit möglich, ausserdem die Bildung von Blutgerinnseln im 
a Gefässsystem nicht ungefährlich, so dass für die Erzielung von Blutstillung in 
entfernten Körpertheilen vorwaltend solche Mittel gebraucht werden, welche die 
' Gefässe zur Contraetion bringen. Mittel, welche Pfropfbildung veranlassen, 
werden nur in Mengen verabreicht, die in der Blutmasse vertheilt, so stark diluirt 
werden,- dass sie nicht mehr coagulirend auf das Blut wirken. 
Das wichtigste gefässyerengernde Styptieum ist das Mutterkorn nebst den daraus 
Yen - dargestellten, meist als Ergotin bezeichneten Präparaten. An dieses schliesst sich 
er wind. als entfernt wirkendes Styptieum zunächst das Plumbum aceticum an, dann 
le der Orifil Digitalis und einzelne , ebenfalls Gefässverengerung bedingende ätherisch ölige 
Bit Scheide Mittel , z. B. Terpentinöl, Copaivabalsam (in der Form der sogenannten Potzo 
at. Pracht Choparti in früherer Zeit sehr beliebt). Vielfach gebraucht werden auch verdünnte 
| Aalen m Säuren, z. B. Elixir acıdum Halleri, und verschiedene mineralische und vege- 
4. tabilische Adstringentien, z.B. Alaun, Eisenchlorid, Eisenvitriol, Eisenalaun, Catechu, 
al Kino, Ratanha, Gallussäure, Gerbsäure, doch ist deren Werth gegen innere 
Welche früher Hämorrhagien, soweit solche nicht etwa die Verdauungswege (Magen- und Darm- 
\ meist Holz- blutung , Ruhr) betreffen, ein weit geringerer, als bei externen Blutungen, wo 
Vüthen, denen die Adstringentien ihre doppelte, gefässverengernde und bluteoagulirende Wirkung 
1 gemägsieten umsomehr combinirt ausüben können, als hier die Application in stärkerer Concen- 
I, paz. 425) tration möglich ist. 
Auch bei externen Blutungen kommen hier und da, wie häufig die in gleicher 
de verwandt Richtung wirkende Kälte (Eis), gefässverengernde Styptica, z. B. Mutterkorn bei 
kan { ler. parenchymatösen Nachblutungen bei‘ Operationen , früher „auch Terpentin und 
wrcäilten Weingeist zur Verwendung, doch sind die gleichzeitig die Bildung des Blut- 
ieh iekand pfropfens befördernden Adstringentia oder die rein pfropfbildenden Styptica 
« de Ka el beliebter. Zu letzteren gehört vor Allem die durch ihren Kreosotgehalt wirkende 
vi P , Aqua Binelli und das Kreosot selbst, dessen coagulirende Wirkung auf das 
en sad 21 Blut derart ist, dass es in toxischen Dosen Lungenembolie bedingt. Als starkes 
We) Es coagulirendes, locales Hämostatieum gilt auch das_Eisenchlorid (Liquor  Ferri 
7 ii sesquichlorati). 
) Li Besondere Abtheilungen der Styptica sind. auch noch die Siyptica agglu- 
. tinativa und Styptica spongiosa s. rophetica. Die ersteren bilden bei Be- 
rührung mit dem Blute eine teigige, kittartige Masse, welche die blutende 
ng verlängerte Gefässöffnung geradezu verklebt. Dahin gehören arabisches Gummi, "Tragant, 
Stärkemehl, Kreide, Gyps und insbesondere Colophonium, deren Wirkung man 
durch Combination mit Adstringentien, z. B. Tannin, noch verstärken kann. Etwas 
1e42np021 anders wirken die Styptica rophetica, welche das Blut in sich aufsaugen und 
x Banmwol mit der Wunde verkleben, während sie an ihrer Oberfläche trocknen und so in 
weht ala ähnlicher Weise, wie ein durch Glüheisen oder ein kaustisches Mittel (Silber- 
‚hl, standen: salpeter, Chlorzink) hervorgebrachter Schorf, den Blutaustritt hemmen, bis die 
verletzte Stelle des Gefässes verheilt ist. Zu diesen St. rophetica gehört auch das 
in früherer Zeit als Blutstillungsmittel so überaus populäre Spinnengewebe, ferner 
han) sadider Charpie, Watte, Zündschwamm , Badeschwamm ‚ die Spreuhaare verschiedener 
en doch exotischer Farne, die bei Blutegelstichen empfohlenen Maticoblätter u. a. m. Analog 
A dr wirkt auch Collodium verschliessend. In Biutungen aus zugängigen Höhlen nützen 
Sh Az viele dieser Stoffe auch durch Compression: doch ist die Anwendung nur mit 
kb Gegen Beihilfe antiseptischer Stoffe wegen leichter Fäulniss des Materiales empfehlens- 
Bänostoie werth. Auch diese Rophetica werden oft mit adstringirenden Styptica verbunden, 
gen‘ in nieht z. B. Watte, Collodium mit Eisenchlorid, Tannin. Es ist übrigens im Auge zu 
ınd allgeme? behalten, dass alle Styptica bei bedeutenden arteriellen Blutungen selten aus- 
ieralicı  UnIET“ reichen und deshalb bei solchen, wo es geschehen kann, die mechanischen Blut- 
1 Anwendung, stillungsmittel , welche die Chirurgie (s. Bd. IL, pag. 344) kennt, stets am 
ıfes a0 eine Platze sind. Th. Husemann 
dung eineS 
Real-Encyclopädie der ges, Pharmacie, IX, 
29
	        
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