Full text: Salpetersäure - Thonschiefer (9. Band)

554 SYMBIOSE. — SYMBLEPHARON, 
wesen (Thier und Thier, Thier und Pflanze, Pflanze und Pflanze) zum Zwecke | 
gegenseitiger Erhaltung, so dass mit dem Absterben des einen Theiles auch der % 
Tod des zweiten eintritt. Ist dieses Verhältniss weniger intim, so spricht man ae 
auch wohl von Mutualismus (mutuus) oder von Commensalismus (cum- 3 
mensa) und behält den Ausdruck Symbiose am besten für jene Fälle, in denen & für 
die beiden vereinigten Formen geradezu zu einem einzigen Ganzen verschmelzen. Buch 
Der am genauesten studirte Fall dieser Art findet sich bei den Flechten, mn 
die nach SCHWENDENER’S und DE BARY’S Forschung und Darlegung aus einer Se für 
innigen Verbindung von farblosen Pilzfäden und eingebetteten Chlorophyllzellen m 
bestehen, wodurch der gegenseitige Vortheil erreicht wird, dass die ersteren den A. 
letzteren die zum Athmen nothwendige Kohlensäure liefern, wogegen jene freien N 
Sauerstoff produciren, der diesen zu Gute kommt. In ähnlicher Weise finden sich (ode 
in den das Meer bewohnenden Radiolarien zahlreiche Algenzellen (Zooxanthellen) mi 1 
zu gleichen Zwecken im Protoplasmakörper eingebettet, und beherbergen mehrere ynde 
andere Thiere (wie der grüne Armpolyp, die Bonellia, Strudelwürmer) Chlorophyll- delle 
zellen. Im Körper der Seerosen oder Seeanemonen (Anthozoen) ist eine förmliche Grund 
Schichte von solchen Algenkugeln in der Darmhöhle eingebettet, die bislang als schen 
„gelbe Zwischenschicht“ bezeichnet wurde. ver 
Altbekannt ist schon, dass gewisse Krebse sich mit besonderer Vorliebe in yechti 
Muscheln ansiedeln und zeitlebens dort verweilen, weshalb man jene als Muschel- ein 
wächter bezeichnet und über sie die allerkühnsten Hypothesen aufgestellt hat. Gewisse A 
Taschenkrebse suchen leere Schneckenschalen auf, um ihren wehrlosen Hinterleib 1 At 
in deren Höhlung zu bergen, während auf der Schale sich eine sonst bewegungs- nd 
unfähige Seeanemone niederlässt, wodurch diese der Ortsveränderung seitens des Sek 
Krebses theilhaftig wird, während jene an der von der Seerose herbeigestrudelten N 
Nahrung participirt. Höchst merkwürdig sind auch die symbiotischen Verhältnisse eh 
in den Ameisenstaaten, wo neben Blattläusen, den seit LINNE bekannten Honigkühen en 
der Ameisen, auch gewisse Käfer und andere Ameisen gehalten werden, welche mi | 
vollständige Sclavendienste zu verrichten haben, derart, dass gewisse Ameisenarten 1 
ohne diese Selaven verhungern, weil sie ohne sie nicht im Stande sind, sich die rn 
Nahrung zu verschaffen und zu sich zu nehmen. Auch die hochinteressanten en 
Wechselbeziehungen zwischen gewissen Pflanzen und Insecten gehören hierher. I 
So besuchen kleine Schlupfwespen die Feigen und veranlassen deren Befruchtung nn 
und Reifung zu süssen Früchten, ein Vorgang, der in den Mittelmeergegenden | 
künstlich eingeleitet und als Caprification (s. Fieus, Bd. IV, pag. 349) be- ww 
zeichnet wird. In den Tropen sind gewisse Baumarten den Angriffen der Blatt- Jared 
schneider-Ameisen ganz besonders ausgesetzt, welche deren Blätter mit den HT 
schneidigen Kiefern abkneifen. Von diesen haben sich nun einzelne Stücke eine &n 
Wehr angethan in Form anderer sehr bissiger Ameisen, welche jene sofort Ma 
angreifen und zu Tode beissen, wenn sie des Raubes halber die Bäume | 
besteigen. Als Gegendienst bietet ihnen der betreffende Baum in seinen hohlen 
Internodien Obdach und Schutz und zu gewissen Zeiten am Grunde der Blatt- = 
polster saftige Spargelsprossen, die von den Ameisen mit ganz besonderer en 
Vorliebe abgeweidet und auch in die Wohnkammern eingetragen werden. Es ist 
selbstverständlich, dass, nachdem die Forschungsrichtung einmal angedeutet ist, a 
die Zahl der beobachteten Fälle von Symbiose_immer mehr und mehr erweitert ; 
und vermehrt werden wird. v. Dalla Torre. x 
Symblepharon (cöy, mit und Bhsoxoov, Augenlid) bezeichnet die Verwachsung * 
der Schleimhaut (Bindehaut) des Lides mit der des Augapfels. Sie macht sich 
beim Abziehen des Lides durch brückenförmige Falten, die vom Lid zum Bulbus 
ziehen, sichtbar und kann die freie Beweglichkeit des letzteren hindern und selbst 
Schielen erzeugen. Die häufigsten Ursachen dieser Verwachsungen sind lang- 
andauernde Bindehautentzündungen ‚. besonders Trachom, Verletzungen, Verbren- 
nungen durch Hitze und Aetzmittel. ..Die Heilung erfolgt auf operativem. Wege; 
Recidiven gehören jedoch zur Regel
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.