562 SYPHILIS. — SYRINGIN.
eines Syphilitischen die Möglichkeit, in’s Blut aufgenommen zu werden, geboten ist.
Nach der Infection halten die Erscheinungen der Krankheit gewöhnlich einen
typischen Gang ein, welcher es gestattet, den Verlauf in eine primäre, secundäre
und tertiäre Periode einzutheilen. Die erste Periode ist durch den Initialaffeet,
den sogenannten harten Schanker oder die Primärsclerose, und durch die Drüsen-
affeetion gekennzeichnet. In der zweiten Periode treten allgemeine Erscheinungen
an Haut und Schleimhaut auf, die sich als Ausschläge, Knötchen- und Geschwürs-
bildungen erweisen. In vielen Fällen, besonders in solchen, die einer zweck-
mässigen Behandlung unterzogen wurden, ist die zweite auch die letzte Periode |
der Krankheit und diese damit auch geheilt. In anderen jedoch kommt entweder .
unmittelbar im Anschluss an das zweite Stadium oder erst nach vielen Jahren .
eine dritte Periode von Veränderungen, die sich durch die Bildung von 0oge-
nannten Gummiknoten charakterisirt. Diese Knoten können sich ausnahmslos in
allen Organen entwickeln und haben grosse Neigung zum Zerfalle. Je nach ihrem
Sitz werden sie früher oder später und mehr oder weniger für den Organismus
gefährlich.
Mit der Therapie kann man in der Regel ausgezeichnete Erfolge erzielen, und
die Prognose ist nur insofern nicht günstig, als auch bei den bestgeheilten Fällen
Rückfälle nicht ausgeschlossen sind. Die Behandlung zerfällt in eine örtliche und
in eine allgemeine. Die erstere bezweckt entweder die Vernichtung des primären
Affecetes durch Aetzung, Operation und Glühhitze oder die einfach therapeutische
Behandlung, wie sie überhaupt bei Geschwüren üblich ist. Ein ungleich grösseres
Augenmerk ist auf die allgemeine Behandlung zu richten, welche seit den früheren
Zeiten vielfach gewechselt hat. Während man ehedem durch Holz- und Abstinenz-
curen Heilung erzielen wollte und später noch eine Reihe anderer Methoden ver- ı
suchte, ist dennoch das schon lange benützte Quecksilber siegreich geblieben und |
beherrscht jetzt neben dem Jod fast ausschliesslich die Syphilistherapie. Die Gegner 8}
dieses Mittels, Antimercurialisten, sind zwar noch immer nicht völlig verschwunden, bl
wohl wird aber ihre Zahl immer geringer. Es hat sogar an solchen nicht gefehlt, 4
die behaupteten, dass die tertiären Formen der Syphilis nichts als die Folgen m
der Mercurialbehandlung seien. Die gewöhnlichste Anwendung des Quecksilbers MM
ist die Salbeneinreibung und in der neuesten Zeit die Einspritzung von Queck-
silberpräparaten.
Ausser der erworbenen Syphilis gibt es auch eine ererbte, welche dieselben
Organe befällt und oft erst in späteren Jahren auftritt.
Syphon, Ss. Mineralwässer, künstliche, Bd. VI. paz. 85.
Syracuse, in Nordamerika, besitzt eine Soole mit Na Cl 132.39 in 1000 Th.
Syringa, Gattung der nach ihr benannten Unterfamilie der Oleaceae. Bäume
mit meist ganzrandigen, kreuzweise gegenständigen Blättern und reichblüthigen
gipfelständigen Rispen. Blüthen zwitterig; Kelch glockig, vierzähnig; Krone vier-
lappig mit zwei der Röhre eingefügten Staubgefässen; Frucht eine fachspaltig
zweiklappige, lederige Kapsel mit geflügelten, eiweisshaltigen Samen.
Die Arten sind im östlichen Europa und im gemässigten Asien heimisch und
werden oft ecultivirt, am häufigsten Syringa vulgaris L., der wohlriechende
Flieder oder Holler. Durch die am Grunde herzförmigen Blätter unterscheidet
er sich von Syringa chinensis_ Willd. und S. persica_L., deren Blätter am Grunde
verschmälert sind.
Die Rinde enthält das Glycosid Syringin und den Bitterstoff Syringo-
pikrin.
Syringin ist von KROMAYER ein Glycosid genannt worden, welches sich in
der Rinde von Syringa vulgaris L., wie in Ligustrum vulgare L., in ersterem
neben dem Bitterstoff Syringopikrin, in letzterem neben Ligustron findet,
und durch Auskochen der Rinde, Fällen der Abkochung mit Bleiessie, Entbleien