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subjeetiven Symptomen treten besonders blitzartige Schmerzen , welche die Beine, ee
selten andere Körpertheile durchfahren, hervor. Ausserdem kommt es zu
Störungen der Hautempfindung, zu Veränderungen an den Sinnesorganen (Pupillen-
starre, Sehnervenatrophie u. s. w.), zu Lähmungen einzelner Schliessmuskel (der Blase,
des Afters), zur Abnahme der Geschlechtsfunetionen und, als wichtiges diagnostisches A
Symptom, zu Veränderungen in der Reflexerregbarkeit (Bd. VIII, pag. 519). #
Die Krankheit hat gewöhnlich einen ungemein schleppenden Verlauf und kann r
viele Jahre lang andauern. Sie selbst führt überhaupt nie direct zum Tode, sondern
nur die verminderte Widerstandsfähigkeit, welche sie begleitet. Daher sind Ver-
letzungen und Entzündungen jeglicher Art, Herz- und Hirnaffeetionen, Krank-
heiten der Lungen u. s. w. für die an Tabes Leidenden höchst gefährlich.
Dauernde Genesung ist bisher nicht beobachtet worden. Als ihre Ursachen werden b
besonders Erkältungen und Heredität angegeben, während ErB und FOURNIER
die Syphilis als Urheberin der Tabes bezeichnen.‘ Statistisch erwiesen ist jeden-
falls die 'Thatsache, dass die Mehrzahl der Tabetiker früher an Syphilis gelitten
hat. Wenn auch die Therapie in Bezug auf Heilung nichts leisten kann, so kann
sie oft die belästigenden Symptome beseitigen und namentlich jene Leiden hintan en
zu halten trachten, die für den Kranken eine drohende Gefahr bergen. lat
In dieser Richtung ist aufmerksame Pflege in jeder Richtung das wichtigste nder
Erforderniss. Die im Jahre 1883 von MOTSCHUTKOWSKI in Odessa angewendete Ki
und später von CHARCOT geübte Suspensionsmethode, welcher, wenn auch nicht E
Heilung , so doch Linderung der Schmerzen und Hebung der Impotenz nachge- P
rühmt wurde, hat keineswegs die Hoffnungen erfüllt, die man auf sie gesetzt hat -
und besonders dadurch an Verbreitung verloren. dass sie einzelne Unglücksfälle 5
zur Folge hatte, '
Tabiano, in Italien, besitzt eine Quelle von 13.70° mit H,„S 0.096 und
Ca (SH): 0.05. in 1000 Th.
Tabletten, Tablettes (franz.), Tabulae, Tabulettae. Der Name „Tabletten“ H
wurde seither vielfach für Plätzchen, Täfelechen, Trochisei und Pastilli in
(s. d.) gebraucht, in neuerer Zeit aber bezeichnet man damit vorzugsweise die =
durch Comprimirung hergestellte Form der Arzneimittel. — S. Tabulettae. Se
Tabloid. Unter diesem Namen kamen vor ein paar Jahren mit Zucker
überzogene comprimirte Tabletten in den Handel, sie scheinen sich
aber nicht eingebürgert zu haben. ;
_ Tabulae de Althaea. Zu Tabulae de Althaea, Althaetäfelchen , gibt
Ph. Austr. ed. VI. folgende Vorschrift: 50 Th. Pu’vis Althaeae rad. und 500 Th. B
Pulvis Sacchari werden gemischt und mit 5 Th. Ayua Aurantii flor. und soviel N
als nöthig 4qgua com-munis zur Paste angestossen; diese wird in Tafeln aus-
gewalzt, abtrocknen gelassen und dann in quadratische oder rhombische Stücke
zerschnitten.
Tabulettae. Der Name „Tabulettae“, bisher vielfach im Sinne von Trochis ei,
Pastilli und (quadratisch oder rhombisch geschnittenen) Täfelchen gebraucht, \
wird jetzt allgemein den. comprimirten Medicamenten gegeben. Die Her- Dir
stellung der comprimirten Medieamente in grösserem Maassstabe hat bereits im be
Bd. III, pag. 234 Besprechung gefunden, seitdem sind dieselben aber eine so be- ;
liebte Arzneiform geworden, dass es für manchen Apotheker wünschenswerth ist, ;
sie im Kleinen selbst herstellen zu können. Hierzu gibt E. DIETERICH in seinem
„Pharmaceut. Manual, 3. Auflage“ genaue Anleitung. Einer solchen Anleitung, die b
in diesem Werke wegen Mangel an Raum nicht ausführlich wiedergegeben
werden kann, ist umsomehr nachzugehen, als die abweichende physikalische Be- ;
schaffenheit der zu comprimirenden Substanzen natürlich auch verschiedene Be- in
ding ungen voraussetzt. unter welchen eine durch Commpression bewirkte Cohärenz