Full text: Salpetersäure - Thonschiefer (9. Band)

616 TECHNIK. 
entweder diesen selbst durch Veränderung seines Lösungsmittels mittelst eines Zusatzes 
in bald feinerer, bald gröberer Form (Ferrum sulfuricum, Cuprum sulfuricum # 
ammontiatum) ausscheiden, oder aber ihn durch einen geeigneten Zusatz aus einer 5 
gelösten Verbindung abspalten und in feinster Gestalt zur Ausscheidung , zum | 
Niederfallen bringen (Sulfur praecipitatum, Stibium sulfuratum aurantiacum). 
Je verdünnter die Lösung, um so zarter der Niederschlag. Ist eine solche Fällung S 
mit Entwickelung schädlicher Gase (H,S) verbunden, so hat sie im Freien oder n 
unter einem guten Abzuge zu geschehen. 
Gar manche der vorerwähnten Arbeiten der pharmaceutischen Defecetur kommen 
in Folge der heutigen Erzeugungsverhältnisse von Chemikalien nur selten noch vb 
in Apotheken vor. Dafür hat die pharmaceutische Technik in der Richtung der ® 
Prüfung auf Identität, Gehalt und Reinheit eine lebhaftere Ausbildung gefunden, N 
worüber in Bd. I dieses Werkes auf pag. 638 Näheres zu finden ist. Es sei hier al 
nur an die Bestimmung von Schmelz- und Siedepunkt, sowie an die Ver- N 
wendung von Lupe, Mikroskop, Speectroskop und Polarisations- Bl 
apparat erinnert, deren richtiger Gebrauch heute einen nicht unwesentlichen al 
Theil der pharmaceutischen Technik ausmacht. Nicht minder gehört hierher die de 
Ausübung der ganzen, so sehr vervollkommneten Gewichts- und Maass- er 
analyse, worüber an den betreffenden Stellen dieses Buches ausführlich be- 138 
richtet wird. BA 
Trotz alledem liegt der Schwerpunkt der pharmaceutischen Technik bei der va 
heutigen Gestaltung der Dinge in der Receptur und die Gewandtheit in der Yan 
Zubereitung der hierbei vorkommenden Arzmeiformen (s. Bd. I, pag. 628) ist ru 
allmälig zum Hauptmaassstabe der Beurtheilung der Tüchtigkeit des Apothekers jest 
geworden. Besondere Bücher über die Technik der pharmaceutischen Receptur vor 
sind nicht nur entstanden, sondern haben rasch eine Reihe von Auflagen erlebt von 
(HAGER). Obgleich man die Receptirkunst ganz gewiss nicht aus Büchern, sondern fern 
nur durch Uebung unter sachkundiger und gewissenhafter Leitung erlernen kann, eins 
so muss doch zugegeben werden, dass man in solchen Schriften im Einzelfalle halt 
sich sehr oft Auskunft und Belehrung über streitige Punkte oder seltener vor- Einf 
kommende Recepturarbeiten wird holen müssen. Dabei wird es sich in der Regel rat 
um ganz bestimmte Arzneiformen handeln, über welche die Real-Eneyeclopädie an dan 
den betreffenden Stellen stets die gewünschte Auskunft gibt, während über den he 
Charakter und allgemeine Behandlung eines Receptes unter letzterem Schlag- af 
wort in Bd. VIIL, pag. 509 ausführlich berichtet wird, so dass hier nur noch eine al 
kleine Anzahl allgemeiner Regeln zu erwähnen bleibt. IF 
Vor allen Dingen lasse man sich nicht an einem flüchtigen Blick auf einlaufende Ant 
Recepte genügen, sondern durchlese dieselben vor Beginn des Arbeitens — | 
unter scharfer Beachtung einer etwaigen Ueberschreitung von Maximaldosen in 
(Höchstgaben) — vom ersten bis zum letzten Buchstaben, worauf dieselben 
wenigstens in, grossen Geschäften zur Verhütung von Irrthümern beim späteren ner 
Verabfolgen der fertigen Arznei mit irgend einem Merkzeichen (Controlmarke) zu G 
versehen sind. — Bei der Anfertigung selbst ist dort, wo es sich um Mischungen & 
handelt, die Regel zu beachten, dass die stärker wirkenden und — was sich wohl N 
meist damit decken wird — in kleineren Mengen verordneten Stoffe zuerst, die 
übrigen nachher abgewogen werden. Eine Theilung der Arbeit unter Mehrere bei 
einem Recept ist nicht zweckmässig und nur geeignet, zu Irrthümern zu führen, 
Jede fertig gestellte Arznei ist sofort mit der Signatur zu versehen. Vielfach ist 
es Uebung geworden, auf letzterer eine Abschrift des Receptes anzubringen, was 
von erheblichem Nutzen, da eine Vergleichung dieser Abschrift mit dem Aussehen 
des Mittels vor Abgabe an das Publicum den Receptar oft noch im letzten Augen- 
blicke vor einem Missgriffe bewahren kann. Dass keine Ansammlung von benützten 
Standgefässen und Geräthschaften auf dem Receptirtische stattfinden darf, sondern 
dies alles sofort nach dem Gebrauch wieder an seine Stelle zu bringen ist, ver- 
steht sich ebenso_von selbst, wie die ausschliessliche Benützung der Waage zur
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.