Full text: Salpetersäure - Thonschiefer (9. Band)

58 SAPOTOXIN. 
lösungen schnell‘ unter Schimmelbildung; Dialysationsfähig ist das Glycosid nicht; 
ebenso krystallisirt es nicht. 
Unterschied von der in vielen Beziehungen ähnlichen Quillajasäure: Die 
Quillajasäure reagirt deutlich sauer, das Sapotoxin neutral oder fast neutral; das 
Sapotoxin gibt die LAFON’sche Reaction (ursprünglich für Digitalin erfunden *), die 
Quillajasäure‘ nicht; die Quillajasäure löst sich in.der Kälte leicht in ’absolutem 
Alkohol, das Sapotoxin gar nicht; die Quillajasäure wird schon durch neutrales 
essigsaures Blei gefällt, das Sapotoxin nur durch basisches; die Quillajasäure gibt ' 
in concentrirter Lösung mit vielen Eiweisskörpern Niederschläge, das Sapo- 
toxin nicht. 
Die Reactionen des Sapotoxins gleichen im Uebrigen denen der Cuillaja- 
säure. Auf FEHLING’sche Lösung reagiren beide Glyeoside ärect nicht, wohl 
aber nach dem Erhitzen mit verdünnien Mineralsäuren. Bei diesem Erhitzen zerfällt 
äas Sapotoxin in eine noch nicht untersuchte Glycose und in ein Sapogenin, 
welches wirkungslos ist. 
“Wirkungen. Das Sapotoxin löst schon bei einer Concentration von 1: 10000 | 
im Blute einen Theil der rothen Blutkörperchen auf; in gesättigteren Lösungen | 
wird das Hämoglobin nicht nur gelöst, sondern auch in eine nicht mehr roth 
gefärbte Modification umgewandelt. Injicirt man Thieren Sapotoxin in’s Blut, 
so sterben sie noch bei 0.5 mg pro Kilogramm Thiergewicht nach mehreren Tagen 
unter Collaps; die Section ergibt nichts. Bei grösseren Dosen entstehen die furcht- 
barsten entzündlichen Veränderungen, namentlich im Darmcanal, und der Tod 
erfolgt unter blutigen Entleerungen. Bei Einführung des Giftes in das Unter- 
hautzellgewebe ist die Aufsaugung des Giftes eine ausserordentlich langsame 
und unvollkommene, dagegen entsteht am Orte der Einführung eine heftige, sehr 
schmerzhafte Entzündung. Bei Eingeben des Giftes in den Magen kommt es zu 
leichten Reizerscheinungen von Seiten der Magenschleimhaut, und fast die gesammte 
Menge wird durch Erbrechen wieder entleert. Führt man das Gift als Klystier in 
den Mastdarm ein, so entsteht lebhafte Darmbewegung und Ausstossung der 
Lösung. Im direeten Contaet mit Nerven und Muskeln tödtet das Sapotoxin 
diese schnell ab. Aufs Auge gebracht, wirkt es wie Jequiriti-Infus, d.h, es 
bedingt eine heftige Entzündung. 
Alle giftigen Erscheinungen gehen sofort verloren, wenn man das Glyecosid mit 
Barythydrat kocht und eindunstet. Es entsteht dabei ein neuer, chemisch nur 
wenig veränderter, physiologisch aber ganz unwirksamer Saponinkörper. 
Therapeutische Anwendung. Das reine Sapotoxin findet, obwohl es, 
durch KOBERT veranlasst, von E. MERCK in den Handel gebracht wird, keine 
Verwendung, da es zu theuer ist, wohl aber. die äusserst wohlfeile Quillaj a- 
rinde. 1885 empfahl KOBERT ®) dieselbe an Stelle der Senegawurzel als Ex- 
pectorans. Diese Indiceation wurde von GOLDSCHMIDT *) experimentell am 
Patienten geprüft und sehr brauchbar gefunden. Nachdem 1886 MASLOWSKY 5) 
sich auf Grund eigener klinischer Versuche in gleichem Sinne ausgesprochen hat, 
hat sich in Russland die Quillajarinde in den Arzneischatz einigermaassen einge- 
bürgert, so dass sie in einigen Gegenden selbst im Handverkauf zum Thee für 
Brustkranke verlangt wird. Auch in Nordamerika hat auf Veranlassung von 
Fr. B. POWER 6) die Quillajarinde angefangen, die Senegawurzel in der Pharmako- 
therapie zu verdrängen. 
Den Angaben KOBERT’S zufolge muss es rationell sein, Quillajalösungen oder 
Rindenpulver in Mund oder Nase zu bringen, falls man die Schleimhäute 
*) Ph. Lafon erwärmt eine sehr kleine Menge Digitalin mit einer Mischung aus gleichen 
Theilen Weingeist und Schwefelsäure vorsichtig, bis leichte gelbe Färbung eintritt. Durch 
Zusatz eines Tropfens verdünnter Eisenchloridlösung entsteht eine blaugrüne, lange anhaltende 
Färbung (Journ. de Pharm. et de Chimie, 1885). Nach Kobert geben diese Reactionen von den 
Bestandtheilen der Digita'is nur das Digitalin und Digitoxin Schmiedeberg’s, ferner 
auch Sapotoxin. Adonidin und Oleandrin (Pharm, Ztg. 1885). Dagegen ist die Reaction 
negatiy bei Digitalein, Digitonin, Smilacin, Parillin und Yuccasaponin. J. Moeller.
	        
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