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lösungen schnell‘ unter Schimmelbildung; Dialysationsfähig ist das Glycosid nicht;
ebenso krystallisirt es nicht.
Unterschied von der in vielen Beziehungen ähnlichen Quillajasäure: Die
Quillajasäure reagirt deutlich sauer, das Sapotoxin neutral oder fast neutral; das
Sapotoxin gibt die LAFON’sche Reaction (ursprünglich für Digitalin erfunden *), die
Quillajasäure‘ nicht; die Quillajasäure löst sich in.der Kälte leicht in ’absolutem
Alkohol, das Sapotoxin gar nicht; die Quillajasäure wird schon durch neutrales
essigsaures Blei gefällt, das Sapotoxin nur durch basisches; die Quillajasäure gibt '
in concentrirter Lösung mit vielen Eiweisskörpern Niederschläge, das Sapo-
toxin nicht.
Die Reactionen des Sapotoxins gleichen im Uebrigen denen der Cuillaja-
säure. Auf FEHLING’sche Lösung reagiren beide Glyeoside ärect nicht, wohl
aber nach dem Erhitzen mit verdünnien Mineralsäuren. Bei diesem Erhitzen zerfällt
äas Sapotoxin in eine noch nicht untersuchte Glycose und in ein Sapogenin,
welches wirkungslos ist.
“Wirkungen. Das Sapotoxin löst schon bei einer Concentration von 1: 10000 |
im Blute einen Theil der rothen Blutkörperchen auf; in gesättigteren Lösungen |
wird das Hämoglobin nicht nur gelöst, sondern auch in eine nicht mehr roth
gefärbte Modification umgewandelt. Injicirt man Thieren Sapotoxin in’s Blut,
so sterben sie noch bei 0.5 mg pro Kilogramm Thiergewicht nach mehreren Tagen
unter Collaps; die Section ergibt nichts. Bei grösseren Dosen entstehen die furcht-
barsten entzündlichen Veränderungen, namentlich im Darmcanal, und der Tod
erfolgt unter blutigen Entleerungen. Bei Einführung des Giftes in das Unter-
hautzellgewebe ist die Aufsaugung des Giftes eine ausserordentlich langsame
und unvollkommene, dagegen entsteht am Orte der Einführung eine heftige, sehr
schmerzhafte Entzündung. Bei Eingeben des Giftes in den Magen kommt es zu
leichten Reizerscheinungen von Seiten der Magenschleimhaut, und fast die gesammte
Menge wird durch Erbrechen wieder entleert. Führt man das Gift als Klystier in
den Mastdarm ein, so entsteht lebhafte Darmbewegung und Ausstossung der
Lösung. Im direeten Contaet mit Nerven und Muskeln tödtet das Sapotoxin
diese schnell ab. Aufs Auge gebracht, wirkt es wie Jequiriti-Infus, d.h, es
bedingt eine heftige Entzündung.
Alle giftigen Erscheinungen gehen sofort verloren, wenn man das Glyecosid mit
Barythydrat kocht und eindunstet. Es entsteht dabei ein neuer, chemisch nur
wenig veränderter, physiologisch aber ganz unwirksamer Saponinkörper.
Therapeutische Anwendung. Das reine Sapotoxin findet, obwohl es,
durch KOBERT veranlasst, von E. MERCK in den Handel gebracht wird, keine
Verwendung, da es zu theuer ist, wohl aber. die äusserst wohlfeile Quillaj a-
rinde. 1885 empfahl KOBERT ®) dieselbe an Stelle der Senegawurzel als Ex-
pectorans. Diese Indiceation wurde von GOLDSCHMIDT *) experimentell am
Patienten geprüft und sehr brauchbar gefunden. Nachdem 1886 MASLOWSKY 5)
sich auf Grund eigener klinischer Versuche in gleichem Sinne ausgesprochen hat,
hat sich in Russland die Quillajarinde in den Arzneischatz einigermaassen einge-
bürgert, so dass sie in einigen Gegenden selbst im Handverkauf zum Thee für
Brustkranke verlangt wird. Auch in Nordamerika hat auf Veranlassung von
Fr. B. POWER 6) die Quillajarinde angefangen, die Senegawurzel in der Pharmako-
therapie zu verdrängen.
Den Angaben KOBERT’S zufolge muss es rationell sein, Quillajalösungen oder
Rindenpulver in Mund oder Nase zu bringen, falls man die Schleimhäute
*) Ph. Lafon erwärmt eine sehr kleine Menge Digitalin mit einer Mischung aus gleichen
Theilen Weingeist und Schwefelsäure vorsichtig, bis leichte gelbe Färbung eintritt. Durch
Zusatz eines Tropfens verdünnter Eisenchloridlösung entsteht eine blaugrüne, lange anhaltende
Färbung (Journ. de Pharm. et de Chimie, 1885). Nach Kobert geben diese Reactionen von den
Bestandtheilen der Digita'is nur das Digitalin und Digitoxin Schmiedeberg’s, ferner
auch Sapotoxin. Adonidin und Oleandrin (Pharm, Ztg. 1885). Dagegen ist die Reaction
negatiy bei Digitalein, Digitonin, Smilacin, Parillin und Yuccasaponin. J. Moeller.