672 THEER. — THEERFARBSTOFFE.
meist untere, wässerig ist und je nach dem verwendeten Material vornehmlich -
Ammoniak (Steinkohlen) oder Fettsäuren neben Holzgeist ete. (Holz, Torf, Braun- ;
kohlen) enthält. |
Die aufschwimmende, ölige, dunkel gefärbte Flüssigkeit heisst Theer. -
Technisch wird Theer meist als Abfallproduct bei der trockenen Destillation von .
Steinkohlen, Braunkohlen, Torf, Holz und Knochen (Thieröl, Oleum Dippeli) gewonnen, on
Die genannten Theerarten sind in ihrer chemischen Zusammensetzung, nament- N
lich im quantitativen Mischungsverhältniss ihrer Bestandtheile, wesentlich von ein- %
ander verschieden, N
Für den Steinkohlentheer ist der grosse Gehalt an Kohlenwasserstoffen der U
aromatischen Reihe (Benzol, Toluol, Xylol, Naphtalin, Anthracen, Phenanthren etc.) a
charakteristisch. Daneben kommen reichlich Phenole vor. .
Braunkohlen- und Torftheer enthalten überwiegend Kohlenwasserstoffe ; ;
der Fettreihe. „x
Der Holztheer zeichnet sich besonders durch seinen Gehalt an sauren nn
Methyläthern der Brenzeatechin- und Pyrogallolreihe (Guajakol, C; H,.O CH; .OH, nm
Kreosol, C; H; .CH;.OCH, .OH etc.) aus, .
Unter Theer schlechtweg wird stets Steinkohlentheer verstanden. I
S. Steinkohlentheer, Bd. IX, pag. 437; Braunkohlentheer, Bd, II, vEO
pag. 369; Holztheer, Bd. V, pag. 260; Oleum animale, Bd. VII, pag. 453. w
Benedikt, a
Theercampher ist Naphtalin. N
Theerfarbstoffe. Die künstlichen organischen oder Theerfarbstoffe wurden 5
früher nach den einzelnen Theerbestandtheilen, aus welchen sie bereitet werden, in 3
Phenol-, Resorein-, Anilin-, Naphtalin- und Anthracenfarbstoffe eingetheilt. Mit der
steigenden Anzahl der Farbstoffe hat sich diese Nomenclatur aber als unzulänglich w
erwiesen, da zur Darstellung ganzer Reihen von Farbstoffen zwei oder mehrere Br
Bestandtheile des Theers herangezogen werden, Die neuere Eintheilung der Theer- x
farben ordnet dieselben vielmehr nach ihrer chemischen Constitution, wobei vor- i
nehmlich auf die chromophoren Gruppen Rücksicht genommen wird,
G. SCHULTZ (Die Chemie des Steinkohlentheers, Braunschweig 1887) unter-
scheidet z. B. 13 Gruppen von Theerfarben: Rn
I. Nitrosofarbstoffe (Resoreingrün ete.). a
II. Nitrofarbstoffe,
III. Azoxyfarbstoffe (Cureumin S). ;
IV. Azofarbstoffe,
V. Hydrazonfarbstoffe (Tartrazin).
VI. Diphenylmethanfarbstoffe (Auramin). /
VII. Triphenylmeihanfarbstoffe (Rosanilin, Phtaleine, Aurin).
VIII. Anthracenfarbstoffe.
IX. Diphenylaminfarbstoffe. 1. Indophenole,
2. Oxazine (Galloeyanin).
3. Thiazine (Methylenblaugruppe).
L, Eurhodine und Safranine.
y. Induline und Nigrosine. =
6. Anilinschwarz.
X. Chinolinfarbstoffe (Flavanilin, Cyanin).
XI. Akridinfarbstoffe (Phosphin, Benzoflavin) a
XII. Indigoblau. .
XIII. Dichroine (LIEBERMANN’sche Farbstoffe, Resoreinblau, Lakmoid).
Die Theerfarben kommen entweder in fester Form oder, und zwar namentlich
die schwer löslichen, als Pasten in den Handel.
Die gebräuchlichsten Lösungsmittel für Farbstoffe sind Wasser und Weingeist,
zuweilen auch Essiesäure.