710 THIOL. — THIOPHEN.
opalisirend trüben (Schwefelsäure) und mit überschüssiger Natronlauge erwärmt,
kein Ammoniak entwickeln. Das Thiol darf an Petroleumäther keine gesättigten
Kohlenwasserstoffe abgeben und muss sich in Wasser klar lösen. Wurden zur
Herstellung arsenhaltiger Schwefel oder arsenhaltige Schwefelsäure verwendet, so
lässt sich das Arsen in dem 'Thiol in der Weise bestimmen , dass man dasselbe
mit einem Gemisch von Soda ‚und Salpeter im Porzellantiegel verascht, glüht,
mit verdünnter Schwefelsäure aufnimmt und mittelst Zink einen lebhaften Wasser-
stoffstrom entwickelt. Derselbe darf auf mit Silbernitratlösung getränktem Papier
nicht die bekannte Gelbfärbung hervorrufen.
Wie die klinischen Untersuchungen ergeben haben, unterscheidet sich die
Wirkung des Thiols bei äusserlicher Anwendung auf Hautkrankheiten in nichts
von der des Ichthyols. H. Thoms.
Thionin = LAUTH’sches Violett, s.d. Bd. VI, pag. 240.
Thionsäure, Monothionsäure, ist die gewöhnliche Schwefelsäure, H, SO,.
Thionige oder monothionige Säure ist die schweflige Säure, SO,.
Thionursäure, C,H; N, SO,, ist ein Zersetzungsproducet des Alloxans,s. d.
Bd. I, pag. 152.
: . : . : . . OH
Thionyl, SO, ist das zweiwerthige Radikal der schwefligen Säure, SOCoH
Thionylchlorid, SOCL, wird beim Erwärmen von Schwefligsäureanhydrid mit
Phosphorpentachlorid erhalten: SO, + PCI; = SO Cl, + PO Cl,. Farblose, nach
schwefliger Säure riechende Flüssigkeit, welche bei 82° siedet und in Berührung
mit Wasser sich in schweflige Säure und. Salzsäure spaltet:
(0)
SOG + H: O0 = SO, + 2 HCI.
Thiopege (d:%v, Schwefel und =ny%, Quelle), allgemeiner Ausdruck für
Schwefelwässer; man unterscheidet die kalten Thiokrenen und die warmen
Thiothermen. — S. auch Mineralwässer, Bd. VII, pag. 67.
Thiophen. Mit diesem Namen bezeichnet V. MEYER einen von ihm im Benzol
entdeckten und daraus isolirten organischen Körper von der Zusammensetzung
C,H, S, einen Körper, der die den Kohlenwasserstoffen mit ringförmiger Bindung
zukommenden Eigenschaften und Reaectionen zeigt, und doch nicht ohne Weiteres
als Benzolderivat betrachtet werden kann.
Das Thiophen ist ein treuer Begleiter des Benzols und selbst in dem als
„chemisch rein“ bezeichneten Benzol noch bis zu !/, Procent vorhanden, woraus
ohne Weiteres zu folgern ist, dass die physikalischen Eigenschaften des Thiophens
(Siedepunkt, spec. Gew., Lichtbrechungsvermögen) denen des Benzols sehr nahe
stehen müssen. Die Methode, nach welcher V. MEYER das Thiophen zuerst isolirte
(Ausschütteln des Benzols mit 1!/,0 seines Gewichtes Schwefelsäure), gibt eine
Ausbeute von noch nicht 1 Promille und ist durch neuere, vortheilhaftere
Methoden überholt worden. Vortheilhafter gewinnt man nach V. MEYER und
STADLER das Thiophen aus dem Handelsbenzol durch fraetionirte Fällung mit
Brom, wobei das Thiophen als Dibromthiophen erhalten wird. Einfacher und viel
vortheilhafter ist die synthetische Darstellung, für welche eine Reihe von Methoden
bekannt geworden sind; so ist es erhalten worden beim Durchleiten von Aethylen
oder Acetylen durch siedenden Schwefel; beim Durchleiten von Schwefeläthyl-
dämpfen durch eine glühende Röhre; durch Darüberleiten von Leuchtgas über
erhitzten Pyrit; durch Erhitzen von Aether mit Schwefelphosphor; durch Behandeln
von Schleimsäure mit Schwefelbaryum: durch Destillation von KErythrit mit