Full text: Salpetersäure - Thonschiefer (9. Band)

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und damit eine plastische Masse zu bilden. Die Plasticität ist eine der her- 
vorragendsten Eigenschaften für die technische Verwendung des Thones. Sie ist 
nicht überall die gleiche und wird stark beeinträchtigt durch Sand, weniger durch 
Kalk und durch Eisenoxyd. Das Aufnahmevermögen für Wasser geht bis zu 
70 Procent des Eigengewichtes eines Thons. .Thone von grosser Plastiecität sind 
im Angreifen schlüpferig, lassen sich lang ausziehen und werden fett oder lang 
genannt, im Gegensatz zu mageren Thonen, welche sich trocken angreifen, beim 
Ziehen kurz abreissen und wenig plastisch sind. Aus Thonen, die Wasser aufge- 
nommen haben, entweicht - dasselbe beim Trocknen und Brennen unter starkem 
Schwinden und Bersten der Masse, Mit dem Brennen des Thones wird er 
stahlhart und verliert dauernd seine gesammte Plastiejtät. Reiner Thon (Kaolin) 
ist nicht schmelzbar ; er wird es aber durch basische Beimischungen von Magnesia, 
weniger durch Kalk und Eisenoxyd, am wenigsten durch Kali. Seine Feuer- 
festigkeit ist von grösster Bedeutung für die Technik. 
Die Thone lassen sich nach dem Grade ihrer Reinheit, nach der geologischen 
Formation, in welcher sie gefunden werden, nach ihren geographischen Fund- 
orten und nach ihrer technischen Verwendbarkeit eintheilen. 
In letzterer Beziehung unterscheidet man feuerfeste (Kaolin, Pfeifenthon); 
schmelzbare (Töpferthon, Walkererde); kalkige (Mergel, Lehm) und 
ockerige Thone (Bolus, Ocker). 
Der Porzellanthon ist sehr zähe und plastisch, brennt sich weiss, ist im 
Porzellanofenfeuer nicht schmelzbar, wird meist in tertiären Ablagerungen gefunden 
und ist zuweilen von Braunkohlenlagern begleitet. Seine Zusammensetzung ist 
nicht überall die gleiche; "Thone derselben Lagerstelle zeigen oft Abweichungen 
hinsichtlich der Feuerbeständigkeit (s. auch Porzellan). 
Ein Bild von der chemischen Zusammensetzung verschiedener T’honarten mag 
folgende Tabelle zeigen: 
Berechneter Thon von Thon von Thon von Rother Thon 
Werth für Pöchlarn Grenzhausen Bendorf von Norfolk 
Kaolin Oesterreich) (Nassau) “(bei _Coblenz) (England) 
Si0, 46.50 62.54 68.28 75.44 52.87 
Al, Os | 39.56 14.62 | 20.00 17.09 15.65 
Fe, 0, | — 7.00 1.78 1.13 12.81 
CaO a N A — 
Mg O | — 5 | 0.52 | 0.31 2.65 
K, 0 | Be 2.35 0.52 1.33 
H, 0 RK: 1304 | 14.75 6.39 4.71 14.73 
Zusammen . |. 100.00 ' 99.56 | 99.93 99.68 © 100.04 
Töpferthon ist zäh und plastisch, führt meist feinen Quarzsand mit sich, 
enthält Spuren von Kalk und Eisenoxyd, ist verschieden gefärbt, schmilzt beim 
Brennen zu einer schlackenartigen Masse und wird in den jüngsten Schichten der 
Erdrinde, oft frei zu Tage liegend, gefunden. 
Walkererde, grünlich gefärbt, nicht an der Zunge haftend, wenig plastisch, 
saugt begierig Fette ein, zerfällt in Wasser zum Brei, ist stets magnesiahaltig, 
entsteht durch Verwitterung des Dioritschiefers; wird zum Walken der Tuche, 
als Mineralfarbe und als Klärmittel verwendet. Fundorte: Rosswein in Sachsen, 
Cassel (Hessen), Aachen; Schlesien, Böhmen, Mähren; Grafschaften Surrey und 
Kent (England). 
Mergel ist eine mit Sand durchsetzte Mischung von Thonerde und Caleium- 
ecarbonat, welcher je nach dem Ueberwiegen des einen oder des anderen seiner 
Haupteomponenten Thon- oder Kalkmergel genannt wird. Das Caleiumcarbonat 
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