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. gebrauchte =- außerhalb der Leibnikischen Metaphysik, nur innerhalb der
populären , sinnlichen Vorstellungsweise eine reale Bedeutung haben,
folglich nur Accomodationen , sei es nun frei- oder unfreiwillige sind,
wird Jeder zugeben, der einiger Maßen in Leibniß eingedrungen ist.
Außerdem wäre gar kein Unterschied zwischen dem System des Occasio-
nalisSmus, wo Leib und Seele als zwei besondere , sich entgegengesetzte
Wesen oder Substanzen , die daher nothwendig nur eine absolute Sub-
stanz verbinden kann, gefaßt sind , und zwischen dem Leibnikischen
System. Zwar sagt Leibnitz selbst an einer Stelle, der Uebergang
vom OccasionaliSmus zu seinem System sei ganz leicht , was in vieler
Beziehung auch richtig ist ; aber das ist ja gerade das seine Philosophie
vom Occasionalismus specifisch unterscheidende, einen positiven Fort-
schritt in der Geschichte der Philosophie bildende Moment, daß er
aus der Natur der Seele abzuleiten sucht, [47] was der Carte-
sianigmus nur durch die unbestimmte Vorstellung einer schrankenlosen
Macht , durch den Willen Gottes zu Stande brachte =- ein Fort-
schritt und Gang, der der Gang der ganzen Menschheit ist, indem
dieser in nichts anderem besteht, als das Reich des willführlichen
Gottes immer mehr und mehr zu beschränfen , und den Begriff und
das Leben des wahren , des mit Vernunftnothwendigkeit handelnden,
des mit Erkenntniß und Wissenschaft übereinstimmenden Gottes , als
aus welchem allein eine Natur und Geschichte erkennbar und begreif-
lich *) ist , an seine Stelle zu setzen,
*) Ex mero Dei arbitrio nihil omnino proficisci potest. T. VI, P. I.
p. 207.