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oder als vorstellende Seele überhaupt, sondern als selbstbewußte, den- '
kende, vernünftige, als Geist, Während in der Philosophie der Seele tr
als Naturprincip sich Leibniß dadurch von Cartesius abtrennte, daß er he H
den Begriff der Seele erweiterte, indem er das vom Willen und Be- bieset
wußtsein Unterschiedene, was jener außer die Seele als Materie sette, dewien
in sie aufnahm, so tritt er dagegen in der Philosophie der Seele als Geist danfen
wieder in Verbindung mit Cartesius , so daß er in dieser Beziehung man |
nichts ist, als der sich tiefer erfassende, entwieelnde Cartesius. Er an dv
stimmt dem Cartesius darin bei , daß „die Natur des Geistes bekann- gejat
ter“ *) und „die Eristenz desselben gewisser sei **), als die des Kör- Aut
pers, weil die Seele sich selbst am nächsten, sich immanent ist,“ 'diäß t
„die Seele immer denke oder vorstelle, obgleich sie dieser ihrer Vorstel- mi
lungen sich nicht immer bewußt sei, “ daß „der Geist die Quelle seiner Nn
Bestimmungen sei, “ die eingebornen Ideen des Cartesius darum Wahr- weis
heit hätten, und erklärt daher den Empirismus, der sich zu seiner Zeit selen
besonders in dem Engländer Locke concentrirt hatte, deSwegen haupt» nos
sächlich, weil er die Ideen bloß aus den Sinnen ableitete [63] Für*eine wi
oberflächliche Philosophie. Er schenkt zwar Locken in seinen Schriften
über populäre oder praktische Gegenstände volle Anerkennung , aber in
den tiefern, eigentlich philosophischen Materien spricht er ihm Gründ-
lichfeit ab, En toutes ces matieres Mr. Locke a raisonns un peu ä
la legere. ***) Leibniz hatte Recht mit diesem Urtheil. Aber auch v
Loe hatte in seiner Art und in dem Sinne, in welchem er die Lehre w
von den eingebornen Ideen nahm, Recht, wenn er die eingebornen au
Ideen negirte, Er dachte nämlich diese Idee, wie alle philosophischen "4
Materien, nur als Empiriker; er faßte sie in ihrem buchstäblichen, 3
fleischlichen Sinne auf. Er hielt sich nur an die rohen, sinnlichen
*) Respons. ad V. Epist. Bierlingii, Nro. 49.
**) EsSais Nouv. Sur l'Ent., Liv. II. ch. 23.
För) 0 'Omn., T. VL PTT. V. pv. 14, 25)
Zu