Full text: Darstellung, Entwicklung und Kritik der Leibnitz'schen Philosophie (5. Band)

So macht der Empirismus die mittelbare Entstehung von Begriffen zur 
ursprünglichen , Arten, wie besondere Begriffe entstehen, Arten, die 
lediglich willkührlich sind, -- die Betrachtung (les observations) die 
Reflerion, die Abstraktion =- zur generellen, allgemeinen und nothwen- 
digen Weise. Aber Beobachtung, Abstraktion, Reflerion segen als ihr 3 
Princip shon das Denken voraus, und Denken ist nicht möglich ohne | 
immanente Bestimmungen, wenn gleich diese anfänglich noch nicht als . 
bewußte, förmliche, ausdrückliche Begriffe gegenwärtig und wirksam 
sind, wenn gleich das Denken überhaupt im Anfange nicht als Denken, | 
sondern als Ansc<auung sich bethätigt. Aus einer sinnlichen An- 
shauung , die nicht shon ursprünglich zugleich eine geistige, den- | 
kende Anschauung ist, werden nun und nimmermehr Begriffe entstehen, 
man müßte denn ihren Ursprung ex nihilo ableiten. Der Mensch be- 
ginnt in der Einheit des Schauens und Denkens ; sein Gegenstand sind 
keineswegs die einzelnen, besondern sinnlichen Objekte als einzelne, 
besondere; der Unterschied von Einzelheit, Besonderheit, Allgemein- 
heit ist ein späterer. Der Mensch beginnt mit der unterschiedslosen 
Totalität =- das Einzelne ist ihm selbst das Allgemeine --; er beginnt, 
wie schon Campanella in seiner Weise behauptete *) und Lessing auch 
andeutete **) , mit der unbestimmten Allgemeinheit. Die Frage von L 
angebornen oder nicht angebornen Ideen ist übrigens nichts weniger als 
eine anthropologische, in welchem Sinne sie allein der Empirismus er- 
faßt. Lo>e kommt zwar auch auf den Unterschied zwischen Seele und 
Mensc< oder Individuum zu sprechen, aber er faßt diesen Unterschied 
ganz empirisch, indem er ihn als eine förmliche, sinnliche Separation 
denkt. Diese Frage muß in einem höheren, einem philosophischen, meta- 
physischen Sinne gefaßt werden. Es8 handelt sich hier von dem Wesen 
des Geistes, nicht von einem Besizthum, das der Mensch von Geburt 
*) De Sensu rerum et Magia. Francof. MDCXX, Lib. II. c. 22. 
F*) Sämmtliche Schriften. Berlin 1792. 7. Bd. p. 217. 
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