So macht der Empirismus die mittelbare Entstehung von Begriffen zur
ursprünglichen , Arten, wie besondere Begriffe entstehen, Arten, die
lediglich willkührlich sind, -- die Betrachtung (les observations) die
Reflerion, die Abstraktion =- zur generellen, allgemeinen und nothwen-
digen Weise. Aber Beobachtung, Abstraktion, Reflerion segen als ihr 3
Princip shon das Denken voraus, und Denken ist nicht möglich ohne |
immanente Bestimmungen, wenn gleich diese anfänglich noch nicht als .
bewußte, förmliche, ausdrückliche Begriffe gegenwärtig und wirksam
sind, wenn gleich das Denken überhaupt im Anfange nicht als Denken, |
sondern als Ansc<auung sich bethätigt. Aus einer sinnlichen An-
shauung , die nicht shon ursprünglich zugleich eine geistige, den- |
kende Anschauung ist, werden nun und nimmermehr Begriffe entstehen,
man müßte denn ihren Ursprung ex nihilo ableiten. Der Mensch be-
ginnt in der Einheit des Schauens und Denkens ; sein Gegenstand sind
keineswegs die einzelnen, besondern sinnlichen Objekte als einzelne,
besondere; der Unterschied von Einzelheit, Besonderheit, Allgemein-
heit ist ein späterer. Der Mensch beginnt mit der unterschiedslosen
Totalität =- das Einzelne ist ihm selbst das Allgemeine --; er beginnt,
wie schon Campanella in seiner Weise behauptete *) und Lessing auch
andeutete **) , mit der unbestimmten Allgemeinheit. Die Frage von L
angebornen oder nicht angebornen Ideen ist übrigens nichts weniger als
eine anthropologische, in welchem Sinne sie allein der Empirismus er-
faßt. Lo>e kommt zwar auch auf den Unterschied zwischen Seele und
Mensc< oder Individuum zu sprechen, aber er faßt diesen Unterschied
ganz empirisch, indem er ihn als eine förmliche, sinnliche Separation
denkt. Diese Frage muß in einem höheren, einem philosophischen, meta-
physischen Sinne gefaßt werden. Es8 handelt sich hier von dem Wesen
des Geistes, nicht von einem Besizthum, das der Mensch von Geburt
*) De Sensu rerum et Magia. Francof. MDCXX, Lib. II. c. 22.
F*) Sämmtliche Schriften. Berlin 1792. 7. Bd. p. 217.
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