kurz — was kann man mehr sagen? eine Wahrheit. Nur, wer von
sich sagen kann, wie Friedrich II.:
Mein höchster Gott ist meine Pflicht?)
kann sein ein Friedrich, leisten, was er der Menschheit leistete.
Sechstes Kapitel.
Der Widerspruch der Dogmen mit der Vernunst.
Die Abtrennung der Ethik von der Theologie ist der schlagendste
Beweis, daß sich ein Geist der Theologie entfernt hat, daß er gleich—
gültig geworden ist gegen ihre Dogmen, daß er etwas auf dem Herzen
hat, was er vor ihren Einflüssen in Sicherheit zu bringen sucht, daß er
nichts mehr mit ihnen zu schaffen haben will, daß es vielmehr zwischen
ihm und der Theologie zu einem förmlichen Bruche, zu einer ent—
schiedenen Antipathie gekommen ist — eine Antipathie, deren theo—
retischer Ausdruck die Erkenntniß und Behauptung ist, daß die Dogmen
der Vernunft widersprechen.
Die Veranlassung zur ausführlichen Begründung und Durchfüh—
rung dieses Widerspruchs gaben Bayle keineswegs die orthodoxen, son—
dern die rationalistischen Theologen, welche behaupteten, daß die Schrift
und Vernunft sich nicht widersprechen könnten — so z. B. in einer im
Jahre 1686 auf der Universität zu Franecker aufgestellten These *).
) Sämmtliche Werke Friedrichs des Großen. In einem Bande. Berlin 1838.
p. 724
*) Réponse aux quest. p. 765. Not. n.
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