Full text: Vorlesungen über das Wesen der Religion (8. Band)

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L mit der Vorstellung Gottes uͤber die Natur zu erheben glaubt, wo er 
Gott, wenigstens seiner Einbildung nach, als ein von allen sinnlichen 
Eigenschaften abgesondertes, unsinnliches, unkörperliches Wesen denkt, 
wie die Christen, namentlich die sogenannten rationalistischen Christen; 
selbst da bildet doch wenigstens die Grun dlage des geistigen Gottes 
die Vorstellung des sinnlichen Wesens. Wer kann sich über— 
haupt etwas als Wesen denken, ohne es zugleich als sinnliches 
Wesen zu denken, mag er auch alle Beschränkungen und Eigenschaften 
eines tastbar sinnlichen Wesens von ihm weglassen? Der Unterschied 
zwischen dem Wesen Gottes und dem Wesen der sinnlichen Dinge ist nur 
ber Unterschied zwischen der Gattung und den Arten oder den Indviduen. 
Gott ist so wenig dieses oder jenes Wesen, als die Farbe diese oder 
jene Farbe, der Mensch dieser oder jener Mensch ist; denn im Gattungs⸗ 
begriff des Menschen sehe ich ab von den Unterschieden der Menschen— 
arten und einzelnen Menschen, im Gattungsbegriff der Farbe von den 
einzelnen, unterschiedenen Farben. So sehe ich auch in Gottes Wesen 
ab von den Unterschieden und Eigenschaften der vielen verschiedenen 
sinnlichen Wesen, denke es blos im Allgemeinen als Wesen; aber 
eben deßwegen weil der Begriff des göttlichen Wesens nur abgezogen ist 
von den sinnlichen Wesen, die die Welt enthäͤlt, weil er nur ein Gat— 
tungsbegriff ist, so unterschieben wir stets auch diesem allgemeinen Be⸗ 
griff die Bilder sinnlicher Wesen, wir stellen uns das Wesen Gottes 
bald als das Wesen der Natur im Ganzen, oder des Lichtes, oder des 
Feuers, oder des Menschen, namentlich eines alten ehrwürdigen Man— 
nes vor, gleichwie uns bei jedem Gattungsbegriff das Bild der Indi— 
viduen, von denen wir ihn abstrahirt haben, vorschwebt. Eben so wie 
mit dem Wesen, ist es auch mit der Existenz Gottes, wie sich von selbst 
versteht, denn die Existenz laͤßt sich ja nicht vom Wesen absondern. 
Selbst da, wo Gott als ein Wesen vorgestellt wird, das, weil es selbst 
Geist, nur für den Geist des Menschen existire, nur dem Menschen Ge— 
genstand werde, wenn er sich erhebe über die Sinne, von den sinnlichen 
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