Full text: Vorlesungen über das Wesen der Religion (8. Band)

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meines, wesentliches Merkmal oder Prädicat des Menschen; ein We— 
sen, das ohne Beine und Arme aus dem Mutterleibe kommt, ist wohl 
e ein Mensch, aber ein Wesen ohne Kopf ist kein Mensch. Allein folgt 
ue daraus, daß alle Menschen nur einen Kopf haben? und doch ist die 
bien Einheit des Kopfes eine nothwendige Folge von der Einheit 
der Gattung, wie sie der Mensch im abstracten, d. h. sinnlosen 
Denken verselbstständigt. Zeigt mir aber nicht der Sinn, daß jeder 
Mensch seinen Kopf hat, daß es so viele Köpfe als Menschen, also 
keinen generellen oder allgemeinen Kopf, sondern nur individuelle Köpfe 
giebt? daß der Kopf, der Kopf als Gattungsbegriff, der Kopf, von 
dem ich alle individuellen Unterschiede und Merkmale weggelassen habe, 
nur in meinem Kopfe, außer meinem Kopfe aber nur Köpfe existiren? 
Was ist denn nun aber das Wesentliche an diesem, meinem Kopfe? daß 
n er ein Kopf überhaupt, oder, daß er dieser bestimmte Kopf ist? daß er 
dieser Kopf ist; denn, wer mir meinen Kopf nimmt, der läßt mir 
überhaupt keinen Kopf mehr. Und nicht der Kopf im Allgemeinen, 
sondern nur der wirkliche, individuelle Kopf wirkt, schafft, denkt. Das 
Wort: individuell ist freilich ein zweideutiges; denn wir verstehen 
darunter auch das gleichgültige, zufällige, unbedeutende Eigenthümliche, 
rh⸗ wodurch sich oft der Mensch von anderen unterscheidet. Daher muß 
man zuerst, um die Bedeutung der Individualität zu erfassen, den Men— 
* schen oder, um bei dem Beispiel zu bleiben, den Kopf des Menschen 
dem thierischen Kopf gegenüberstellen, die Individualität des mensch— 
lichen Kopfes im Unterschiede vom thierischen ins Auge fassen. Aber 
auch weiter im Vergleich des menschlichen Kopfes zum menschlichen ist 
doch, ob es gleich individuelle Unterschiede in dem Sinne giebt, wo 
E das Individuelle das gleichgültig Eigenthümliche bezeichnet, das We⸗ 
sentliche dieses, daß jeder Mensch seinen eigenen, diesen be— 
stimmten sinnlichen, sichtbaren, individuellen Kopf hat. Der Kopf als 
Gattungsbegriff, als allgemeines Attribut oder Merkmal aller Men— 
schen hat also keine andere Bedeutung, keinen anderen Sinn, als daß
	        
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