Full text: Vorlesungen über das Wesen der Religion (8. Band)

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einmal eine solche Temperatur vorhanden ist, daß das Wasser nicht als 
Dunst oder Eis, sondern als Wasser existiren kann, wo ein Wasser also 
ist, das getrunken oder von Pflanzen aufgesaugt, eine Luft, die einge— 
athmet werden kann, ein Licht von der Stärke, dem Maaße, welches 
sich mit dem thierischen oder menschlichen Auge verträgt, da sind auch die 
Elemente, die ersten Gründe und Ursprünge des thierischen und pflanzli— 
chen Lebens gegeben, da ist es natürlich, ja nothwendig, daß es auch Pflan⸗ 
zen giebt, die der thierischen und menschlichen Organisation entsprechen, 
als Nahrungsmittel dienen. Wenn man sich daher darüber verwundern 
will, so muß man sich überhaupt über die Existenz der Erde verwundern 
oder seine theologische Verwunderung und Beweisführung nur auf die 
ersten so zu sagen astronomischen Eigenschaften der Erde beschränken; 
denn haben wir einmal diese, haben wir einmal die Erde als diesen in— 
dividuellen, selbstständigen, von anderen Weltkörpern sich unterscheiden— 
den Planeten, so haben wir an dieser Individualitat der Erde die Bedin⸗ 
gung oder vielmehr den Ursprung auch der organischen Individuen gege— 
ben; denn nur die Individualität ist das Princip, der Grund des Lebens 
r Worin hat aber die Individualität der Erde ihren Grund? in der An— 
ziehung und Abstoßung, der Attraction und Repulsion, welche der Ma— 
terie, den Grundstoffen der Natur wesentlich zukommt, welche der Mensch 
nur in seinem Verstande von ihr absondert. Materielle Theile oder 
Körper, die sich anziehen, trennen sich eben dadurch von anderen, stoßen 
sie ab, bilden dadurch ein besonderes Ganze. Die Grundstoffe, die Ur— 
elemente, die Materie der Welt muͤssen wir überhaupt nicht als etwas 
Gleichförmiges, Unterschiedsloses denken; eine solche Materie ist nur 
eine menschliche Abstraction, eine Chimäre; das Wesen der Natur, das 
Wesen der Materie ist ursprünglich schon ein in sich unterschiedenes We— 
un sen; denn nur ein bestimmtes, unterschiedenes, individuelles Wesen ist 
me ein wirkliches Wesen. So thöricht die Frage, warum überhaupt Etwas 
n und der ist, so thöricht ist die Frage, warum Etwas gerade dieses bestimmte 
in. We Wesen ist, warum z. B. das Sauerstoffgas geruchlos, geschmacklos, und
	        
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