Full text: Vorlesungen über das Wesen der Religion (8. Band)

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vier Elemente. . . . . Die meisten dieser Salze sind für das Blut ganz 
unentbehrlich und finden sich sowohl im Trinkwasser, als in den Säften 
der Pflanzen, welche Menschen und Thieren zur Nahrung dienen, wie— 
der; eine Thatsache, welche den innigen Zusammenhang der beiden Na⸗ 
turreiche andeutet, die man in der Wissenschaft zu sehr von einander zu 
trennen pflegt!“ Und wenn es auch genug Erscheinungen in der Natur 
giebt, deren physikalischen, natürlichen Grund wir noch nicht entdeckt 
haben, so ist es thöricht, deßwegen, weil wir eine Erscheinung nicht phy⸗ 
sikalisch, nicht natürlich erklären können, zur Theologie seine Zuflucht zu 
nehmen. Was wir nicht erkennen, werden unsere Nachkommen erkennen. 
Wie unzählig Vieles, was unsere Vorfahren sich nur aus Gott und sei— 
nen Absichten erklaͤren konnten, haben wir jetzt aus dem Wesen der Na— 
tur abgeleitet! Selbst auch das Einfachste, Natürlichste, Nothwendigste 
hat man sich einst nur durch die Teleologie und Theologie erklärt. 
Warum sind denn die Menschen nicht gleich, warum haben sie verschie— 
dene Gesichter? fragt ein alter Theolog und antwortet darauf: damit 
sie von einander unterschieden, damit sie nicht verwechselt werden können, 
deßwegen hat Gott ihnen verschiedene Gesichter gemacht. Wir haben 
in dieser Erklärung ein köstliches Beispiel von dem Wesen der Teleologie. 
Der Mensch verwandelt aus Unwissenheit einerseits, andererseits aus 
dem egoistischen Hang, Alles aus sich zu erklären, Alles nach sich zu 
denken, das Unwillkürliche in ein Willkürliches, das Natürliche in ein 
Absichtliches, das Nothwendige in ein Freies. Daß der Mensch unter— 
uurt schieden ist von anderen Menschen, ist eine nothwendige, natürliche Folge 
seiner Individualität und Existenz; denn wäre er nicht unterschieden, so 
nalt wäre er auch nicht ein eignes, selbstständiges, individuelles Wesen, und 
IL waͤre er nicht ein Einzelwesen, ein Individuum, so existirte er nicht. Es 
maefühten giebt keine zwei Blätter an einem und demselben Baume, sagt Leibnitz, 
hemilet die sich vollkommen gleichen, und mit vollem Rechte; nur unendliche, 
hahtellel⸗ unübersehbare Verschiedenheit ist das Princip des Lebens; die Gleich— 
nanischen heit hebt die Nothwendigkeit der Existenz auf; kann ich mich nicht unter⸗
	        
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