Full text: Vorlesungen über das Wesen der Religion (8. Band)

und Vielschreiberei vorziehen, zu den Menschen, welche ihr ganzes Leben 
hindurch nur einen Zweck im Auge haben, und auf diesen Alles con⸗ 
centriren, welche zwar sehr viel und sehr Vieles studiren und immerfort 
lernen, aber nur Eines lehren, nur über Eines schreiben, in der Ueber— 
zeugung, daß nur diese Einheit die nothwendige Bedingung ist, Etwas 
zu erschöpfen und in der Welt durchzusetzen. Demgemäß habe ich denn 
auch in allen meinen Schriften nie die Beziehung auf die Religion und 
Theologie außer Acht gelassen, stets den Hauptgegenstand meines Den— 
kens und Lebens, freilich je nach der Verschiedenheit der Jahre und des 
u Standpunkts verschieden, behandelt. Bemerken muß ich jedoch, daß ich 
ul in der ersten Ausgabe meiner Geschichte der Philosophie, keineswegs 
il aus politischer Rücksicht, sondern aus jugendlicher Caprice und Anti— 
bien pathie, alle unmittelbaren Beziehungen auf die Theologie im Druck aus— 
gelassen, daß ich aber in der zweiten, in meine gesammelten Schriften 
aufgenommenen Ausgabe, diese Lücken, jedoch nicht von meinem frühern, 
sondern jetzigen Standpunkt aus, ausgefüllt habe. Der erste Name, 
der nun hier in Beziehung auf die Religion und Theologie zur Sprache 
kommt, ist Bacon von Verulam, der Vater der modernen Philosophie 
und Naturwissenschaft, wie er nicht ohne Grund von Vielen genannt 
wird. Er gilt Vielen für das Muster eines frommen, christlichen Natur— 
forschers, weil er feierlich bekannte, die profane Kritik, die er auf dem 
Gebiete der Naturwissenschaft geltend machte, nicht auf das Gebiet der 
Religion und Theologie anwenden zu wollen, nur in menschlichen Din— 
gen ein Ungläubiger, in göttlichen aber ein unbedingt, ein unterthänigst 
Gläubiger zu sein. Von ihm stammt der berühmte Satz: „die ober⸗ 
flͤchliche Philosophie führt von Gott ab, die tiefere Philosophie zu Gott 
zurück“, ein Satz, der, wie so viele andere Sätze vergangener Denker, 
einst allerdings eine Wahrheit war, aber jetzt keine mehr ist, obwohl er 
von unseren Historikern, die zwischen Vergangenheit und Gegenwart 
keinen Unterschied machen, auch jetzt noch geltend gemacht wird. Ich 
helil zeigte nun aber in meiner Darstellung, daß Bacon die Principien, die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.