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er im Glauben, in der Theologie bekenne, in der Physik verneine, daß
die alte Weise die Natur zu betrachten, die Teleologie (d. h. die Lehre
von den Absichten oder Zwecken in der Natur) eine nothwendige Folge
des christlichen Idealismus sei, welcher die Natur aus einem mit Absicht
und Bewußtsein wirkenden Wesen ableitet, daß er die christliche Religion
aus ihrer alten weltumfassenden Stellung, die sie bei den wahrhaft
Gläubigen im Mittelalter eingenommen, verdrängt, daß er nur als Pri—
vatmann, nicht aber als Physiker, als Philosoph, als geschichtlich wir⸗
kende Person sein religiöses Prinzip bethätigt habe, es also ganz falsch
sei, Bacon als christlich religiösen Naturforscher zur Devise zu machen.
Der zweite für die Religionsphilosophie interessante Mann ist Bacon's
jüngerer Zeitgenosse und Freund, Hobbes, hauptsächlich wegen seiner
politischen Ansichten berühmt. Er ist unter den modernen Philosophen
derjenige, auf den man das Schreckenswort: Atheist zuerst angewendet
hat. Die gelehrten Herren haben übrigens im vorigen Jahrhundert
darüber gestritten, ob er wirklich Atheist sei. Ich habe aber den Streit
so geschlichtet, daß ich ihn eben so sehr für einen Theisten, als Atheisten
erkläre, indem er allerdings, wie überhaupt die moderne Welt, einen
Gott statuire, aber dieser Hobbes'sche Gott so viel wie keiner sei, indem
alle Wirklichkeit bei ihm die Körperlichkeit, die Gottheit also, da er keine
körperlichen Prädicate derselben angeben könne, seinem philosophischen
Prinzip nach nur ein Wort, aber kein Wesen sei. Die dritte bedeutende
Person, die aber in religiöser Beziehung keine wesentliche Verschiedenheit
darbietet, ist Cartesius. Sein Verhältniß zur Religion und Theologie
habe ich jedoch erst im Leibnitz und Bayle behandelt, weil nämlich erst
nach der Erscheinung meines ersten Bandes Cartesius als das Muster
eines religiösen und zwar katholisch religiösen Philosophen proclamirt
wurde. Ich aber zeigte auch von ihm, daß Cartestus der Philosoph
und Cartesius der Glaͤubige zwei ganz sich widersprechende Personen
sind. Die für die Religionsphilosophie bedeutendsten, originellsten Er—
scheinungen, die ich im ersten Bande behandelt habe, sind Jacob Böhm